Enttäuschte Gesichter auf GfK-Betriebsversammlung in Fürth

23.2.2018, 10:15 Uhr
Am Ende der GfK-Betriebsversammlung in Fürth gehen die rund 1000 Teilnehmer mit enttäuschten Gesichtern nachhause.

© Anja Hinterberger Am Ende der GfK-Betriebsversammlung in Fürth gehen die rund 1000 Teilnehmer mit enttäuschten Gesichtern nachhause.

Stellen Sie sich vor, Sie haben für einen Kunden ein Angebot vorbereitet mit der Zusicherung, dass eine Dependance der GfK, sagen wir in Frankreich, bei dem Auftrag wie gewohnt mitarbeitet. Und erfahren bei dieser Gelegenheit, dass dieses Büro im Ausland schon aufgelöst ist.

So ergeht es manchem Mitarbeiter bei der GfK, wie Teilnehmer aus der Betriebsversammlung berichten. Aber auch im Heimatland des Marktforschungsunternehmens werden die meisten der 23 Standorte nach offiziellen Aussagen des Managements verschwinden, nur lukrative Geschäftsfelder sollen in die Zentrale nach Nürnberg verlagert werden. Wie die Standortstraffung im Einzelnen geschehen soll, wird in diesen Tagen in Teilinteressenausgleichen ausgearbeitet.

Wie berichtet, nimmt der vom US-Finanzinvestor KKR eingesetzte Vorstand einen Komplettumbau bei dem Traditionsunternehmen vor - eine "Kernsanierung". Von den derzeit 1900 Arbeitsplätzen allein in Nürnberg dürften in den Bereichen Digital und in der Verwaltung zusammen 400 Vollzeitstellen gestrichen werden. Weltweit wird an einer umfassenden Ausgliederung der "Global Service Center" (GSC) an IBM gefeilt. Der IT-Riese soll nach unbestätigten Planungen im ersten Schritt diese GSC nur leiten und sie in einem zweiten Schritt wenig später ganz übernehmen. Dabei geht es nicht nur um reine IT-Aufgaben, sondern um eine große Technologiepartnerschaft. Mit dem Ergebnis, dass die GfK dann Dienste bei IBM einkaufen muss. Im Raum steht ein Volumen im dreistelliger Millionenhöhe, das Vertragswerk ist allerdings noch nicht unterzeichnet.

Outsourcing von bis zu 2500 Arbeitsplätzen 

Das Outsourcing betrifft laut Insidern bis zu 2500 Arbeitsplätze. Hinzu kommen nach Informationen aus dem Unternehmen mögliche Verkäufe von Geschäftsfeldern wie Pharma, sodass am Ende von heute knapp 13.000 Beschäftigten noch 7000 übrig bleiben könnten. Solche Planzahlen hörten die Betroffenen gestern allerdings nicht von der Unternehmensführung, obwohl auf der Betriebsversammlung nach konkreten Zielgrößen gefragt wurde. Stattdessen verwies ein Mitglied des "Leadership Teams" darauf, dass man noch nicht soweit sei. Unwilliges Murren und Murmeln zog sich daraufhin durch den Saal der Fürther Stadthalle, wie Teilnehmer berichten.

Ein Besucher drückt die Stimmung so aus: "Wie soll man auf diesen Trümmern etwas aufbauen?" Nach einer Umfrage in der Belegschaft befindet sich die Mitarbeiterzufriedenheit im Keller, Motivation und Leistungsbereitschaft sind demnach auf Tiefstand. Die Befragung ist repräsentativ, natürlich. Wozu arbeitet man denn bei einem Marktforscher.

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