Hightech-Beruf mit sozialer Komponente

2.2.2013, 00:00 Uhr
Hightech-Beruf mit sozialer Komponente

© Barbara Lohss

Tobias Neumahr (30) mag an seinem Beruf die Vielseitigkeit. „Mit Menschen und Maschinen gleichermaßen zurechtzukommen, finde ich spannend“, sagt der medizinisch-technische Radiologieassistent, der vor kurzem seine Ausbildung an der Berufsfachschule in Nürnberg beendet hat und jetzt in der Radiologie am Klinikum Nürnberg Nord arbeitet.

Der gebürtige Bamberger ist über den Umweg einer Schreinerlehre zu diesem Beruf gekommen. Durch eine befreundete Krankenschwester lernte er das Berufsbild kennen und war begeistert. Obwohl die Nürnberger Berufsfachschule kein Schulgeld erhebt, musste er zunächst einmal eine finanzielle „Durststrecke“ überwinden, denn es wird keine Ausbildungsvergütung gezahlt. „Aber ich habe viel Unterstützung bekommen, zum Beispiel bei der Suche nach einer günstigen Wohnung“, berichtet Neumahr. Unter bestimmten Voraussetzungen kann auch BAföG beantragt werden.

Empathie hilft

Als einen „Hightech-Beruf mit sozialer Komponente“ beschreibt Schulleiter Michael Wucherer den MTRA-Beruf. Bewerber sollten nicht nur naturwissenschaftlich interessiert sein, ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen haben, mehrdimensional denken können und verantwortungsbewusst sein, sondern auch Einfühlungsvermögen für die Patienten mitbringen. „Im Klinikum haben wir es meist mit schwer kranken Menschen zu tun“, so der Schulleiter. Auch der Umgang mit Computern gehört zum Beruf. Röntgenbilder werden heute digital weiterverarbeitet und die Dokumentation der Arbeiten erfolgt am PC.

20 Schüler nimmt die Berufsfachschule für medizinisch-technische Radiologieassistenten in Nürnberg jedes Jahr auf. Bewerbungsschluss ist der 31. März, die Ausbildung beginnt im August. Während der Schulferien findet kein Unterricht statt. Voraussetzung für die Aufnahme ist ein mittlerer Bildungsabschluss oder eine andere abgeschlossene zehnjährige Schulbildung, die den Hauptschulabschluss erweitert. Nach Eingang der schriftlichen Bewerbung findet ein Vorstellungsgespräch mit einem Eignungstest statt. Die gesundheitliche Eignung zur Ausübung des Berufes müssen Bewerber durch ein ärztliches Attest nachweisen. Schließlich müssen sie in der Lage sein, Bleischürzen zu tragen oder Patienten umzulagern.

Theorie und Praxis

Die dreijährige Ausbildung ist in sechs Semester unterteilt und gliedert sich in theoretischen und praktischen Unterricht sowie die praktische Ausbildung. Im Theorieunterricht lernen die angehenden MTRAs berufsspezifische Grundlagen, zum Beispiel Anatomie, physikalische und apparative Grundlagen. Im Praxisunterricht werden diese Kenntnisse aufgegriffen und in kleinen Gruppen geübt oder simuliert. Dazu gehören röntgendiagnostische Einstelltechniken, Bestrahlungstechniken oder nuklearmedizinische Untersuchungstechniken.

„In der praktischen Ausbildung wird das Gelernte in den verschiedenen Funktionsabteilungen vertieft und gefestigt“, sagt Fachlehrerin Katja Röhr. Unter Aufsicht dürfen die Schüler dann auch schon selbstständig verschiedene Untersuchungs- und Behandlungstechniken durchführen. Zwei Pflegepraktika von jeweils drei Wochen Dauer ergänzen die praktische Ausbildung und vermitteln Grundlagen im Umgang mit den Patienten.

Wer die Berufsfachschule abgeschlossen hat, muss sich keine Sorgen um einen Arbeitsplatz machen. „MTRA ist ein Mangelberuf“, hebt Wucherer hervor. „Unsere Absolventen haben die freie Wahl, ob sie in eine Praxis, eine Klinik oder in die Industrie gehen wollen.“ Manche Arbeitgeber unterstützen die Schüler sogar schon während der Ausbildung finanziell, um sie an sich zu binden.

Für Janina Maget (23) war es keine Frage, dass sie nach ihrer Ausbildung am Klinikum Nürnberg bleibt. „Mir hat gefallen, dass man hier so ein breites Spektrum hat und dass das Betriebsklima sehr gut ist“, sagt die Radiologieassistentin, die zusammen mit Tobias Neumahr ihre Ausbildung absolviert hat. An ihrem Beruf gefällt ihr besonders, dass sie anderen Menschen helfen kann. „Das ist ein schöner Gedanke.“

Allerdings hat sie auch viel Verantwortung und muss bereit sein, im Schichtdienst zu arbeiten. 80 bis 90 Prozent der Patienten kommen zwar tagsüber, aber für Notfälle muss rund um die Uhr jemand da sein. Im öffentlichen Dienst beträgt das Einstiegsgehalt 2040 € brutto. Regelmäßige Weiterbildungen sind Pflicht. Wer den Beruf unverbindlich kennenlernen möchte, kann sich für ein Praktikum bewerben.

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