Nürnberger den Stresstests gewachsen

3.12.2010, 11:54 Uhr
Nürnberger den Stresstests gewachsen

© Nürnberg Luftbild, Hajo Dietz

Wenn Werner Rupp aus den Fenstern seines Büros im zehnten Stock des Business-Towers blickt, dann könnte ihm nach eigenem Bekunden „himmelangst“ werden. Der Chef der Nürnberger Versicherungsgruppe blickt auf schneebedeckte Straßen, rutschende Autos – und vor seinem geistigen Auge summieren sich die Unfallschäden schon in Millionenhöhe. Die Kfz-Versicherung ist ohnehin die Achillesferse der Branche. Wegen des harten Preiswettbewerbs wird dort kaum mehr Geld verdient. Kommen dann noch witterungsbedingt ungewöhnlich viele Schadenfälle dazu, wird diese Versicherungssparte schnell zum Verlustgeschäft.

Bei der Nürnberger werden die Kfz-Beitragseinnahmen 2010 erneut um rund zehn Prozent zurückgehen, ein Ende des Preiskampfes ist nach Einschätzung des Konzernchefs nicht in Sicht. Mit verstärkten Vertriebsaktivitäten will er aber in den nächsten drei Jahren den Rückgang stoppen.

Schon heute positiver als die Branche sieht Rupp die Entwicklung in der Nürnberger-Lebensversicherungssparte, die alle Stresstests mit Bravour bestehe. Dank hoher Verzinsung der Kapitalanlagen kann der fränkische Versicherer die Überschussbeteiligung seiner Kunden bei 4,3 Prozent stabil halten, die Bewertungsreserve – sie kommt am Ende auch den Kunden zugute – wurde in einem Jahr auf eine Mrd. € mehr als vervierfacht. Während das niedrige Zinsniveau einzelne Lebensversicherer bereits in die Knie zu zwingen droht, bleibt Rupp völlig gelassen: „Wir halten ein solches Zinsniveau noch sehr, sehr lange aus.“

Die Beitragseinnahmen in der Leben steigen 2010 wohl um 3,5 Prozent auf 2,4 Mrd. €, auch bei der Nürnberger basiert das Neugeschäft nahezu ausschließlich auf Einmalbeiträgen – vor allem aus den Riester-Zulagen. „Wir haben da viel investiert und jetzt ernten wir die Früchte“, sagt der Assekuranz-Manager. Ob die langfristig, regelmäßig angesparte Lebensversicherung auf Dauer ein Geschäftsmodell bleibt, wagt er nicht vorherzusagen. Er setzt auf die Stärke des eigenen Vertriebs: „Wir haben drei Prozent Marktanteil. Wir können also noch 97 Prozent des Marktes beackern.“

Konzernweit erwartet Rupp einen Vorsteuergewinn von rund 55 Mio. € und damit in Höhe des Vorjahres. Die zuletzt auf 2,30 € erhöhte Dividende könnte erneut steigen, stellt der Nürnberger-Chef in Aussicht, Ziel bleibt eine Dividendenrendite von fünf Prozent und mehr. Die Zahl der Arbeitsplätze bleibt mit 2570 Beschäftigten im Innendienst und 990 in den Servicegesellschaften nahezu stabil.

Eurokrise im Blick

Die aktuelle Schuldenkrise tangiert die Nürnberger dagegen nicht besonders stark – zumindest noch nicht. Griechische Staatsanleihen finden sich überhaupt nicht unter den Finanzanlagen im Volumen von 20 Mrd. €, portugiesische und irische Papiere im Umfang von zusammen knapp 100 Mio. €.

Problematischer wäre es da schon, wenn Spanien pleite ginge, dann müsste Rupp wohl einen Teil der Papiere im Wert von 180 Mio. € abschreiben. Träfe es auch noch Italien, dann stünden dort schon 330 Mio. € im Feuer – aber das sind zum heutigen Tag hypothetische Erwägungen.