Weihnachtskonzert: Gesangsverein punktet mit "Vier Jahreszeiten"

23.12.2018, 21:28 Uhr
Sopranistin Iris Kotzian (Hanne), Tenor Andreas Kalmbach (Lucas) und Bass Philipp Gaiser (Simon).

Sopranistin Iris Kotzian (Hanne), Tenor Andreas Kalmbach (Lucas) und Bass Philipp Gaiser (Simon).

In der katholischen Kirche Herz Jesu in Feucht entfaltete der Chor (Gesamtleitung Dechet) zusammen mit dem Orchester Camarata aus Fürth, Mimoe Todo am Cembalo sowie Sopranistin Iris Kotzian (Hanne), Tenor Andreas Kalmbach (Lucas) und Bass Philipp Gaiser (Simon) Haydens Musik-Bilderbuch. Anders als bei Antonio Vivaldis bekannten Violinkonzerten "Vier Jahreszeiten" komponierte Hayden (1732-1809) seinen Jahreszyklus als Oratorium.

Allerdings orientiert sich der Inhalt nicht an den üblichen christlichen Themen wie Bibel oder Heiligengeschichten: Librettist Baron Gottfried von Swieten beschreibt hier, angelehnt an "The Seasons" von James Thomson, die Wandlungen in der Natur. Das beginnt mit dem Übergang vom Winter zu frühlingshafter Aufbruchsstimmung und endet bei winterlicher Ruhe und Eiseskälte, die alles erstarren lässt – beobachtet und erlebt vom Landwirt Simon, seiner Tochter Hanne und dem jungen Nachbarn Lukas.

Schwelgende Arie

Spannungsgeladen in Moll lässt der Komponist sein Werk beginnen, setzt dazu alle Instrumente von Streichern über Holz- und Blechbläser und Pauken ein – Frühjahrsstürme, die den Übergang zu milderem Wetter einleiten. Mit dem ersten Rezitativ stellten sich die Solisten vor, allen voran Kotzian, die ihre Partie mit Leichtigkeit und Ausdruck grandios sang. Gesangsverein Feucht und Orchester Camarata aus Fürth unter Gesamtleitung von Martin Dechet mit Joseph Haydns "Vier Jahreszeiten" in der Herz Jesu Kirche in Feucht.

Großartig später ihre schwelgende Arie "Welche Labung für die Sinne" mit der Oboe als Hauptinstrument, oder die lyrisch-ruhige Cavatina ("Licht und Leben sind geschwächt"). Kalmbach, mit einigen leichten stimmlichen Schwankungen, machte diese mit seinem Einsatz bestens wett, während Gaiser, der ausdrucksvoll, souverän und sicher sang, ab und an etwas verhalten wirkte. Wunderbar hier der Beginn des Sommers, mit feuriger Morgenröte (Kotzian) und das glänzende "sie strahlt" aller, bei dem man sich wirklich einen Sonnenaufgang vorstellen konnte.

Glorios der sich anschließende Chor "Heil, o Sonne heil" in Art einer Fuge, eine Hymne an die Sonne als Lebensspenderin. Sicher und facettenreich meisterten die Singenden des Gesangsvereins ihre anspruchsvollen Parts. Oft stehen sie in enger Verbindung mit einem oder allen Solisten, denn Haydn mischt Soli, die vielen Rezitative und Chöre teils ineinander übergehend.

Weinfest mit Jagdmotiv

Manche setzen tonmalerische Akzente oder erinnern, wie der Eingangschor, an Tänze beziehungsweise Volkslieder. Sehr ausdrucksstark "Sei nun gnädig, milder Himmel" des Gesangsvereins, dessen getragene Melodie kurz an den Gefangenenchor aus Nabucco erinnert. Wie ein großes Finale klingt ihr majestätisches "Ewiger, mächtiger, gütiger Gott", bei dem die Betonung wie ein Ausrufezeichen oder Tusch auf "ewiger" liegt.

Ungemein bildreich präsentiert sich dieses emotionale Alterswerk Haydns. Es erzählt vom Weinfest mit Jagdmotiv (Hörner), bei dem die Männerstimmen mit "Juchhe! Der Wein ist da" sehr gut zur Geltung kommen.

Dazu vom Gewimmel in der Luft und im Wasser sowie vom erstarrten Leben im Winter, das Kalmbach gefühlvoll ausmalt ("Gefesselt steht der breite See"). Diesen unterschiedlichen Motiven gerecht zu werden, verlangt viel an Einfühlungsvermögen und Wandlungsfähigkeit, was alle Ausführenden sehr gut und sensibel meisterten.

Stehender langanhaltender Applaus belohnte dieses gelungene und beeindruckende Konzert.