IHK-Chefin: „Ich will Aufgaben, die mich herausfordern“

28.10.2010, 21:00 Uhr
IHK-Chefin: „Ich will Aufgaben, die mich herausfordern“

© Horst Linke

Karin Bucher gehört zu den Menschen, bei denen man sich schon nach ein paar Minuten denkt: Die Frau ist richtig nett. Die 40-jährige Ökonomin ist im Gespräch präsent, hört ihrem Gegenüber aufmerksam zu — und lächelt oft und gerne. Alphatier-Gehabe ist der Fränkin, die Ende des Jahres die Leitung der IHK-Geschäftsstelle in Ansbach übernimmt, fremd. „Ich bin ein sonniges Gemüt, eine Frau des Ausgleichs“, beschreibt sie sich selbst. „Aber“, schiebt sie trocken nach, „ich lasse mich auch nicht zum Deppen machen.“

Auf ihre neue Aufgabe freut sich die gebürtige Rothenburgerin, „allerdings werde ich Nürnberg vermissen“. Hier hat sie Volkswirtschaft studiert, danach — 1997 — bei der Industrie- und Handelskammer am Hauptmarkt angeheuert. 2001 wurde sie Referentin in der IHK-Abteilung Standortpolitik und Unternehmensförderung, zuständig für Gründungsförderung und Unternehmensfinanzierung.

Dass sie in dieser Position — „so interessant sie ist“ — nie ihre berufliche Endstation gesehen hat, daraus macht Karin Bucher keinen Hehl: „Ich bin nicht auf dem Karrieretrip, aber ich wollte immer schon weiterkommen. Ich will Aufgaben, die mich herausfordern und persönlich voranbringen.“

Sich selbst beruflich zu verwirklichen, ohne auf Familie zu verzichten: Auch dieses Ziel hat Karin Bucher erreicht. Ihr Mann Christian, ein Maschinenbauingenieur, sieht sich für die Betreuung der gemeinsamen Tochter Emma genauso verantwortlich wie seine Frau. Die heute Fünfjährige ist drei Tage die Woche bei ihren Großeltern in Miltenberg, von Donnerstagabend bis Montagmorgen ist Familienleben in Rothenburg angesagt.

Rückkehr nach Rothenburg

„Der Beruf hat für uns beide einen hohen Stellenwert und wir unterstützen uns hier gegenseitig“, sagt Karin Bucher. Dass sie und ihr Mann sich wegen ihres Lebens immer wieder dumme Sprüche anhören müssen und sie selbst eine Rabenmutter geziehen wird, trägt sie mit Fassung.

Nach Rothenburg, wo sie die ersten zwölf Lebensjahre verbracht hat, ist die Wirtschaftsexpertin 1998 zurückgekehrt. „Meine Großmutter hat mir ihr Häuschen vermacht“, erzählt die Fränkin. Eigentlich wollten sie und ihr Mann das Haus nach dem Umbau vermieten, doch dann sind sie selbst eingezogen. „Am Anfang war es schon arg schwer, wir haben ja niemanden außer ein paar Verwandten gekannt.“ Es brauchte Zeit, Freundschaften zu knüpfen. Bereut haben sie den Umzug von Nürnberg an die Tauber aber nicht: „Wir fühlen uns inzwischen richtig heimisch und wohl.“

Mit der Leitung der IHK-Geschäftsstelle in Ansbach, die die „Vor-Ort-Kammer“ für Westmittelfranken ist und zu der auch das Gastronomische Berufsbildungszentrum in Rothenburg gehört, hat Karin Bucher bald einen kürzeren Weg zur Arbeit. Ein Zeitgewinn, den sie gut gebrauchen kann – denn zu tun gibt es reichlich. „Ich werde viel unterwegs sein und mich bei den Firmen vorstellen und Kontakte knüpfen“, umreißt sie ihre erste Aufgabe.

Wohnmobil statt Motorrad

Als eines ihrer strategischen Hauptziele nennt die Volkswirtin, Westmittelfranken in der Metropolregion Nürnberg besser zu positionieren und einzubinden: „Wir gehören ja dazu. Das muss noch mehr in die Köpfe“. Westmittelfranken stärker in den Fokus zu rücken, sei gerade auch mit Blick auf den vielzitierten Fachkräftemangel wichtig — ein Problem, das dort noch brennender ist als im Ballungsraum Nürnberg. „Wir müssen mehr Menschen nach Westmittelfranken bringen, aber auch dort halten“, betont Karin Bucher.

Ihr ist bewusst, dass dies eine Herkulesaufgabe ist. Doch das schreckt die 40-Jährige in keiner Weise. Dass sie selbst aus der Gegend stammt, hält sie für einen Vorteil: „Ich bin authentisch, weil ich von dort komme.“

Ihre Ziele in Sachen Arbeit hat sie gesteckt — wie ist es mit denen im Privatleben? Karin Bucher lacht: „Hauptsache gesund, hat meine Oma immer gesagt. Natürlich wünsche ich mir auch Glück, Freude und Zufriedenheit.“ Und wie sieht es mit Hobbys aus? „Meine Familie ist mein Hobby“, lautet die prompte Antwort, „die verlängerten Wochenenden gehören uns dreien“.

Ihre gemeinsame Leidenschaft, das Motorradfahren, haben Karin Bucher und ihr Mann aufgegeben, als sie Eltern wurden. „Wir haben unsere Maschinen gegen ein Wohnmobil getauscht und fahren damit viel herum. Emma ist immer mit dabei.“ Ebenso beim Skifahren, einem weiteren Hobby des Ehepaares. Einer Lieblingsbeschäftigung frönt die Ökonomin allerdings alleine — lesen, und zwar Kriminalromane. Auch hier zeigt sie sich bodenständig: Ihre Lieblingslektüre sind Franken- und Allgäu-Krimis.