Wilhermsdorfer Schlüter tuckert wieder

WILHERMSDORF - Im Jahre 1938 wurde er in München gebaut, der Schlüter-Motor mit der Nummer 83431. Mit seinen 18 PS lief er bis in die 1960er Jahre, seitdem stand er still. Jetzt haben ihn die Oldtimerfreunde wiederbelebt.

Die Spannung war groß: Wird der alte Motor nach der Generalüberholung durch die Oldtimerfreunde Zenngrund wieder anspringen? Er bockte nur ein ganz klein wenig, dann lief er wieder tadellos.

Der Schlüter-Motor ist eine kleine Besonderheit, denn gerade mal 42 Exemplare der Baureihe DSL 18 haben die Mechaniker damals produziert. Was die Abkürzung bedeutet, weiß heute niemand mehr, denn die Betriebsunterlagen sind verschollen, sagt Helmut Zollhöfer, Chef der Oldtimerfreunde. Eines aber weiß man: Der DSL 18 war seinerzeit der stärkste Stationär-Motor, den Schlüter produzierte, die großen Schiffsdiesel mal ausgenommen.

Zollhöfer hat sich viel Mühe gegeben, um den Ein-Zylinder-Diesel in Gang zu bringen. Der Motor hat früher im Lagerhaus der Hühns in Wilhermsdorf über Lederriemen allerlei Maschinen angetrieben. Der Stillstand verursachte allerdings viele Schäden: Die Stahlhaut riss, die Kolben waren völlig unbeweglich geworden.

Zollhöfer nahm das 800 Kilogramm schwere Gerät komplett auseinander, entfernte Rost, flickte Löcher, tauschte kaputte alte Schrauben gegen neue, befüllte den Motor mit frischem Öl und Kühlwasser mit Glykol. Sogar ein eigenes Wägelchen hat er gebaut und die Maschine darauf geschraubt. Auf diese Weise kann sie nun hinter einem Traktor durch die Gegend kutschiert werden.

Mit Zusatzkraft

Am Tag der Wiederauferstehung stand Hermann Meyer bereit, um anzukurbeln. Ein wenig Zusatzkraft für den Neustart lieferte ein Elektromotor. Doch was selbst Helmut Zollhöfer nicht erwartet hatte – vielleicht hat es Hansfried Reichel mit seinem Ölkännchen bewirkt: Dank der mit einem Hebel reduzierten Kompression lief die Maschine bereits nach einer Kurbelumdrehung an.

Sehr zur Freude der zahlreich an der Oldtimerscheune erschienenen Menschen: Alle applaudierten kräftig. Unter den Gästen waren auch Nachkommen der früheren Motorbesitzer vom Lagerhaus Hühn. Die erinnerten sich noch, wie er früher tagsüber tuckerte. Genau wie jetzt wieder.