Miese Ernte: Preis von Apfelsaft wird steigen

23.10.2017, 16:27 Uhr
Wegen der schlechten Apfelernte aus diesem Jahr befürchten Handelsexperten spürbar steigende Apfelsaftpreise. Noch in diesem Jahr sollen sich die Produkte auffallend verteuern. Davon sind auch Getränke wie Apfelschorle oder gemischte Fruchtsäfte betroffen.

© Patrick Pleul/dpa Wegen der schlechten Apfelernte aus diesem Jahr befürchten Handelsexperten spürbar steigende Apfelsaftpreise. Noch in diesem Jahr sollen sich die Produkte auffallend verteuern. Davon sind auch Getränke wie Apfelschorle oder gemischte Fruchtsäfte betroffen.

Angesichts der schlechten Apfelernte erwarten Handelsexperten spürbar steigende Apfelsaftpreise noch in diesem Jahr. "Wir müssen in Kürze damit rechnen, dass sich Apfelsaft spürbar verteuert. Das betrifft dann natürlich auch naturtrüben Saft, Apfelfruchtsaftgetränke und Apfelschorlen", sagte Handelsexperte Matthias Queck von LZ Retailytics der Deutschen Presse-Agentur. Preisänderungen seien Anfang November oder Dezember wahrscheinlich.

Bei Discountern und Supermärkten kostet Apfelsaft in der untersten Preislage derzeit 59 Cent pro Liter. "Das ist eher im unteren Bereich dessen, was wir in den vergangenen zehn Jahren gesehen haben", sagte Queck. Nach seinen Daten lag hier der Tiefpunkt bei 49 Cent je Liter im Zeitraum Oktober 2009 bis November 2010. Mitte 2008 sei Apfelsaft mit 79 Cent je Liter am teuersten gewesen. Apfel-Direktsaft koste in der untersten Preislage gegenwärtig 85 Cent je Liter. Auch andere Handelsexperten halten steigende Preisen bei Apfelsaft für wahrscheinlich. "Wir gehen davon aus, dass die Ernteausfälle Auswirkungen auf die Preise haben werden", sagte Monika Buckl von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg.

Frostschäden beeinträchtigen die Ernte

Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen merkte außerdem an: "Dass die Apfelernte bescheiden ausfällt, ist bekannt.". Die Frostschäden hingen dabei stark vom Gelände und den Sorten ab. Es sei nicht überall gleich kalt gewesen, und die Apfelsorten blühten zu unterschiedlichen Zeitpunkten. So gibt es einerseits Bauern, die eine volle Ernte eingefahren haben und andererseits welche, die in diesem Jahr nur auf lediglich 5 Prozent des üblichen Ertrags kommen. "Eigentlich hat es nicht zu spät gefroren, sondern zu früh geblüht", verdeutlicht Rüb. Schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt im März war es sehr warm so warm, dass die Blüten der Apfelbäume getrieben haben.

Es existiert aber auch noch einen anderen Effekt: Nach einer reichen Ernte im Vorjahr ist die Ernte des Folgejahres nicht mehr so groß, und umgekehrt. Das ist bei Äpfeln besonders ausgeprägt. Thomas Els von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) sieht deswegen anziehende Rohstoffpreise bei der Apfelsaftherstellung. Er vermutet, dass das einen Effekt auf die Endverbraucherpreise haben wird: "Fakt ist, es fällt schwer, sich von dieser Entwicklung komplett zu lösen."

Apfel-Nachschub aus Polen und Frankreich

"Die Äpfel kosten fast das Dreifache für die Verarbeitung, was sie sie das letzte Jahr gekostet haben", sagte Geschäftsführer Klaus Heitlinger vom Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie. Hieraus resultierten ebenfalls gestiegene Preise in der Branche für Konzentrat und Direktsaft. Das bedeutet jedoch angeblich nicht, dass der Apfelsaft jetzt für die Verbraucher drei Mal so teuer wird. Die Verarbeitung, die Verpackung und der Transport seien Faktoren, bei denen es keine solche Steigerung gebe. Dennoch seien bei allen apfelbasierten Produkten "signifikante" Preisanstiege wahrscheinlich. Die Fruchtsaft-Industrie wird wegen der kleineren Apfelernte in Deutschland sicher stärker auf Konzentrate aus Polen zurückgreifen, wo die ohnehin große Anbaufläche ausgeweitet worden ist. Auch in Frankreich soll die Ernte nicht so schlecht wie in Deutschland gewesen sein.

Hierzulande hat vor allem auch der Frost im April viele Apfelblüten geschädigt. "Bio- Apfelsaft zum Beispiel wird voraussichtlich nicht in der gewünschten Menge zur Verfügung stehen", sagte Heitlinger. Die Bestände der dafür erforderlichen Äpfel sind extrem knapp. Nach aktuellem Stand können die fehlenden Früchte auch nicht durch Importe ausgeglichen werden.

In Deutschland werden pro Kopf 7,5 Liter Apfelsaft jährlich getrunken. Dazu kommen noch 6 bis 7 Liter an Apfelschorle. Bei gemischten Fruchtsäften sind es 33 Liter: "Wir sind der Weltmeister im Pro-Kopf-Verbrauch", meinte Heitlinger. Auch bei anderen Obstsäften, beispielsweise bei Kirsche, haben sich die Rohware verteuert, wenngleich nicht in dem Ausmaß. 

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