"Wetten, dass..?": Aufbauarbeiten in der Messehalle laufen

2.10.2008, 00:00 Uhr

© Fengler

Thomas Frenz blättert in den Zetteln: "Moment... also ich bin Pater Philipp", sagt er. Pater Philipp ist einer von zwei Zisterzienser-Mönchen, die mit ihren gregorianischen Gesängen derzeit die Hitlisten erobern. Thomas Frenz hat gerade seine Einweisung als Licht-Double erhalten und wartet nun auf die erste Stellprobe. Da die Stars nicht zu den Proben kommen, werden sie durch "Normalbürger" ersetzt.

Frenz wird später so lange auf Deutschlands berühmtestem Sofa sitzen, bis das optimale Licht gefunden ist. Das gesamte Ausleuchten dauert einen Tag. Eigentlich studiert Frenz evangelische Theologie in Erlangen. "Da passt die Paterrolle doch ganz gut", sagt er lachend. "So kann ich den Katholiken auch mal einen Gefallen tun." Er hatte sich den Nebenjob gesucht, weil er mal sehen wollte, wie es im Showgeschäft zugeht und wie das, was er sonst nur im Fernsehen sieht, in der Realität ist.

15 Tonnen Lichttechnik

Die Wirklichkeit ist auf jeden Fall eins: ein Puzzle, das - zerlegt - etwas von der perfekten Illusion nimmt, die die Sendung für den Fernsehzuschauer hat. Kleiner wirken die Showtreppe und das Sofa; die zahlreichen Kameras und die 15 Tonnen Lichttechnik, die vor und über der Bühne zum Einsatz kommen, kann man im Saal beim besten Willen nicht übersehen.

250 Mitarbeiter bereiten seit dem 23. September die Show vor, die im Schnitt 12 Millionen Zuschauer verfolgen. Das Erfolgsrezept: spektakuläre Wetten und Auftritte prominenter Gäste. 934 Stars haben bis heute auf Gottschalks Couch Platz genommen, 694 musikalische Beiträge wurden präsentiert. Am Grundkonzept hat sich wenig geändert, aber anstelle der Stadtwette gibt es nur noch eine Aktionswette für die Bürger, die aber, anders als früher, in der Halle stattfindet. Sollte Gottschalk seine Wette gegen die Nürnberger verlieren, wird er seine Wettschuld in der Show einlösen. Bei der letzten "Wetten, dass..?"- Sendung aus Nürnberg 2004 hatte Gottschalk nach verlorener Wette noch in St. Elisabeth predigen müssen.

Bekannt durch Deodorant

Am Samstag wird die Gästeliste wieder exquisit: Frankreichs First Lady Carla Bruni wird singen. Sängerin Gabriella Cilmi, deren Hit "Sweet About Me" durch einen Deoroller bekannt wurde und nun auf allen Radiostationen läuft, tritt ebenfalls auf. Auf dem Sofa werden Formel-1-Fahrer Sebastian Vettel, Schauspielerin Salma Hayek, Regisseur Michael "Bully" Herbig, Autor Franz Xaver Kroetz, Fußballerfrau Sylvie van der Vaart und Modedesigner Karl Lagerfeld Platz nehmen. Comedian Atze Schröder, Fechterin Britta Heidemann, Foreigner und die Söhne Mannheims komplettieren die Besetzung.

Doch noch ist der Glamour fern. Kunstmaler Georg Dietz malt die letzten Flammen auf eine Holzdekoration. Seit 25 Jahren ist er bei "Wetten, dass..?" dabei. "Das Aufwendigste, das ich je für eine Sendung gebaut habe, war eine Ente: fünf Meter hoch und sieben Meter lang", sagt er. "35 Kubikmeter Styropor haben wir dafür gebraucht. Manchmal arbeiten wir bis 19.30 Uhr, da sind die Zuschauer schon im Saal." Über welchen Star er sich am meisten freute? "Anna Netrebko", sagt er ohne Zögern. Zeit zum Schauen hat er aber nicht, oft muss noch während der Live-Sendung etwas bemalt werden.

Anstößige Wettvorschläge

Ab heute werden die Wettkandidaten proben - viermal bis zur Show. "1500 Wetten werden nach jeder Sendung eingereicht", erzählt Pressesprecher Peter Gruhne. "Aber nur ein Bruchteil ist zu gebrauchen." Vieles wiederhole sich. "Es gibt zig Leute, die rückwärts reden können." Viele Wetten sind anstößig: "Es hatte sich mal einer beworben, der am Hundehaufen erkennen konnte, was der Hund gegessen hatte."

Seit es die Sendung gibt, wurden die Bühnenbilder von einem Mann gestaltet: Pit Fischer, gelernter Theaterbühnenbildner. Er ist nun 72 Jahre alt und fand in Florian Wieder einen würdigen Nachfolger. Wieder wurde für seine Bühnenbilder schon mit dem "Deutschen Fernsehpreis" geehrt und wird neue Akzente setzen. Was bleibt, ist der Hauch der Achtziger in den verspielten, bunten Bühnenbildern; verändert wurde nur der Teil, in dem das Sofa steht. Wie die Nussbaumverkleidung und der neue eckige Tisch wirken, auf dem längst keine Gummibärchen mehr stehen, können die Zuschauer am Samstag ab 20.15 Uhr im ZDF entdecken.

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