Frankens Zulieferer nach VW-Skandal: "Jeder hat etwas Angst"

8.11.2015, 06:00 Uhr
Kfz-Zulieferer wie Schaeffler (im Bild) haben die Technik, die beim CO2-Sparen hilft, teils schon im Regal liegen.

© Foto: Schaeffler Kfz-Zulieferer wie Schaeffler (im Bild) haben die Technik, die beim CO2-Sparen hilft, teils schon im Regal liegen.

Wer sich bei Schaeffler, Bosch & Co. mit Standorten in der Region zu den Folgen der VW-Krise umhört, bekommt stets höflich unbestimmte Antworten à la „Wissen wir noch nicht“ und "Machen uns keine Sorgen“. Ganz Mutige spekulieren, die Affäre werde das Geschäft ankurbeln. Das ist sogar möglich. Aber auch wahrscheinlich?

Die demonstrative Gelassenheit nach außen überrascht Andreas Weidemann von der IG Metall Nürnberg nicht: "Natürlich will keiner den Teufel an die Wand malen oder das Thema groß in den Schlagzeilen sehen.“ Intern gebe es dagegen viel Verunsicherung. "Jeder hat ein Stück weit Angst davor, was jetzt passiert."

Zuliefer fürchten weniger Verkäufe

Kein Wunder, gibt es doch quasi keinen, der nicht mit Europas größtem Autobauer Geschäfte macht. Beim Zulieferer Faurecia etwa, der in Weißenburg und Pappenheim Stoßstangen fertigt, hängen 18 Prozent des Umsatzes am VW-Konzern, bei Schaeffler sind es 13 Prozent. Da denkt man nicht gern an Krise..

Drei Szenarien zeichnen sich inzwischen ab. A: Es grollt ein wenig, aber das geht vorbei. Bis Anfang der Woche war das die wahrscheinlichste Variante. Denn viel hängt davon ab, wie jetzt die Autokäufer reagieren. „Es ist klar: Für ein Auto, das VW nicht verkauft, verkaufen wir VW auch kein Bordnetz“, beschreibt ein Leoni-Sprecher die Lieferkette. Das gilt analog für jedes Bauteil.

Doch jetzt sind auch CO2-Werte manipuliert. Nun könnte der Skandal die Besitzer eines Autos der zwölf Konzernmarken selber Geld kosten, über die Kfz-Steuer etwa — und da reagieren Verbraucher bekanntlich empfindlich. Zudem sind erstmals Benziner mitbetroffen. Die generelle Hoffnung, das Gröbste sei bald überstanden, hat durch die jüngste Eskalation ohnehin einen Dämpfer erhalten.

VW hat eine unheimliche Einkaufsmacht

Was zu Szenario B führt: Es donnert und blitzt gewaltig. Die Ermittler haben erst angefangen, im Moloch VW-Konzern jeden Stein umzudrehen. Wer weiß, was da noch alles ans Licht kommt?

Doch selbst, wenn der Einbruch ausbleibt: Mindestens die nächsten Preisverhandlungen mit dem VW-Konzern dürften für die Zulieferer brutal werden. Mit 145,5 Mrd. Euro ist die Einkaufsmacht des Autobauers größer als die Wirtschaftsleistung Ungarns. Wenn da die "Bitte" um einen höheren Rabatt als Beitrag zur Krisenbewältigung kommt, muss man sich ein Nein erst mal leisten können. Aus Insiderkreisen verlautete bereits, VW schwebten drei Mrd. Euro Einsparungen im Einkauf vor. Für den Anfang.

Danach allerdings könnte doch noch die Stunde für Szenario C schlagen: der Morgen nach dem Unwetter. Strengere Auflagen könnten die Folge des Skandals sein. Für die Zulieferer sind das gute Nachrichten. Stärkere Einspritzpumpen für eine sauberere Kraftstoffverbrennung: Es wird Technik brauchen, den Anforderungen zu genügen. Technik, wie sie die hiesigen Zulieferer entwickeln, teilweise schon im Regal liegen haben.

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