Hunde im Büro: Mit diesen Regeln klappt's mit den Kollegen

27.8.2017, 05:50 Uhr
Hunde im Büro: Mit diesen Regeln klappt's mit den Kollegen

© Foto: Uwe Anspach/dpa

Eigentlich darf man Hunde-Freunde, die ihren geliebten Vierbeiner mit zur Arbeit nehmen, natürlich nicht fragen, ob das gut geht. In der Regel sind dann nur begeisterte Rückmeldungen zu erwarten. Wie zum Beispiel von Julia Böhm, Geschäftsführerin der Nürnberger Agentur Service First am Lorenzer Platz. Dort gehören Doyle und Dazzle, zwei Labrador Retriever, zum Team, eine eigene Mail-Adresse haben die beiden auch.

Und im Internet heißt es: "Unsere Hauptaufgaben bestehen im Verbreiten von guter Laune im Büro sowie dem Durchsuchen der Papierkörbe nach übrig gebliebenem Essen. Die restliche Zeit verbringen wir überwiegend mit Schlafen und freuen uns über jede Aufmerksamkeit von Besuchern, Mitarbeitern oder Bewerbern."

Ähnlich begeistert klingt es bei Oliver Bialas, Chef des Studenten-Magazins Audimax. Nach seinen Angaben treibt Berta, der Büro-Briard, die Zeitschrift "mit unternehmerischer Umsicht voran und den Rest des Teams bisweilen an den Rand des Wahnsinns." Und ganz prosaisch wird Bertas Leben im Büro geschildert: "Nach dem Morgengassi frisch gewässert in fränkischen Bächen oder notfalls Pfützen, punktet Berta olfaktorisch ungemein", Berta "dämpfele stundenlang im Chillmodus" vor sich hin, "bellt nicht, läuft nicht, bettelt nicht und muss auch nicht mal raus."

Bürohunde sind in Deutschland zurzeit äußerst gefragt und beliebt. "Man muss endlich verstehen, dass ein Hund eine wirkungsvolle Maßnahme ist, um psychischer Überlastung am Arbeitsplatz entgegenzuwirken", heißt es beim Bundesverband Bürohund (BVBH), dem wichtigsten Lobbyisten für Tierfreunde, die ihre Haustiere mit zur Arbeit nehmen wollen.

Motiviert und engagiert

BVBH-Chef Markus Beyer erklärt: "Sie wirken sich positiv auf den Menschen aus, bewegen etwas in unserem Innern. Beim Streicheln des Vierbeiners werden das Bindungshormon Oxitocin und das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet. Das Level der Stresshormone Insulin und Kortisol sinkt. Die Anspannung lässt nach, der Blutdruck sinkt. Die Menschen werden emphatischer, verstehen ihr Gegenüber besser, sind motivierter und engagierter."

Zwar lehnen die meisten Mitarbeiter, so die Ergebnisse einiger Umfragen, Haustiere am Arbeitsplatz ab, aber eine Minderheit, rund ein Drittel, fordert, ihre geliebten Haustiere dabeihaben zu dürfen. Einige Betriebe dulden Hunde bereits, einige erheben sie gar zu einem Teil ihrer Unternehmensphilosophie.

Und einige Unternehmen betrachten Bürohunde beim Kampf um passende Mitarbeiter und Talente schon als etwas "Besonderes", um die gewünschte Zielgruppe aufmerksam zu machen und sich damit von den Wettbewerbern am Markt deutlich abzuheben.

Aber längst nicht jeder Arbeitnehmer darf seinen Hund mit zur Arbeit nehmen. Allein der Vorgesetzte kann darüber bestimmen, ob Vierbeiner während der Arbeitszeit im Büro sein dürfen, denn schließlich könnte die Arbeitsleistung der Mitarbeiter eingeschränkt und Firmeneigentum beschädigt werden. Gesetzliche Grundlage für ein eventuelles Hundeverbot ist § 106 der Gewerbeordnung: "Der Arbeitgeber kann Inhalt, Ort und Zeit der Arbeitsleistung nach billigem Ermessen näher bestimmen, dies gilt auch hinsichtlich der Ordnung und des Verhaltens der Arbeitnehmer im Betrieb."

Verstößt der Arbeitnehmer gegen das Verbot, droht nach einer Abmahnung die fristlose Kündigung. Ausnahmen von dieser Regelung sind zum Beispiel Blindenhunde. Außerdem gilt: Wenn Kollegen bereits ihre Hunde mit ins Büro bringen dürfen, können andere Angestellte sich natürlich auf den Gleichbehandlungsgrundsatz berufen und so ebenfalls die Erlaubnis für ihren Hund einfordern. Und dann nur hoffen, dass sich die Tierchen auch vertragen.

Auch wenn Bürohunde im Unternehmen erlaubt sind – völlig problemlos geht das meistens nicht. Die wichtigsten Spielregeln sollten deshalb immer lauten:

- Nehmen Sie Rücksicht auf Ihre Kolleginnen und Kollegen. Wenn jemand besonders ängstlich ist in der Nähe von Hunden, wird die Arbeitssituation schnell problematisch.

- Auch wenn es nur selten vorkommt: Manche Menschen haben eine Hundehaarallergie.

- Dazu kommt, dass man so einen Vierbeiner unter Umständen durch das ganze Büro riechen kann. Sauberkeit, gründliche Fell- und Zahnpflege für den Hund sind also ein Muss.

- Bei Hunden, die viel bellen, ist eine Einschränkung der Arbeitsleistung denkbar. Auch ein offensives Verhalten gegenüber den Kollegen kann stören. Ein Bürohund sollte deshalb an die Anwesenheit von fremden Menschen gewöhnt sein.

- Nicht jeder Hund ist geeignet. Wenn Ihr Vierbeiner beispielsweise Ihren Schreibtisch als Territorium verteidigt, kommt es zu Problemen. BVBH-Chef Beyer hält eine gute Sozialisation eines Bürohunds für unverzichtbar, wenn er zum guten Kollegen werden soll.

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