Gefahr im Lkw-Verkehr: Sind Politik und Wirtschaft schuld?

20.5.2016, 06:00 Uhr
Gefahr im Lkw-Verkehr: Sind Politik und Wirtschaft schuld?

© dpa

Von den zwei tödlichen Unfällen auf der A6 hat P. in der Zeitung gelesen. Erst krachte ein Lastwagen ungebremst in ein Stauende, vier Mitglieder einer jungen Familie starben. Einen Tag darauf rammte ein Lkw einen auf dem Seitenstreifen geparkten Lastwagen, ebenfalls mit tödlichen Folgen. Übermüdete Kraftfahrer machte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann als Problem aus.

Dass die Menschen jetzt Wut auf seinen Berufsstand haben, kann P. absolut nachvollziehen. "Ich würde mich bei Staus als Pkw-Fahrer überhaupt nicht mehr rechts einordnen", sagt er selbst. "Durch die vielen Lastwagen wird es immer gefährlicher auf den Straßen." Ob solche Auffahrunfälle an Übermüdung oder mangelnder Aufmerksamkeit liegen, kann P. nicht beantworten.

Er räumt aber ein: "Man sieht schon Kollegen, die beim Fahren lesen oder ihr Handy in der Hand halten." Problematisch ist aus seiner Sicht aber vor allem der gestiegene Druck im Logistik-Bereich: Viele große Firmen, die früher Lager für einzelne Teile nutzten, sparen sich heute deren Unterhalt und setzen stattdessen auf eine zeitlich genau kalkulierte Lieferung. "Wenn Audi oder Mercedes nicht pünktlich ihre Ware kriegen, steht die Produktion." Das bringe Speditionen unter Druck  – und dadurch natürlich auch deren Fahrer, sagt P. Immer häufiger würden Kollegen deshalb in Autobahnabschnitten überholen, wo sie es nicht dürfen, zu schnell oder mit zu wenig Abstand fahren.

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