100 Jahre Frauenwahlrecht: Laut Merkel bleibt noch viel zu tun

10.11.2018, 16:36 Uhr
Emmeline Pankhurst setzt sich in einer Rede auf dem Londoner Trafalgar Square (Großbritannien) für das Frauenwahlrecht ein. Sie war Kämpferin für die politische Gleichberechtigung der Frauen in Großbritannien Anfang des 20. Jahrhunderts. Als Gründerin der 1903 entstandenen Women's Social and Political Union, die den radikalen Flügel der Frauenbewegung bildete, wurde sie mehrmals festgenommen.

© dpa Emmeline Pankhurst setzt sich in einer Rede auf dem Londoner Trafalgar Square (Großbritannien) für das Frauenwahlrecht ein. Sie war Kämpferin für die politische Gleichberechtigung der Frauen in Großbritannien Anfang des 20. Jahrhunderts. Als Gründerin der 1903 entstandenen Women's Social and Political Union, die den radikalen Flügel der Frauenbewegung bildete, wurde sie mehrmals festgenommen.

Kanzlerin Angela Merkel hat zum 100. Jahrestag der Einführung des Frauenwahlrechts weitere Schritte zur Umsetzung der Gleichberechtigung gefordert. Vor allem bei der "vernünftigen Repräsentanz" von Frauen in Führungsetagen sei noch ein weiter Weg zu gehen, sagte Merkel in ihrem wöchentlichen Video-Podcast.

"Wir in der politischen Landschaft wollen dafür sorgen, dass wir eine paritätische Besetzung gerade auch der von uns eingerichteten Gremien bis 2025 erreichen", betonte die CDU-Politikerin. Es habe bereits erhebliche Fortschritte gegeben. "Es bleibt aber noch viel zu tun."

Eine fundamentale politische Entscheidung

Die Einführung des Frauenwahlrechts am 12. November 1918 würdigte Merkel als "fundamentale politische Entscheidung, die zur Gleichberechtigung von Mann und Frau wesentlich und unabdingbar war". Inzwischen seien 72 Prozent der Frauen erwerbstätig. Die Bundesregierung habe einiges erreicht, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern. Dazu gehörten etwa der Rechtsanspruch auf Kita- und Kindergartenplatz. Künftig solle es auch einen Rechtsanspruch auf Betreuung im Grundschulalter geben. Innenminister Horst Seehofer (CSU) nannte die Einführung des Frauenwahlrechts einen "Meilenstein" der Demokratiegeschichte. "Was heute selbstverständlich ist, war ein mühevoller Weg und nicht zuletzt ein Verdienst vieler mutiger Pionierinnen, die für ihr Recht zu Wählen gekämpft haben", schrieb Seehofer auf Twitter.

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sagte: "Frauen müssen nicht nur wählen dürfen – sie müssen auch die Wahl haben, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten." Leider sei dies in vielen Ländern noch alles andere als selbstverständlich. So hätten mehr als 200 Millionen Frauen in Entwicklungsländern keinen Zugang zu moderner Verhütung. Alle zwei Minuten sterbe eine Frau in diesen Ländern an den vermeidbaren Komplikationen von Schwangerschaft oder Geburt.

Größerer Einfluss von Frauen auf die Politik

Politikerinnen aller Bundestagsparteien forderten einen größeren Einfluss von Frauen auf die Politik. "Mir ist wichtig, dass Frauen wählen gehen und dass mehr Frauen für politische Ämter kandidieren und gewählt werden. Dann bewegt sich nämlich auch mehr für Frauen", sagte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner mahnte: "Das, was Generationen vor uns für die Frauen erkämpft haben, sollten wir heute nicht leichtfertig aufgeben." Die Linke-Vorsitzende Katja Kipping forderte die Frauen in Deutschland auf, mit Blick auf die übliche Rollenverteilung im Alltag an die "Tradition des selbstbewussten Erkämpfens" anzuknüpfen: "Auch Männer haben ein Recht darauf, jede zweite Windel zu wechseln und jeden zweiten Elternabend wahrzunehmen."

Für die Grünen kritisierten Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt und die frauenpolitische Sprecherin Ulle Schauws, dass in der Bundesregierung nur ein Viertel der Staatssekretäre weiblich sind. "Bundesminister wie Horst Seehofer oder Andreas Scheuer kommen gleich ganz ohne Frauen auf dieser Ebene aus."

Die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel sagte den Funke-Blättern, für die meisten westlichen Frauen sei die Vereinbarkeit von Familie und Karriere ein wichtiger Maßstab für politische Entscheidungen. "Die Politik muss darauf eine Antwort geben können und eine positive Vision zeichnen, um die Teilhabe an politischen Entscheidungsprozessen zu fördern."

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