Engpässe im Stromnetz kommen Verbraucher teuer zu stehen

6.3.2015, 08:22 Uhr
Der Strom im Süden von Deutschland kann künftig teurer werden, als im übrigen Deutschland. Verhindert werden könnte das laut dem Bundeswirtschaftsministerium, wenn die Gleichtrassen gebaut würden. (Symbolbild)

© Reinl Der Strom im Süden von Deutschland kann künftig teurer werden, als im übrigen Deutschland. Verhindert werden könnte das laut dem Bundeswirtschaftsministerium, wenn die Gleichtrassen gebaut würden. (Symbolbild)

Hintergrund ist die steigende Zahl der Eingriffe in das Stromnetz: Wird an einer Stelle zu viel Strom eingespeist - etwa weil an der Küste viel Windstrom produziert wird - kann es zu einer Überlastung des Systems kommen. Dann müssen etwa Anlagen heruntergefahren werden.

Solche so genannten Redispatch-Maßnahmen haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen: Zwischen 2010 und 2014 hat sich ihre Dauer mehr als verfünffacht; das geht aus Zahlen der Bundesnetzagentur hervor, die den Nürnberger Nachrichten vorliegen. Demnach wurden im vergangenen Jahr 8116 Stunden lang Redispatch-Maßnahmen durchgeführt, mit einem Gesamtvolumen von 5131 Gigawattstunden; das entspricht dem jährlichen Stromverbrauch weit über einer Million Vier-Personen-Haushalte. 2013 waren Eingriffe über 7965 Stunden nötig. Gut die Hälfte betrafen zwei Nord-Süd-Leitungen: Eine verläuft in Niedersachsen, die andere von Thüringen nach Bayern.

Die Kosten der Redispatch-Maßnahmen müssen letztendlich die Stromkunden tragen - und da kommt einiges zusammen: 2013 waren es 115 Millionen Euro, für 2014 sei „ein abermaliger Kostenzuwachs zu erwarten“, schreibt die Bundesnetzagentur; die Zahl der Engpässe dürfte weiter zunehmen, würden die geplanten Gleichstromleitungen nicht gebaut.

Das befeuert die Diskussion um eine mögliche Teilung des deutschen Strommarktes in zwei Preiszonen. Aus dem Bundeswirtschaftsministerium heißt es zwar, eine Aufsplittung des deutschen Strommarkts in zwei Preiszonen stehe aktuell nicht zur Debatte. Allerdings stelle sich schon die Frage, ob es dafür künftig „eine Notwendigkeit geben könnte, wenn die Netzengpässe nicht in absehbarer Zeit beseitigt werden“. Daher brauche man die geplanten Gleichstromleitungen, betont auch das Ministerium.

Bayern wehrt sich seit Monaten gegen Bau

Bayern, das sich seit Monaten gegen den Bau von mindestens einer Gleichstromleitung wehrt, sieht das anders: „Steigende Redispatch-Maßnahmen in den Jahren 2010 bis 2014 in Zusammenhang mit Leitungen zu bringen, die - wenn überhaupt - ab 2022 realisiert werden, ist eine bewusste Irreführung“, poltert Energieministerin Ilse Aigner. Es zeige sich, „dass Lobbyinteressen die Diskussion beherrschen und nicht Sachargumente.“ Mit dem Bau der Thüringer Strombrücke, die auch der Freistaat befürwortet, werde auf die steigende Zahl der Ausgleichsmaßnahmen angemessen reagiert.

Die von Aigner Gescholtenen beharren allerdings auf dem Netzausbau: Erst jüngst bestätigte die Bundesnetzagentur erneut den Bedarf dreier Gleichstromleitungen - auch den der Trasse, die durch die Region Nürnberg führen soll. Festgehalten ist das im „Netzentwicklungsplan 2024“. Bevor der definitiv beschlossen wird, sollen aber die Bürger zu Wort kommen: Bis zum 15. Mai können sie unter www.netzausbau.de/nep-ub3 eine Stellungnahmen abgeben.

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