Erster Gin-Markt der Consumenta: Im Reich der Aromen

30.10.2017, 10:39 Uhr
Zum ersten Mal widmet sich ein Bereich der Consumenta ausschließlich dem Thema "Gin".

© Eduard Weigert Zum ersten Mal widmet sich ein Bereich der Consumenta ausschließlich dem Thema "Gin".

"Schnuppern Sie mal - riecht wie ein gutes Parfüm", sagt Oliver Kirschner und hält einem Besucher einen indonesischen Gin unter die Nase. Und der ist nur eine Station auf, wie der Inhaber der bekannten Bar "Gelbes Haus" in Gostenhof es nennt, einer "Achterbahn des Geschmacks". Zum Einstieg lässt er Gäste gerne mal holländischen Genever kosten – den ursprünglichen Brand. Dann folgen, je nach Laune und Interessen, Typisches aus London, ein Schluck aus der Schweiz ("wie eine Rucola-Wiese"), ein Drink aus Italien, betörend duftend nach frischen Zitronen, oder eine Kreation vom Rhein. "Der ist für mich wie eine sonnige Waldlichtung", schwärmt der Cocktail-Meister.

Dabei hatten er und seine Standnachbarn durchaus mit einem nicht nur neugierigen, sondern zum großen Teil auch schon kundigen Publikum zu tun. Tobias Birner zum Beispiel schätzt Gin schon lange – auch weil kein Brummschädel am nächsten Morgen drohe. "Ich war 20 Jahre nicht mehr auf der Consumenta, diesmal bin ich extra wegen des Gin-Markts wieder mal hergefahren", verrät der Oberpfälzer. 

Gin aus Bayern 

Er hat sich viel Zeit genommen, um beispielsweise auch zu erkunden, was Destillerien aus seiner Heimatregion oder vom Schliersee zustande bringen. "Es gibt so viele Mischmöglichkeiten", fügen ein paar junge Leute aus Gunzenhausen hinzu. "Und das frühere, etwas altbackene Image ist doch überwunden." Sonst hätte wohl auch ein Betrieb wie die Preußische Spirituosen Manufaktur kaum Erfolg mit Produkten wie ihrem Berliner Adler, den es sogar zu DDR-Zeiten gegeben hatte.

Deutsche Produzenten mischen gut mit, aber selbst kleine Bars müssen heute mindestens zehn verschiedene Gins anbieten, meint Kirschner. "Und nur Schweppes als Tonic Water reicht auch nicht mehr." Denn zur Kunst gehört, die ideale Kombination von Alkohol und Limonade zu finden. "Da soll und darf man dann auch ein wenig philosophieren", meint Stephan Dovern, der Projektleiter für den Gin-Markt von der Messegesellschaft Afag. Für die ist der Gin-Treff nun eine Art "kleiner Bruder" zur Whisky-Messe im Frühjahr.

Erstmals als "große Bühne" nutzten zwei junge Nürnberger den Gin-Markt: Neben ihrem Betriebswirtschaftsstudium entwickelten Julian Raiser und Bünyamin Yilmaz ihr eigenes, neues Tonic Water mit inzwischen vier Spielarten. "Ein perfektes gibt es nicht", räumen sie ein, "aber wir sind schon auf höchster Qualität und verzichten konsequent auf künstliche Aromen und Süßstoffe." Den Grundstoff haben sie, erzählt Raiser, in einem Uni-Labor selbst entwickelt und sich patentieren lassen – und dann im vergangenen Jahr "Gentleman’s Drinks" gegründet. Nur die Abfüllung übernimmt ein Fachbetrieb. "Am Anfang haben wir das mit einem Sodastream-Gerät selbst probiert, aber das hat natürlich nicht recht funktioniert." Aber woher rührt die zunehmende Beliebtheit? Zum einen begeistert offenkundig die schier unbegrenzte Vielfalt an Aromen – von Kamille, Minze und Holunder bis zu Safran, Nelken und Zitronengras. "Das lässt ihn jung und frisch erscheinen", so Kirschner. Zum anderen mache die Kombination mit Bitter Lemon & Co. den Gin zum gerade idealen Partygetränk. "Er ist sanft und gibt ein längeres Trinkvergnügen." 

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