Pläne zur Stromautobahn Suedlink rufen in Bayern Ärger hervor

21.2.2019, 16:07 Uhr
Etwa 135 Kilometer weit soll die geplante Trasse auch durch Bayern gehen.

© dpa Etwa 135 Kilometer weit soll die geplante Trasse auch durch Bayern gehen.

Die Trasse der umstrittenen Stromautobahn Suedlink verläuft den neusten Planungen zufolge über rund 135 Kilometer auch in Bayern. Die Netzbetreiber Tennet und TransnetBW stellten am Donnerstag in Berlin ihren Vorschlag vor, den sie in den kommenden Wochen bei der Bundesnetzagentur einreichen wollen. Das Investitionsvolumen beträgt zehn Milliarden Euro.

Demnach soll die Trasse von Schleswig-Holstein aus westlich an Hannover vorbei über Nordhessen und Südthüringen nach Bayern und Baden-Württemberg führen. Bayern würde der Suedlink demnach im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld nahe der Autobahn 71 erreichen, eine Leitung soll dann zum Netzverknüpfungspunkt Grafenrheinfeld südlich von Schweinfurt verlaufen und die andere westlich an Würzburg vorbei in Richtung Baden-Württemberg.

"Beim Suedlink wurden jetzt die bisherigen Planungen bestätigt, eine Ausweitung der Übertragungskapazitäten und Verbreiterung der Trasse sind Gott sei dank nicht geplant", sagte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Trotzdem seien auch die jetzigen Planungen eine immense regionale Belastung und eine Entscheidung gegen die regionale Energiewende in Bayern, ohne in den nächsten zehn Jahren die Versorgungssicherheit wirklich zu garantieren. Der Bund müsse zudem - etwa durch mehr Pilotprojekte bei der Erdverkabelung - die die Akzeptanz für die Stromleitungen vor Ort verbessern.


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Letztlich entscheidet die Bundesnetzagentur über den Verlauf, der zwischen Ländern und Regionen teils heftig umstritten ist. Per Suedlink soll maßgeblich über Erdkabel Windstrom vom Norden in die Industriezentren im Süden transportiert werden. Suedlink soll am Ende eine Kapazität von vier Gigawatt Strom in den Süden liefern.

Nach jetzigem Stand der Technik werden die Unternehmen beim Bau acht Kabel, die 10 bis 15 Zentimeter dick sind, in etwa 1,80 Meter Tiefe vergraben, dafür braucht es einen Korridor, einen sogenannten Schutzstreifen, von etwa 30 Metern Breite. Während der Bauarbeiten muss der Korridor zum Baggern 40 bis 50 Meter breit sein.

Hauptsächlich dürften die Kabel dann unter Feldern verlaufen. Tennet und TransnetBW hoffen, rechtzeitig auf eine neue Technologie umsteigen zu können, mit der nur noch vier Kabel notwendig wären - dann wäre der Korridor nur noch halb so breit.

In den kommenden Wochen wollen die beiden Unternehmen Bürger vor Ort über die Hintergründe der Streckenauswahl informieren, kündigte Christoph Schulze-Wischeler an, der Unternehmen Tennet für den Netzausbau zuständig ist. Die Planungen sollen bis 2021 abgeschlossen werden, die für die Energiewende wichtige Nord-Süd-Verbindung soll dann bis 2025 gebaut werden. Der Vorsitzende der Geschäftsführung von TransnetBW, Werner Götz, nannte den Zeitplan ambitioniert. Er sei nur einzuhalten, wenn es keine Verzögerung etwa durch Klagen gebe.

Über einen ersten Abschnitt eines 1000 Meter breiten Korridors will die Behörde voraussichtlich Ende 2019 entscheiden, wie ein Tennet-Sprecher sagte. Der konkrete, 30 Meter breite Korridor werde dann in einem Planfeststellungsverfahren bis 2021 festgelegt, 2025 soll Suedlink fertig sein und in Betrieb gehen. Ob das klappt, ist nach Einschätzung der Unternehmen aber alles andere als sicher. Das sei das "Best-Case-Szenario" ohne Verzögerungen etwa durch Gerichtsverfahren.

20 Kilometer der Stromtrasse sollen durch Schleswig-Holstein führen, mit 315 Kilometern bekommt Niedersachsen den Plänen zufolge den längsten Teil der Kabel, die überwiegend unterirdisch verlaufen sollen. Durch Hessen sollen 59 Kilometer führen, 78 durch Thüringen, 135 durch Bayern und 97 Kilometer durch Baden-Württemberg. Die Netzbetreiber betonten, sie hätten sich bei der Auswahl an sachlichen Kriterien wie Wasser- und Artenschutz oder auch Baugebieten orientiert, nicht an politischen Wünschen.

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