Firma C. Kreul macht alle Lebensbereiche bunter

31.1.2012, 18:05 Uhr
Enzian-Blau, Frost-Hellblau, Lapis-Blau, Glitter-Blau oder einfach nur Blau – nichts, was es nicht gibt.

Enzian-Blau, Frost-Hellblau, Lapis-Blau, Glitter-Blau oder einfach nur Blau – nichts, was es nicht gibt.

Bei der Firma im fränkischen Hallerndorf nahe Forchheim ist das Schwelgen in Farben tägliches Geschäft. Nichts, was sich mit den Produkten des Familienunternehmens nicht farblich verändern ließe. Fenster, Pullover, Tassen, Wände, Haut – für alles hat C.Kreul das richtige Farbtöpfchen und die passende Schablone.

Was einst als Künstlerfarbenfabrik begann, ist heute ein gut florierendes mittelständisches Unternehmen, das hochwertige Farben vor allem für den Hobby-Bereich produziert. „Im Kreativ-Sektor haben wir europaweit die Nase vorn“, sagt Wolfgang Müller, der das Unternehmen gemeinsam mit Inhaberin Gertraud Hawranek und deren Sohn Florian leitet. „Alles ist ,Made in Germany' – darauf legen wir großen Wert.“ Damit konnte die C.Kreul GmbH&Co.KG auch gelassen der chinesischen Konkurrenz begegnen, die vor ein paar Jahren für „ein bisschen Dampf sorgte“, sagt Müller. „Das hat der Branche gar nicht schlechtgetan.“

Für Qualitätsprodukte steht das fränkische Unternehmen auch auf der internationalen Spielwarenmesse: Tempera-Fingerfarben, mit der die Kleinen nach Belieben Textilien verschönern oder wahlweise auch verunstalten können – gesundheitlich unbedenklich und dank Bitterstoffen so gar nicht lecker.

Ein Mal- und Bastelset speziell für Ostern, eine neue Keilrahmenserie in Premiumqualität und jede Menge neue Farben für die verschiedensten Bereiche. Das sind die Neuheiten 2012. Natürlich auch dabei: eine Erweiterung des Window-Style-Programms, mit dem sich Fenster in Kunstwerke verwandeln lassen.

Blumen und Herzen mit den Fingern direkt auf die Fenster malen — das macht wahrscheinlich richtig viel Spaß. Wer die Kunstwerke von den Scheiben aber leicht wieder entfernen möchte, sollte dafür die Folien der Firma C. Kreul nutzen.

Blumen und Herzen mit den Fingern direkt auf die Fenster malen — das macht wahrscheinlich richtig viel Spaß. Wer die Kunstwerke von den Scheiben aber leicht wieder entfernen möchte, sollte dafür die Folien der Firma C. Kreul nutzen.

„Die Fensterfarben waren in den 90er Jahren ein Riesen-Hype“, berichtet Müller. Für die Firma C.Kreul, die die Produkte als erstes herausbrachte, war es ein großer Erfolg. Mütter malten mit ihren Kindern Motive fürs Fenster ebenso wie Jugendliche, Senioren in Altenheimen, Patienten in Reha-Zentren. „Wir mussten über Monate im Drei-Schicht-System arbeiten, um die Nachfrage befriedigen zu können“, erzählt Müller. Der Markt hatte Platz für viele Produkte von vielen Unternehmen. Nicht mehr alle davon existierten noch. Die Firma C.Kreul aber ist nach eigenem Bekunden noch immer Marktführer.

Heute gibt es Fensterfarben in zahlreichen Varianten: etwa als Glitzer-Violett, als Perlmutt-Lagune, Flitter-Gold oder Nachtleuchtfarbe. Nicht verwechselt werden sollten die Farben jedoch mit jenen, mit denen sich Trinkgläser verzieren lassen. Diese werden im Ofen eingebrannt – was auf dem Fenster die Sonne erledigen würde.

Bei Nichtgefallen bliebe dann also nur, irgendwann die Fenster auszutauschen. So aber werden die Motive nach Vorlagen oder als Eigenkreation auf Folien gemalt, die sich einfach auf die Scheiben aufbringen und ebenso einfach wieder abziehen lassen. Derzeit voll im Trend: Tattoos mit filigranen Blumenmotiven.

Der mit dem Boom der Fensterfarben-Serie verbundene kommerzielle Erfolg war zugleich ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Traditionsunternehmens. Nach einem starken Umsatzrückgang in den 70er Jahren, blickte man noch in den 80er Jahren in eine ungewisse Zukunft. Dank der Fensterfarben wandelte sich diese wieder in eine rosige, nachdem sich die Firma neu ausrichtete.

Inzwischen steht C.Kreul auf gesunden Füßen. Zahlen nennt Müller nur im Zusammenhang mit der Belegschaft. 120 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen. Die Hälfte davon in der Produktion, die andere Hälfte in Administration, Vertrieb, Marketing oder Außendienst.

Gegründet wurde die Firma im Jahr 1838 von Johann Dietrich Carl Kreul. Der Künstler war bekannt für seine Genre-Szenen. Von ihm stammt unter anderem „Die schöne Nürnbergerin“ und das Gemälde „Mädchen vor dem Christbaum“, das heute im Fembohaus hängt. Doch nicht sein künstlerisches Talent bildete die Firmengrundlage, sondern seine Erfindung: eine Farbenreibemaschine, die über mehrere Jahrzehnte tonangebend blieb. Gründungsort war Nürnberg. Doch schon 1842 zog Kreul samt Maschinen und Farben nach Forchheim.

Die hier ansässige Drogistenfamilie Schmidt erwarb die Fabrik 1922. Im Jahr 1959 übernahm ein Sohn der Familie – der Chemiker Julius Schmidt – die Unternehmensführung. Dessen Tochter Gertraud Hawranek wiederum trat 1983 in die Geschäftsleitung ein und wurde fünf Jahre später selbst Gesellschafterin. Im Zuge der Modernisierung und Neuausrichtung bezog die C.Kreul 1996 in Hallerndorf ein neues, großzügiges Firmengebäude mit Fertigung – und Blick aufs Walberla.

Die Strategie ist aufgegangen. Zwei Mal wurde die Firma seitdem als eines der 100 besten Unternehmen Bayerns gekürt. „Unser Kunde ist in erster Linie der Hobby-Künstler“, sagt Geschäftsführer Müller. Aber auch die Hobby-Künstler sind inzwischen überaus anspruchsvoll. Doch bei einer bunten Palette von rund 6000 Produkten sollte für jeden etwas dabei sein.

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