Wichtige Perspektiven für den Lebensabend im Dorf

31.7.2014, 13:00 Uhr
Wichtige Perspektiven für den Lebensabend im Dorf

© Scherer

Derzeit richten sich die Sozialträger ausschließlich nach der Wirtschaftlichkeit und damit nach den Einwohnerzahlen. Gemeinden unter 5000 Einwohner fallen durch den Rost. Sie sind zu klein, um eine solche Einrichtung kostendeckend zu begründen. Davon berichten konnte der ehemaliger Wilhermsdorfer Bürgermeister und jetzige Landtagsabgeordnete Harry Scheuenstuhl.

Immer wieder wurde von älteren Bürgern der Wunsch an ihn herangetragen, dass, sollte das Lebensende schon in einer Pflegeeinrichtung verbracht werden müssen, das doch in der eigenen Gemeinde möglich sein sollte. Und vor diesem Dilemma steht auch Ammerndorf. Die Ammerndorfer sind auf Pflegeheime in Roßtal, Großhabersdorf, Zirndorf und Cadolzburg angewiesen und damit vom dörflichen Leben oder spontanen Betreuungsbesuchen ihres Heimatortes abgeschnitten.

In Wilhermsdorf hat es gut acht Jahre von den ersten Überlegungen bis zur Eröffnung der „Ambulant betreuten Wohngemeinschaft“ gedauert, berichtete Scheuenstuhl. Doch heute sei die Gemeinde froh, einen Lebensabend im eigenen Wohnumfeld bieten zu können. Der Kampf für diese Einrichtung in Wilhermsdorf sei nicht einfach gewesen, so Scheuenstuhl. Ohne den politischen Willen dafür wäre die Wohngemeinschaft auch nicht realisierbar gewesen. Bau- und Belegrisiko würde auch in Ammerndorf kein Träger übernehmen. Dafür seien Garantien der Gemeinde notwendig. Doch während derlei noch in so mancher Gemeinde kontrovers diskutiert und der demografische Wandel ignoriert werde, seien die Kommunalausgaben für die Kinderbetreuung längst kein Diskussionspunkt mehr, gab Scheuenstuhl zu bedenken.

Den einfacheren Part bei der Vorstellung des Pflegekonzeptes hatte Awo-Kreisvorsitzender Frank Bauer. Die Awo als Sozialverband könne auf Dauer keine Einrichtung mit Defizit tragen, stellte er klar. Auf der anderen Seite verfolge sie keine Gewinne. In jedem Fall aber sehe sie sich in der Verpflichtung, den Menschen dort zu helfen, wo Hilfe notwendig ist.

Er beobachtet, dass in Kommunen mit mehr als 10 000 Einwohnern immer öfter private Investoren in die Seniorenbetreuung einsteigen. Dann allerdings mit Häusern, die mindestens 70 Plätze bieten. Verbunden mit der Ortsgröße, sichere das die Auslastung und den verlustfreien Betrieb.

Auch im Bereich des Betreuten Wohnens seien nur größere Wohneinheiten wirtschaftlich zu betreiben. Mit dem Ziel, trotz dieses Spannungsfeldes auch kleinere Orte unterstützen zu können, hat die Awo in Wilhermsdorf erste Erfahrungen mit einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft in Verbindung mit barrierefreien Wohnungen gesammelt, die positiv bewertet werden. Derzeit ist der Awo-Kreisverband mit weiteren Kommunen im Landkreis im Gespräch, um eine solide, partnerschaftliche Zusammenarbeit zu suchen. Dabei werde die Awo nicht wie am Bazar feilschen, sondern mit offenen Karten spielen und alle Fakten transparent darlegen.

SPD-Vorsitzender Jürgen Götz dankte den Referenten für die offenen Worte, die indes keine Euphorie ausgelöst hätten. Vielmehr hätten die Schilderungen deutlich gemacht, dass die Gemeinde, wolle sie eine Betreuungseinrichtung in Ammerndorf ansiedeln, mit im Boot sitzen und kräftig mitrudern müsse.

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