Protest gegen den Investor

25.8.2005, 00:00 Uhr
Protest gegen den Investor

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„Die Hütte brennt“, fasste IG-Metall-Sekretär Harry Schreyer gestern die Stimmung vor den Mitarbeitern zusammen, die sich als Zeichen des Protests vor dem Werkstor versammelt hatten. Von der Nürnberger Firma war im November 2004 Insolvenz angemeldet worden, „und dass das Unternehmen verkauft wird und damit die Insolvenzphase beendet werden kann, ist nur zu begrüßen“, erklärte Schreyer. Doch bei der Auswahl des Investors sollten „genau diejenigen zum Zuge kommen, die wir hier nicht haben wollen“.

Wie berichtet, hatte die Versammlung der Gläubiger (an erster Stelle der Pensions-Sicherungs-Verein der Deutschen Industrie) den Zuschlag der FBH gegeben und sich damit gegen andere Interessenten entschieden — einer mit Beteiligung der britischen Firma Megger, die wie Gossen Metrawatt Messgeräte herstellt, aber kaum auf dem Kontinent vertreten ist. An der FBH irritiert die Belegschaft in Nürnberg, dass auf deren Referenzliste der Heizsystemehersteller Fröling steht: Der war von der FBH, ähnlich wie nun bei Gossen Metrawatt geplant, übernommen worden und hatte danach trotzdem zum zweiten Mal Insolvenz anmelden müssen.

Einschließlich Vertrieb arbeiten bei Gossen Metrawatt in Nürnberg derzeit rund 290 Mitarbeiter. Wie Betriebsratsvorsitzender Horst Jordan berichtete, stellte sich bei ersten Gesprächen mit FBH-Vertretern heraus, dass der Industriebereich aus der Firma ausgegliedert und in die Schweiz verlagert werden soll. Das koste bis zu 80 Stellen, möglicherweise bis zu 160.

Gefordert werde zudem eine Verlängerung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich. Schreyer: „Es ist empörend, dass weder eine wirtschaftliche Notwendigkeit für die Einschnitte nachgewiesen ist noch die Sicherheit der Beschäftigung garantiert werden soll.“

Insgesamt hat das Unternehmen 460 Mitarbeiter, darunter 70 in der Schweiz. Hintergrund der Insolvenz war eine bilanzielle Überschuldung wegen Verpflichtungen gegenüber 1800 Pensionisten. Auch nach der Insolvenz hatte das Unternehmen aber operativ weiter Überschüsse erwirtschaften können. Der Zuschlag an die FBH war erfolgt, weil diese den höchsten Preis geboten hatte, wie Insolvenzverwalter Siegfried Beck bei Bekanntwerden der Pläne mitteilte.