"Schwer wie nie": Deutsche Betriebe suchen nach Azubis

30.8.2015, 17:09 Uhr
Deutschland und der Fachkräftemangel: Laut IHK drohen knapp 40.000 Plätze unbesetzt zu bleiben.

© dpa Deutschland und der Fachkräftemangel: Laut IHK drohen knapp 40.000 Plätze unbesetzt zu bleiben.

Zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres suchen viele Betriebe noch händeringend nach Lehrlingen. „In den letzten 20 Jahren war es für Unternehmen noch nie so schwer, ihre offenen Ausbildungsplätze zu besetzen“, sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Es drohten knapp 40.000 Plätze unbesetzt zu bleiben.

Nach einer aktuellen DIHK-Umfrage unter den Mitgliedsbetrieben, die der Zeitung vorliegt, konnten fast ein Drittel der Unternehmen schon im Vorjahr nicht alle Ausbildungsplätze besetzen. Das sind fast dreimal so viele wie noch zehn Jahre zuvor. Als Gründe nannte Schweitzer die rückläufige Zahl an Schulabgängern und den wachsenden Trend zum Studium. In der Folge könnten offene Stellen nicht besetzt werden. „Auf mittlere Sicht werden uns 1,3 Millionen Fachkräfte allein in technischen Berufen fehlen.“

Aber auch Angebot und Nachfrage passen oft nicht zusammen. So gibt es regelmäßig einen Ansturm auf einige wenige Berufe, wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg der Deutschen Presse-Agentur erklärte. Gut ein Drittel der jungen Leute entscheiden sich für einen der zehn gefragtesten Berufe. Und auch die regionale Verteilung ist höchst unterschiedlich. In einigen Regionen gibt es im Verhältnis zur Bewerberzahl zu viele, in anderen zu wenig Ausbildungsplätze.

Die Bundesagentur für Arbeit zählte per Ende Juli etwas mehr offene Ausbildungsplätze als unversorgte Bewerber. Aber das ist Statistik. Es werden Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, auf der anderen Seite aber auch junge Leute leer ausgehen, weil für sie im Wunschberuf keine Stelle frei ist und viele nicht zum Umzug oder zu einer alternativen Ausbildung bereit sind.

Spezielle Förderprogramme

Der DIHK-Umfrage zufolge stellen sich mittlerweile 75 Prozent der Betriebe mit speziellen Förderprogrammen auch auf leistungsschwächere Jugendliche ein. Aber auch die leistungsstärkeren Schulabgänger werden intensiv umworben. Schweitzer betonte, 70 Prozent der Unternehmen böten allen Auszubildenden nach der Lehre einen festen Job. Zudem lockten viele Firmen mit Zusatzleistungen wie kostenlosem Smartphone, einer Mitgliedschaft im Fitness-Studio oder freier Fahrt im öffentlichen Nahverkehr.

Die Politik forderte der DIHK-Präsident auf, die Liste der Mangelberufe zu erweitern, bei denen Zuwanderung möglich ist. Als Beispiele nannte er die Bereiche Gastronomie und Logistik. Die Wirtschaft brauche weiter qualifizierte Einwanderer, um den Bedarf an Fachkräften zu decken. Zudem sollten Asylbewerber, die in einer Ausbildung seien, nicht abgeschoben werden – inklusive einer Anschlussphase von mindestens zwei Jahren im Beruf.

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