Datenklau an Geldautomaten nimmt wieder zu

9.12.2017, 12:09 Uhr
Datenklau an Geldautomaten nimmt wieder zu

© Angelika Warmuth/dpa

Die Schadenssumme durch das Ausspähen ("Skimming") von Kartendaten und Geheimnummer (PIN) von Bankkunden ging nach vier Jahren in Folge mit sinkenden Werten erstmals wieder nach oben. Den Zahlen von Euro Kartensysteme zufolge summierten sich die Bruttoschäden durch den Einsatz von Kartendubletten von Januar bis November auf gut 2,0 Millionen Euro – das sind über 30 Prozent mehr als in den elf Monaten des Vorjahres.

Die Frankfurter Einrichtung, die sich im Auftrag der deutschen Kreditwirtschaft um das Sicherheitsmanagement für Zahlungskarten kümmert, sieht dennoch keinen Grund zur Sorge: Denn von dem Bruttoschaden bleiben nur etwa 300.000 Euro (15 Prozent) an den heimischen Banken und Sparkassen hängen. Grund sind internationale Abkommen, wonach für Schäden aus betrügerischen Geschäften mit geklauten Kartendaten die Länder aufkommen müssen, die die niedrigsten Sicherheitsstandards haben.

Der Chip macht's

Deutschland setzt seit Ende 2010 auf moderne EMV-Technik anstelle von Magnetstreifen, die leicht kopierbar sind. Bei EMV sind Bezahlkarten mit einer Art Mini-Computer ausgestattet: Der Datensatz wird verschlüsselt, die Karte bei Gebrauch auf Echtheit geprüft – und zwar bei jedem Einsatz sowohl am Geldautomaten als auch an der Ladenkasse.

Hier zu Lande  sind seit Ende 2010 alle inzwischen gut 100 Millionen Girocards mit einem solchen Chip ausgestattet, ebenso sämtliche knapp 60.000 Geldautomaten und 720.000 Terminals im Handel. "In Europa haben wir praktisch keine Skimming-Schäden mehr dank moderner Technik", sagt Margit Schneider von Euro Kartensysteme in Frankfurt.

Das hält Kriminelle aber nicht davon ab, an Geldautomaten in Deutschland Kartendaten und Geheimnummer (PIN) von Bankkunden auszuspähen ("Skimming"), um diese Daten dann in denjenigen Ländern zu Geld zu machen, die weitaus geringere Sicherheitsstandards haben. Im Gegenteil: sowohl die Fallzahlen als eben auch der Bruttoschaden gingen im laufenden Jahr wieder nach oben.

476 Manipulationen von Geldautomaten bundesweit zählte die Einrichtung Euro Kartensysteme von Januar bis einschließlich November 2017 – fast ein Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum. Brennpunkt einmal mehr: Berlin. Mit 267 Fällen registrierten Fahnder 56 Prozent aller Attacken in der Bundeshauptstadt. Die Häufung hat nach früherer Einschätzung des Bundeskriminalamts (BKA) auch damit zu tun, dass in Berlin viele Touristen unterwegs sind – unter anderem aus Ländern, in denen Zahlungskarten noch nicht mit dem EMV-Chip ausgestattet sind.
 

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