"Fair Pay" oder "Foul Play"? Adidas-Arbeiter in Honduras

25.6.2018, 05:57 Uhr
Obwohl sich der Sportartikel-Hersteller damit rühmt, Arbeiter in Honduras überdurchschnittlich zu bezahlen, steht er bei Organisationen in der Kritik.

© dpa Obwohl sich der Sportartikel-Hersteller damit rühmt, Arbeiter in Honduras überdurchschnittlich zu bezahlen, steht er bei Organisationen in der Kritik.

Zwar bestätigt Carla Castro, Aktivistin bei der Hilfsorganisation "Unabhängiges Beobachterteam von Honduras" EMIH, dass die Gehälter etwa in der Adidas-Zulieferfarbrik in San Pedro Sula bis zu fünf Prozent über dem staatlichen Mindestlohn liegen. Das wären rund 280 Euro im Monat. Davon könne man aber gar nicht leben, sagt Castro. "Wenn man alleine wohnt und in der Fabrik arbeitet, muss man also Prioritäten setzen: Will man sich lieber Essen kaufen, Strom haben oder seine Miete bezahlen?" Es brauche schon drei Familienangehörige, die in der Fabrik arbeiten, um über die Runden zu kommen, sagt Castro.

Der Tarif knapp über Mindestlohn, für den sich Adidas so rühmt, relativiert sich noch mehr, wenn man sich andere Branchen in Honduras ansieht. Im Durchschnitt liegt der Industrie-Mindestlohn bei 340 Euro im Monat. Das ist rund ein Viertel mehr als das, was die Adidas-Fabrik ihren Angestellten zahlt.

Gehälter, die kaum zum Überleben reichen

"Foul Play" – "Foulspiel" nennt die "Clean Clothes Campaign" die Adidas-Praktiken in einem gerade erschienenen Bericht, der auch den Sportartikelhersteller Nike untersucht. Demnach zahlen beide Konzerne Gehälter, die kaum zum Überleben reichen. Und der Druck auf die Lieferanten, noch billiger zu produzieren, sei immens: Der Anteil der Arbeitslöhne am Endprodukt ist seit 1995 um knapp ein Drittel gesunken. Von einem Adidas-Schuh geht rund die Hälfte für den Zwischenhandel, rund ein Viertel für Markenwerbung drauf. Nur 2,5 Prozent davon gehe an Löhne für die Arbeiter, so der Bericht.

Adidas sagt von sich selbst, dass sichere Arbeitsbedingungen und faire Löhne in Fabriken entlang der gesamten Beschaffungskette "integraler Bestandteil unserer Unternehmenspolitik" seien. Diese sollten mit eigenen Arbeitsplatzstandards, einem "Team von weltweit mehr als 70 Experten" und "rund 1000 Fabrikaudits bei Lieferanten" allein 2017 sichergestellt werden.

Die Herzogenauracher sind offizieller Ausstatter der deutschen Nationalelf sowie 21 weiterer Teams bei der WM in Russland. Das Unternehmen ist auch größter Sponsor des DFB: 65 Mio. Euro fließen hier jährlich. 2016 lag der Konzerngewinn bei rund einer Mrd. Euro. Möglich war das durch umfassende Auslagerung: Weltweit hat der Konzern etwa 800 Lieferanten in mehr als 55 Ländern.

Der CIR-Aktivist Maik Pflaum spricht am 26. Juni um 19 Uhr im Welthaus Fürth (Gustavstraße 31) über das Thema "Die unfairen Machenschaften der großen Sportartikel-Marken".

Verwandte Themen


7 Kommentare