Mega-Bauprojekt: Grundsteinlegung für den Siemens Campus

9.12.2016, 06:00 Uhr
Mega-Bauprojekt: Grundsteinlegung für den Siemens Campus

© Grafik: Siemens

Gerade einmal zwölf Monate sind vom Aufstellungs- bis zum Billigungsbeschluss für den Siemens-Campus vergangen. Erlangen gibt Gas und will Jobs schaffen. Nicht irgendwelche Jobs: Im Süden der Hugenottenstadt soll die Zukunft gestaltet werden – geplant und entwickelt von den "weltweit klügsten Köpfen", die man in die kleine fränkische Großstadt locken will. In einen campusähnlichen Stadtteil, den der Konzern als "visionär, urban, nachhaltig" etikettiert.

Auf dem Campus sollen insgesamt 320.000 Quadratmeter Bürofläche entstehen. Das ist eineinhalb mal mehr Platz als im wohl berühmtesten Bürogebäude der Welt, dem Empire State Building in New York. Die gesamte Grundfläche misst 75 Fußballfelder. Damit avanciert der Siemens-Campus zu einem der größten Standorte des Münchner Elektrokonzerns.

Der Siemens Campus im Überblick.

Der Siemens Campus im Überblick.

In Angriff genommen werden jetzt die ersten beiden von insgesamt sieben geplanten Modulen. Entworfen hat sie das renommierte Frankfurter Büro KSP Jürgen Engel, das unter anderem für die futuristische Architektur der neuen Chinesischen Nationalbibliothek in Peking verantwortlich ist. In den neuen Gebäuden sollen, so Zsolt Sluitner, CEO von Siemens Real Estate und damit oberster Immobilienverantwortlicher des Weltkonzerns, "zukunftsorientierte Arbeitsumgebungen" entstehen, großzügige Grün- und Freiflächen sollen den Campus-Charakter unterstreichen. Ausgelegt sind die beiden Module auf je 6000 Arbeitsplätze.

Bis 2020 sollen im ersten Modul die Gebäude bezugsfertig sein. Anschließend geht es mit dem zweiten Modul weiter. Darin ist ein 73 Meter hohes Hochhaus geplant (siehe Bild), von dem man sich einen ähnlich städtebaulichen Akzent verspricht wie vom liebevoll "Himbeerpalast" genannten und 1953 fertiggestellten Siemens-Verwaltungsgebäude in der Erlanger Innenstadt. Die Module drei bis sieben sollen ebenfalls zügig folgen und bis 2030 fertiggestellt sein.

Die Umgestaltung des Südgeländes in einen Campus bedeutet für Siemens einen Paradigmenwechsel in der Standortpolitik. So war bisher das Forschungsgelände im Süden nur für Berechtigte zugänglich. Besucher durften sich nicht frei bewegen. Mit dem Siemens-Campus fallen die Zäune, die jahrzehntelang das Südgelände nach außen abschotteten. Und er schafft Platz für rund 9000 Siemens-Mitarbeitern, die aus der Stadtmitte aufs neue Südgelände umziehen werden.

Geräumt wird dann auch das bisherige Flaggschiff der Siemens-AG in Erlangen, der Himbeerpalast. In diesem soll sich nahezu vollständig die philosophische Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ansiedeln. Platz wird dort mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die erziehungswissenschaftliche Fakultät finden, die sich derzeit noch in baufälligen Räumen in der Regensburger Straße in Nürnberg befindet.

Der Siemens-Campus bedeutet für Erlangen eine strategische Chance - vergleichbar mit der Entwicklung von Erlangens jüngstem Stadtteil, dem Röthelheimpark, der nach dem Abzug der US-Garnison entstanden ist. Eine Chance, die sich normalerweise nicht zweimal für eine Kommune bietet. Auch deshalb gibt es in der Hugenottenstadt fast durchwegs nur Zustimmung zu dem Projekt. Wenn kritische Stimmen zu vernehmen sind, dann nur ganz leise. Zum Beispiel, dass die geplante Stadt-Umland-Bahn (StUB) zwar am Campus halten, nicht aber durchfahren wird.

Vorangetrieben wird das Projekt auch über alle Parteigrenzen hinweg. Selbst der Machtwechsel von einem CSU-OB hin zu einer Rot-grün-gelben Koalition mit einem "roten" Oberbürgermeister an der Spitze hat die Planungen nicht einen Tag lang aufgehalten. Nur einmal - ganz zu Beginn der Campus-Planungen - kam es zu Misstönen zwischen Konzern und Kommune: Als nämlich Siemens die Senkung der Gewerbesteuer forderte. Der damalige Oberbürgermeister Siegfried Balleis (CSU) hielt dagegen - und damit war die Angelegenheit auch schon wieder vom Tisch.

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