Gesucht: Käufer für Modellbahn-Hersteller Fleischmann

22.8.2017, 05:57 Uhr
Die Marke Fleischmann - hier ein Zug aus der Länderbahn-Zeit - genießt unter Modellbahn-Fans einen exzellenten Ruf. Doch der Hersteller, die Modelleisenbahn-Holding, steht zum Verkauf.

© Foto: Harald Sippel Die Marke Fleischmann - hier ein Zug aus der Länderbahn-Zeit - genießt unter Modellbahn-Fans einen exzellenten Ruf. Doch der Hersteller, die Modelleisenbahn-Holding, steht zum Verkauf.

Entsprechende Informationen des Manager Magazin bestätigten mehrere Insider gegenüber unserer Redaktion. Zu dem Unternehmen mit Sitz im Salzburger Vorort Bergheim gehört der traditionsreiche fränkische Modellbahn-Hersteller Fleischmann, dazu die österreichische Marke Roco. Bis heute hat in Heilsbronn bei Nürnberg ein Werk auf einem inzwischen viel zu großen Gelände mit 23 Vollzeitstellen überlebt, in dem unter anderem Schienen gefertigt werden.

Offiziell zitierbare Stellungnahmen sind in der als sehr verschwiegen geltenden Branche kaum zu bekommen. Laut der Insider ist aber die Unternehmensberatung KPMG seit Monaten auf der Suche nach Käufern für die Holding - und dabei offenbar wenig wählerisch. So soll die rund 50-seitige Ausschreibung teils einfach an die im Impressum genannte Mailadresse eines denkbaren Interessenten geschickt worden sein, im Zweifelsfall also info@[Firmenname].de

Geduld am Ende?

KPMG wollte sich dazu nicht äußern, auch von der Modelleisenbahn Holding war keine Stellungnahme zu erhalten. In der Branche ist es ein offenes Geheimnis, dass bei dem Unternehmen seit Jahren die Raiffeisen Salzburg maßgeblich mitredet. Die Bank soll der Holding auch beim Schuldendienst schon mehrfach entgegengekommen sein. Trotzdem stagnieren die Geschäfte bei knapp unter 50 Mio. Euro Jahresumsatz, stehen unter dem Strich hohe Verluste. Nun, so die Insider, könnte die Geduld der Raiffeisen Salzburg zu Ende sein.

In der KPMG-Ausschreibung wird interessierten Käufern für 2019 ein Umsatz von 53,1 Mio. Euro und ab 2018 die Rückkehr in die Gewinnzone in Aussicht gestellt. Dabei setzt die Holding offenbar nicht zuletzt auf deutliche Einsparungen bei Betriebs- und Personalkosten. Profitieren könnte davon ein nagelneues Werk in Vietnam. Die Folgen für die europäischen Standorte sind ungewiss.

Aus dem Umfeld des Branchenprimus Märklin hieß es, man komme aus kartellrechtlichen Gründen für eine Rettung der Nummer zwei im Markt nicht infrage. Trotzdem hoffe man, dass Roco/Fleischmann überlebten, damit der ohnehin schrumpfende Gesamtmarkt nicht weiter geschwächt werde. Die Gefahr fürchtet auch Martin Knaden, Chefredakteur der Fachzeitschrift Miba: "Ich sehe keinen, der bei einem Ausfall dieser Marken die Lücke sofort füllen könnte." Der Markt würde Jahre brauchen, sich von so einem Schlag zu erholen. Er hoffe sehr, dass ein modellbahnaffiner Investor gefunden werde. "Dass die Suche aber anscheinend schon fast per Spam-Mail erfolgt, ist ein ganz schlechtes Zeichen."

 

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