ESW: Mehr Wohnraum für Mieter mit kleinem Budget

21.8.2017, 11:20 Uhr
ESW: Mehr Wohnraum für Mieter mit kleinem Budget

© Foto: Thomas Scherer

In den unteren Stockwerken des "Sonnenturms" im Fürther Finkenpark wuseln noch die Handwerker umher, vor dem Hochhaus entsteht gerade die begrünte Außenanlage. "Ein Marktplatz mit Brunnen soll Begegnungsstätte für die Mieter werden", sagt ESW-Geschäftsführer Hannes Erhardt. Derzeit stapfen die Besucher aber noch durch den Staub in die oberen Stockwerke. Dort sind schon die ersten Musterwohnungen eingerichtet: Räume mit großen Glasfronten, hellen Fußböden und durchgängigen, überdachten Balkonen – wahlweise mit Blick auf die Skyline Nürnbergs – mit Morgensonne. Oder in Richtung Fürth – Sonnenuntergang inklusive.

92 Wohneinheiten hat das ESW im entkernten Hochhaus aus den 1960er Jahren mit einem Investitionsvolumen von 19 Millionen Euro erstellt. Für 60 der Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen seien schon Interessenten da, sagt Erhardt. "Noch bevor die Vermarktungsmaßnahmen anliefen." Im März 2018 soll der Bau bezugsfertig sein. Dann wird im Erdgeschoss statt Baulärm Kinderlachen ertönen. 50 Knirpse haben dann einen Platz in
der von der Diakonie Neuendettelsau betriebenen Kindertagesstätte.

Zwischen 6,50 und gut zehn Euro Kaltmiete pro Quadratmeter müssen die Mieter im Sonnenturm zahlen – daraus errechnet ESW-Geschäftsführer Robert Flock eine Durchschnittsmiete von 8,50 pro Quadratmeter. Damit liegt das 1949 gegründete Siedlungswerk auch hier gemäß seinem kirchlichen Auftrag unter dem örtlichen Durchschnitt. Für Fürth setzt Flock quer durch den ESW-Bestand sechs Euro an – der durchschnittliche Marktpreis liege bei 9,70 Euro. In Nürnberg stehen 6,99 Euro beim ESW rund 10 Euro gegenüber, in München liegt das Verhältnis bei 8,55 Euro zu knapp 16 Euro.

Insgesamt hat das ESW derzeit in Bayern 4808 eigene Wohnungen im Bestand, hinzu kommen 2874 Einheiten, die für die Evangelische Landeskirche verwaltet werden. 2293 aller Wohneinheiten, davon 830 aus dem Eigenbestand, sind öffentlich geförderter Wohnraum für Menschen mit knappem Budget.

Auch 2016 trennte sich die Gruppe von kleineren Streubesitz-Objekten, um sich mit ihrem Engagement auf die Ballungsräume zu konzentrieren, wo der Bedarf an günstigem Wohnraum am größten ist. Deshalb und auch durch die Auflösung von Rückstellungen stieg der Jahresüberschuss der Gruppe auf 9,6 (Vorjahr: 5,7) Millionen Euro. Die Bilanzsumme erhöhte sich auf 272 (233) Millionen Euro. Die Mitarbeiterzahl in der Gruppe lag "nahezu unverändert" bei 329 Beschäftigten, davon 126 Nebenberufliche.

Bis 2021 will das Unternehmen rund 1100 neue Mietwohnungen in ganz Bayern bauen. Davon entstehen über 360 in Nürnberg, knapp 200 in Regensburg, je 90 in Erlangen und München sowie etwa 280 in Fürth. Dort habe man nach dem Abschluss im Finkenpark ab 2018 erneut "ein großes Projekt vor der Brust", sagt Erhardt. An der Würzburger Straße sollen 200 neue Wohnungen samt Kita sowie 45 Reihenhäuser für Familien entstehen.

"Wir wollen es schaffen, Häuser an Menschen zu verkaufen, die Anspruch auf geförderten Wohnraum hatten", sagt Flock. Dazu gehöre auch, dass die ESW den Interessenten bei Bankgesprächen unterstütze und über Fördermöglichkeiten informiere.

In Nürnberg soll im Bereich "junges Wohnen" ein Projekt nahe dem Hauptbahnhof entstehen: Die 48 teilmöblierte EinZimmer-Appartements, die auf die finanzielle Situation von Berufsanfängern, Azubis oder Schülern von Fachschulen zugeschnitten seien, werden nach Erhardts Worten durch ein von der Diakonie Rummelsberg getragenes Wohnprojekt für unbegleitete, geflüchtete Jugendliche ergänzt. "Eine Art Wohngemeinschaft mit Betreuung."

Das Evangelische Siedlungswerk Nürnberg will in den nächsten Jahren rund 1100 neue Wohnungen in Bayern bauen – davon allein 730 in Mittelfranken.

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