Schanzenbräu setzt auf die digitalisierte Produktion

17.5.2017, 17:36 Uhr
Schanzenbräu setzt auf die digitalisierte Produktion

© Foto: Roland Fengler

Hoch über den Köpfen der Besucher in der Produktionshalle der Nürnberger Schanzenbräu hängt ein Schild von der Decke: "Rauchen verboten" heißt es dort in vier Sprachen. Links, an der Wand hinter den Sudkesseln, erinnert ein anderes Schild die Mitarbeiter daran, das Schlauchende niemals auf dem Boden liegen zu lassen.

Beide Tafeln sind Erinnerungsstücke aus der noch jungen Geschichte der Brauerei: Letzteres stammt aus der früheren Tucher-Produktion am Nürnberger Schillerplatz, wo Schanzenbräu-Chef Stefan Stretz die Brau-Kunst von der Pike auf gelernt hat. Das Rauchverbot wiederum hing einst in einer AEG-Halle an der Fürther Straße. Dort hatte Schanzenbräu — Mitte der 2000er Jahre in Gostenhof entstanden — einige Zeit den Lagerverkauf.

Antiquarisch wirken die Schilder in der Produktionshalle zwischen all den metall-glitzernden Geräten, die dem neuesten Stand entsprechen: Sie sind "state of the art" in der Branche, wie Stretz betont. Für die Brauereimaschinenfabrik Kaspar Schulz aus Bamberg, die die Maschinen gebaut und geliefert hat, sei das Sudhaus in Nürnberg ein Objekt, das gerne anderen Kunden gezeigt werde.

Vollautomatisch läuft der Brauprozess in dem Neubau in Nürnbergs äußerstem Südwesten. Die Aufgabe der Brauer besteht hauptsächlich darin, den Prozess zu überwachen. Dafür zeigt ein Display — zwischen Läuterbottich und Whirlpool platziert — an, wie weit der Sud gediehen ist. Und steuern lässt sich das System notfalls auch von zu Hause aus — über das Smartphone.

Infos im Internet

Schon aus Kostengründen müssten die Maschinen hochmodern sein, so Stretz. Denn je neuer, desto energieeffizienter sind die Geräte. Und die Energie sei — neben den steigenden Löhnen — ein ganz erheblicher Kostenfaktor.

Teuer ist für Schanzenbräu, das in Getränkemärkten in Nürnberg, Fürth, Erlangen und bald auch in Schwabach zu haben ist, derzeit aber ein ganz anderes Problem: Die Kästen kommen nicht mehr zurück. Vielleicht errichten Fans damit eine Schanzenbräu-Theke in ihren Kellern, mutmaßt Stretz. Wie auch immer: Ihm reiße das ein Loch in die Kalkulation. Denn das Pfand decke nur die Hälfte der Kosten für einen neuen Kasten.

Das Internet und die sozialen Medien nutzt Schanzenbräu derweil vor allem, um über sich zu informieren. Außerdem können Kunden per E-Mail ihre Bestellung aufgeben, abholen müssen sie die Kästen und Fässer aber ganz analog. Über einen Online-Shop werde nachgedacht, das habe aber nicht oberste Priorität.

Neun Sude produzieren Stretz, sein Brauer und der Brau-Auszubildende jede Woche, verteilt auf drei Tage. Die restliche Zeit geht für das Säubern der Kessel drauf. Rund 7500 Hektoliter verlassen in diesem Jahr die Braustätte — deutlich mehr als die ursprünglich vorgesehenen 5000 Hektoliter.

Neues kreieren

Zu den Klassikern Helles und Rotbier gesellen sich dabei immer wieder neue Sorten, die in limitierter Auflage gebraut werden. Aktuell ist das zum Beispiel "Marianne M". Namensgeber ist die Hopfensorte Monroe, die sich wiederum auf die gleichnamige US- Schauspielerin bezieht. Oder "Karl ist da": Hier steckt die Hopfensorte Callista drin.

Neues zu kreieren, das ist das, was Stretz besonderes Vergnügen bereitet. Deshalb fühlt er sich durch das bayerische Reinheitsgebot, das im vergangenen Jahr aufwendig, aber keinesfalls unumstritten Jubiläum feierte, über Gebühr eingeschränkt. Aus seiner Sicht spricht nichts dagegen, beim Brauen mit weiteren Zutaten als nur mit Hopfen, Gerste und Wasser zu experimentieren. Nur natürlich sollten die verwendeten Stoffe sein, meint der Diplom-Ingenieur für Brauereitechnologie. Daher plädiert er dafür, das Gesetz aus dem Jahre 1516 zu modifizieren.

Richtig leidenschaftlich wird Stretz, wenn es um den technischen Fortschritt geht. Begeistert habe ihn, welche Möglichkeiten eine dreidimensionale Planung bei Neubauten biete. Daher steht für ihn fest: Wenn er in ein paar Jahren die Produktion ausweitet, dann will er auf dieses Verfahren zurückgreifen. Denn so ließe sich zum Beispiel noch viel besser planen, wie weit in der Lagerhalle die Regale auseinanderstehen müssen, damit der Gabelstapler nicht aneckt. Und wie lautet eine alte Branchenweisheit? "Ein Brauer, der nicht baut, der bald auch nicht mehr braut."

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