Arbeiten in der Stadtbibliothek: Angestaubt ist hier nichts

16.7.2014, 04:06 Uhr
Arbeiten in der Stadtbibliothek: Angestaubt ist hier nichts

© Stefan Hippel

Nein, mit verstaubten alten Büchern hat dieser Beruf nichts zu tun. Das wissen die drei Azubis Anzelika Jäger, Joanne Lüdke und Öznur Aydin nur zu genau. Sie werden gerade in der Stadtbibliothek zu Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste ausgebildet. Bei dieser Tätigkeit muss man immer über aktuelle Entwicklungen und Neuerscheinungen von Büchern, E-Books, Filmen, CDs und Konsolenspielen informiert sein.

Arbeiten in der Stadtbibliothek: Angestaubt ist hier nichts

Anzelika und Joanne sind im ersten Ausbildungsjahr, Öznur im dritten. Jede würde sich wieder für diesen Beruf entscheiden. Er ist abwechslungsreich. Man schiebt nicht nur Wägen durch die Reihen und ordnet Bücher wieder in die Regale. „Das gehört schon auch dazu, aber gerade die neue Technik oder die Onleihe, nehmen doch einen breiten Raum ein“, ist Anzelika begeistert. „Wir müssen aktuell bleiben, wissen, welche Filme gerade ihren Hype haben, um unseren Kunden ein entsprechendes Angebot offerieren zu können.“

Gefordert sind zudem soziale Kompetenz, denn die Fachangestellten beraten auch – Erwachsene wie Kinder. „Ich liebe sie“, sagt Anzelika und strahlt. „Bilderbuch-Kino, bei dem die einzelnen Seiten auf einer großen Leinwand zu sehen sind, und der Text vorgelesen wird, ist eine super Sache. Die Kinder stellen Fragen, bringen ihre Ideen ein. Das ist einfach schön zu beobachten.“ Öznur fügt hinzu: „Wir kooperieren mit Lehrern, machen Führungen. Die Schüler sollen Interesse am Lesen entwickeln und natürlich wieder in die Bibliothek kommen.“ Diesen Zweck haben auch die Bücherbusse, die in 13 Stadtteilen und an 17 Grundschulen halten. „Hier ist Teamgeist gefragt“, betont Öznur und lacht. „Wir sind immer zu zweit und haben viele Leute zu betreuen. Da kann es schon mal eng werden.“

Der Kontakt mit Nutzern ist nicht immer einfach. „Man muss manchmal geduldig sein, wenn beispielsweise jemand ein Buch ausleihen will, dessen Titel aber nicht mehr weiß. Da heißt es: Immer wieder nachfragen und freundlich bleiben – selbst wenn der Kunde langsam ein bisschen ungehalten wird“, so Joanne. Im Eingangsbereich Hinweise zur Orientierung geben, Sonderfälle bei der Nutzung bearbeiten, Leseausweise ausstellen und immer wieder Auskunft geben – das sind Aspekte dieses Berufes.

In den Büchereien müssen aber auch Medien gekauft werden. „Hier arbeiten wir unter anderem mit Buchhandlungen, Antiquariaten und sonstigen Lieferanten zusammen“, so Ausbilderin Brigitte Jahreiß. Sind die Bücher, CDs und DVDs oder Spiele da, werden sie inventarisiert, katalogisiert und erhalten eine Signatur. Der Kunde möchte sie ja schließlich schnell und einfach finden. In den Stadtteilbibliotheken erhalten Bücher einen Barcode, im Haupthaus und einigen Stadtteilbibliotheken eine moderne RFID, also Radiofrequenz-Identifikation, mit der Medien verbucht sowie ge- oder entsichert werden. „Diese Aufgaben sind nicht so beliebt“, räumt Öznur ein, „aber das gehört eben dazu.“ Ohne Genauigkeit und Sorgfalt, eine systematische Ordnung geht gar nichts.

Für einen Bereich begeistern sich dagegen Joanne, Anzelika und Öznur gleichermaßen: die Organisation von Veranstaltungen wie etwa Ausstellungseröffnungen oder die Klassen- und Gruppenführungen. Anzelika beteiligte sich zum Beispiel am Bibliotheksstand beim Stadtteilfest St. Leonhard und Öznur hat als Projektarbeit die Finissage der Ausstellung „altered books“, Buchfaltkunst von Michael Hardenfels, in der Bibliothek St. Leonhard vorbereitet.

Wer sich für die Ausbildung interessiert (die Stadtbibliothek sucht für 2014 Azubis), sollte mindestens den Quali, besser mittlere Reife, und gute Noten in Deutsch haben. Allgemeinbildung ist wichtig, schließlich haben Kunden Fragen zu unterschiedlichsten Themen. Englisch und möglichst eine zweite Fremdsprache sind erwünscht, denn: „Menschen aus vielen Nationen nutzen die Stadtbibliothek“, so Jahreiß. „Bürger mit Migrationshintergrund sind oft glücklich, dass Anzelika Russisch spricht, sie ist in Kasachstan geboren, und Öznur Türkisch.“

Praktika zeigen den Weg zur späteren Spezialisierung

Beim Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste handelt es sich um eine duale Ausbildung. Der Blockunterricht findet für Azubis aus ganz Bayern in der Städtischen Berufsschule für Medienberufe in München statt. Etwa zwei Drittel der Zeit gehören der Ausbildung in den Bibliotheken vor Ort. Die Vergütung liegt in den drei Ausbildungsjahren zwischen 793 und 889 Euro. Auch Praktika sind angesagt, etwa in Nürnbergs Partnerstadt Glasgow. Durch eine Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk können Azubis auch dort Erfahrungen sammeln.

Später haben Fachangestellte die Möglichkeit, sich im wissenschaftlichen Bereich, etwa an der Universität, oder im Stadtarchiv, beim Rundfunk oder an einer Klinik im Bereich medizinische Dokumentation zu spezialisieren. Für jedes dieser Fachgebiete gibt es während der Ausbildung schon Praktika, um sich zu orientieren. Möglich ist nach Abschlussprüfung und Fachabitur auch ein Bachelor- und Master-Studiengang.

Info: Brigitte Jahreiß, 0911/2313401

Brigitte.Jahreiss@

Stadt.Nuernberg.de

www.stadtbibliothek.

nuernberg.de

 

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