Zahlreiche Beschäftige müssen gehen

Nürnbergs Eiskrem-Fabrik schließt 2017

22.5.2015, 14:04 Uhr
Blick in die Produktion bei Rosen Eiskrem in Nürnberg. Das Werk soll geschlossen werden

© Weigert Blick in die Produktion bei Rosen Eiskrem in Nürnberg. Das Werk soll geschlossen werden

Darüber informierte Andreas Kricsfalussy, Sprecher der Geschäftsführung des Bereichs DMK Ice Cream, am Donnerstag die rund 200 betroffenen Beschäftigten am Standort an der Bucher Straße. Allen soll eine Weiterbeschäftigung innerhalb der DMK Gruppe angeboten werden. Allerdings ist das Unternehmen vor allem in Norddeutschland präsent. "Dass das von Nürnberg aus recht weit ist, ist uns bewusst", sagte DMK-Sprecher Hermann Cordes. "Ebenso, dass die Entscheidung hart ist." Sogar schon bis Ende dieses Jahres geschlossen werden soll zudem ein Werk im westfälischen Recke mit 125 Beschäftigten.

Mitschuld der Verbraucher?

Das Unternehmen begründet den Schritt zum Teil auch mit dem Verhalten der deutschen Verbraucher. "Die Preise im Handel für Milch und Milchprodukte sinken weiter. Die Mehrheit der Konsumenten ist nicht bereit, für qualitativ hochwertige Lebensmittel den angemessenen Preis zu zahlen", so Josef Schwaiger, Sprecher der DMK-Geschäftsführung. Um das Unternehmen als Ganzes nicht zu gefährden, müsse man "die veralteten Werke in Nürnberg und Recke" schließen.

DMK mit Marken wie Milram und Humana ist das größte deutsche Molkereiunternehmen mit rund 7200 Mitarbeitern und einem Umsatz von 5,3 Mrd. Euro. Neben Eis gehören unter anderem Käse, Quark und Milchpulver zur Produktpalette. Das Werk Nürnberg war erst 2012 mit damals noch 240 Beschäftigten zum DMK gekommen, als dieses die finanziell angegriffene Rosen Eiskrem kaufte. Rosen Eiskrem wiederum hatte den Standort 2007 von Schöller übernommen.

"Wir haben uns angeschaut: Wo haben wir Doppelungen in der Fertigung, wie sind die Werke ausgelastet?", erklärte DMK-Sprecher Cordes. Gegen Nürnberg gesprochen hat offenbar auch die eingeengte Lage des Standorts in der Stadt. Als nächstes sollen nun die Gespräche mit den Betriebsräten beginnen. Mitarbeitern, die nicht innerhalb der Gruppe wechseln können, soll bei der Arbeitsplatzsuche geholfen werden. "Es wird auch einen Sozialplan geben", so Cordes.

Für die drei verbleibenden Werke des Bereichs Ice Cream - alle außerhalb Bayerns - kündigte DMK Investitionen im zweistelligen Millionenbereich an, um die Eisproduktion günstiger zu machen. Von Seiten der Arbeitnehmervertreter in Nürnberg war zunächst keine Stellungnahme zu bekommen.

Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly und Wirtschaftsreferent Dr. Michael Fraas reagierten am Freitag betroffen. Die Stadtspitze ließ verlauten, es sei jetzt wichtig, dass alle Möglichkeiten ausgelotet würden – im Interesse der Beschäftigten und ihrer Familien, aber auch im Interesse des gesamten Wirtschaftsstandorts. Vor allem müsse den Beschäftigten eine Perspektive in Nürnberg gegeben werden. Darauf wollen Maly und Fraas größten Wert legen und ihr Augenmerk richten. Das Wirtschaftsreferat stehe in Kontakt mit der Geschäftsführung und dem Betriebsrat, um alle dafür geeigneten Ansatzpunkte und Maßnahmen prüfen.

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