Konzern-Umbau bei Siemens: Mitarbeiter besorgt

23.3.2017, 19:46 Uhr
Nach der Medizinsparte und dem Windkraftgeschäft soll nun auch noch der Unternehmensbereich "digitale Fabrik" für externe Anleger geöffnet werden.

© dpa Nach der Medizinsparte und dem Windkraftgeschäft soll nun auch noch der Unternehmensbereich "digitale Fabrik" für externe Anleger geöffnet werden.

"Heute sind wir ein einzelner Tanker, wir müssen zu einem koordinierten und leistungsfähigen Flottenverband werden", hat Siemens-Chef Joe Kaeser kürzlich in einem Interview mit Euro am Sonntag angekündigt. Er erzählt darin von Überlegungen, nach der Medizinsparte und dem Windkraftgeschäft auch noch den Unternehmensbereich "digitale Fabrik" für externe Anleger zu öffnen. Spinnt man die Idee weiter, dann könnte Siemens am Ende als reine Holdinggesellschaft dastehen, unter deren Dach alle möglichen Einzelgesellschaft ihr Glück in relativer Eigenständigkeit versuchen.

IG Metall und die Arbeitnehmervertreter wittern Ungemach. Der integrierte Industriekonzern, dessen breite Aufstellung ihm bisher Stabilität und Gewicht verleihe, werde "wieder einmal zugunsten der Gedankenspiele über eine angeblich effektivere Holding-Struktur infrage gestellt", heißt es. "Den Konzern weiter zu zergliedern, würde die Marke Siemens und das Unternehmen gefährden", betonen die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat Birgit Steinborn und IG-Metall-Vorstand Jürgen Kerner in einer Information an die Siemens-Betriebsräte.

"Falsche Aktionäre" angelockt?

Dort heißt es weiter: "Wir brauchen langfristige Perspektiven und dürfen nicht den Launen der Finanzmärkte nachgeben." Rudi Lutz, bei der IG Metall Nürnberg zuständig für Siemens, befürchtet zudem, dass im Falle der Aufgabe des Mischkonzerns die "falschen Aktionäre" angelockt werden. Die heutigen Anteilseigner seien in der Regel langfristig engagiert. Würden dagegen einzelne Konzernteile nach dem Beispiel der Medizintechniksparte an die Börse gebracht werden, dann locke das Spekulanten an, die einzig daran interessiert seien, die Rendite in die Höhe zu treiben. Das aber gehe zulasten der Innovationsfähigkeit von Siemens – und letztlich zulasten der Arbeitsplätze.

Im Siemens-Aufsichtsrat hat Kaeser die Pläne bisher offenbar noch nicht besprochen. In der nächsten Sitzung Anfang Mai wollen Aufsichtsräte dazu kritisch nachfragen, berichtet das manager magazin. Auch Vertreter der Kapitalseite lehnten ein Holdingmodell ab.

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