KI wacht von der Oberpfalz über die Produktion in China

28.2.2019, 15:39 Uhr
KI wacht von der Oberpfalz über die Produktion in China

© Foto: Magdalena Kayser

BHS Corrugated produziert und verkauft Wellpappenanlagen (WPA) – aber damit ist die Beziehung zum Kunden nicht zu Ende: Service und Wartung spielen eine wichtige Rolle. Die Anlagen sollen in Brasilien oder Skandinavien, in Australien oder China laufen. Vor allem da kommen KI-Bausteine ins Spiel, sagt Andreas Gmeiner, Data Scientist bei BHS, im nebenstehenden Audio. 

Dieser Vorgang vermeidet oder verkürzt Zeiten, in denen die Wellpappenanalage stillsteht, sagt Gmeiner. Denn die Ziele, die es im Sinne des Kunden zu erreichen gilt, sind hoher Output und hohe Qualität sowie möglichst geringer Ressourcenverbrauch. Bei WPA, die bis zu 180 Meter lang sind und eine Maximalgeschwindigkeit von 450 Metern pro Minute schaffen, kommen da schnell relevante Mengen zusammen.

Wo Künstliche Intelligenz eingesetzt werden soll, braucht es große Datenmengen. Viele Informationen werden gesammelt und logisch verknüpft.

"Je mehr Daten da sind, umso deutlicher werden Zusammenhänge sichtbar", sagt Professor Dieter Meiller von der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Amberg-Weiden. Er hat mit BHS Corrugated ein KI-Projekt gestartet - worum es geht, fasst er im nebenstehenden Audio zusammen.

Andere KI-Bausteine haben im Blick, welche Lebensdauer Verschleißteile haben, und geben Laut, wenn ein Teil ausgewechselt werden sollte, bevor es kaputtgeht und dadurch vielleicht Ausschuss produziert wird – predictive maintenance heißt diese KI-Disziplin. Gmeiner nennt als Beispiel für die BHS Corrugated Anpressbänder aus Metall, die dazu dienen, das gewellte Papier beim Verkleben mit der glatten Papierschicht fest anzupressen: Das sind solche Teile, die immer wieder ersetzt werden müssen – die KI sagt, wenn das wieder kurz bevorsteht.

Noch bequemer für den Kunden ist es, so Gmeiner, wenn BHS für das Ersatzteil auch gleich eine Bestellung anlegt und dazu die richtige Artikelnummer und etwaige Lieferverzögerungen des Herstellers mit einbezieht. "Dann liegt sicher das richtige Teil im Warenkorb und ist rechtzeitig da."

Ab Werk können die Wellpappenanlagen nicht für alle Einsatzorte die gleichen Voreinstellungen haben, erläutert Gmeiner. Während in Australien vor allem Eukalyptusholz bei der Papierherstellung verarbeitet wird, kommt in Skandinavien mehr Fichten- und Kiefernholz zum Einsatz, in Südamerika sind auch viele Gräser als Papierfaserstoff dabei. Dazu kommen die Unterschiede beim Klima. Dabei können KI-Bausteine hilfreich sein.

Immer auf der Suche nach neuen Kollegen

Weil Fachkräfte vielerorts fehlten oder eine hohe Fluktuation herrsche, sagt Gmeiner weiter, sei es für die Kunden umso wichtiger, verlässlich Fehler orten und beheben zu können – und zwar auf dem optimalen Weg. Das Wissen dazu bündle die KI. "Weil die zeitlichen Intervalle, in denen solche Entscheidungen fallen müssen, immer kleiner werden, ist Automatisierung da eine gute Lösung." Ständig werde weiter an KI-Einsatzmöglichkeiten gearbeitet, "die Vision die uns treibt, ist der Autopilot für die Wellpappenanlage", so sein Blick in die Zukunft.

Mit seinem Team kümmert er sich innerhalb des Geschäftsbereichs "digital & logistics", in dem insgesamt 20 Mitarbeiter tätig sind, vor allem ums Thema KI bei BHS Corrugated. Man sei stets auf der Suche nach weiteren Kollegen, sagt Gmeiner. Beim Thema KI arbeite die BHS auch interdisziplinär mit verschiedenen Partnern zusammen, etwa mit der OTH Amberg-Weiden oder dem Fraunhofer Institut.

Bei BHS Corrugated sind rund 2200 Menschen beschäftigt, davon etwa die Hälfte am Hauptsitz in Weiherhammer, die anderen Mitarbeiter sind in den Niederlassungen in 20 Ländern weltweit tätig. Der Jahresumsatz lag 2018 bei 575 Millionen Euro.

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