Die A-Klasse: Vom Marketing-Gau zum Verkaufserfolg

21.10.2017, 11:22 Uhr
Die A-Klasse: Vom Marketing-Gau zum Verkaufserfolg

© Foto: Ingo Wagner/dpa

Bei einem "Elchtest" war eine A-Klasse in Schweden am 21. Oktober 1997 umgekippt. Das Echo in den Medien und in der Autobranche war stark, auch Häme war mit dabei. Daimler stoppte die Auslieferungen, später wurde die A-Klasse aber doch noch ein Erfolg.

Testfahrer stellten im Oktober 1997 verschiedene Fahrzeuge für die schwedische Zeitschrift "Teknikens Värld" (Technik-Welt) auf den Prüfstand. Teil der Prüfungen war abruptes Hin- und Herlenken – als würde man einem Elch auf der Straße ausweichen. Der Begriff Elchtest wurde aber erst später von deutschen Medien geprägt.

Daimler-Benz hatte damals große Hoffnungen in die neue A-Klasse gesetzt. Von dem Modell waren bereits erste Fahrzeuge ausgeliefert worden. Dann aber wurde das desaströse Ergebnis des Tests bekannt. Zunächst reagierte der Hersteller zurückhaltend. Das sei ein "Extremtest" gewesen mit wenig realistischen Lenkbewegungen, hieß es damals.

Danach hat Daimler die Produktion gestoppt. Die Bosse, zu denen auch der heutige Konzernchef Dieter Zetsche als damaliger Vertriebsvorstand gehörte, entschieden sich schließlich für die Aufrüstung der A-Klasse. Das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) wurde serienmäßig eingebaut, für 100 Mio. D-Mark pro Jahr. Diese von Bosch entwickelte Schleuderschutz-Technik verhindert, dass Autos aus der Fahrspur ausbrechen – oder eben umkippen.

"Mit Einführung des ESP bei der A-Klasse wurde die Technik sukzessive bei allen Modellen zum Serienstandard", sagt ein Daimler-Sprecher. Hiermit habe man die Branche so stark geprägt, dass in der EU seit 2011 alle neu zugelassenen Pkw-Modelle mit ESP ausgestattet seien. "Der Elchtest wurde ein Treiber zu mehr aktiver Sicherheit und ist heute ein fester Bestandteil bei Fahrzeugtests."

Laut Verband der Automobilindustrie beschleunigten die Test-Erkenntnisse den serienmäßigen ESP-Einbau. In vielen deutschen Modellen sei die Technik verbaut worden, bevor dies per Gesetz Pflicht war. Peter Fuß vom Beratungsunternehmen Ernst & Young wertet das Thema Elchtest für die Autobranche ebenfalls positiv. Der anfängliche Imagekratzer sei schnell ausgebessert worden – und die Sache habe sich sogar zum Marketingerfolg entwickelt, sagt er.

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