Schwere Vorwürfe im Prozess um Sal. Oppenheim

28.5.2015, 18:36 Uhr
Schwere Vorwürfe  im Prozess um Sal. Oppenheim

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Sie hätten sich nicht die notwendigen Informationen für die Geschäfte beschafft, gegen Strategien und Geschäftsordnungen der Bank verstoßen und persönliche Interessen mit denen des Bankhauses vermischt, betonte der Ankläger.

Durch die Billigung eines Kredits und einer Beteiligung an Arcandor im Jahr 2008 sei der Bank ein Schaden von rund 79,8 Millionen Euro entstanden. Es handele sich insgesamt um „gemeinschaftlich begangene Untreue in einem besonders schweren Fall“.

Alle Partner an der Spitze der Bank seien im Detail über die Vorgänge informiert gewesen und hätten Chancen gehabt, gegenzusteuern. „Hier baute sich ein großes Klumpenrisiko auf, ohne dass darauf adäquat reagiert wurde“, sagte Elschenbroich. Zu den angeklagten Ex-Bankern in dem seit über zwei Jahren andauernden Prozess gehören Matthias Graf von Krockow, Christopher von Oppenheim, Dieter Pfundt sowie Friedrich Carl Janssen, die persönlich haftende Gesellschafter der Bank waren.

Verantwortlich für das gesamte Geschäft

Sie seien in dieser Rolle für das gesamte Geschäft der Bank verantwortlich gewesen, betonte der Staatsanwalt. Krockow habe in dem Prozess aus Sicht der Staatsanwaltschaft ein Geständnis abgelegt, die gelte mit Abstrichen auch für Oppenheim. Janssen und Pfundt hätten die Vorwürfe bestritten.

Diese Sicht sei nach Auffassung der Anklage durch den Prozess widerlegt. Auf der Anklagebank sitzt zudem der Troisdorfer Immobilienunternehmer Josef Esch. Elschenbroich zeichnete in seinem Plädoyer am 122. Verhandlungstag nach, wie sich die Bank ab 2001 über Engagements ihrer Großkundin Madeleine Schickedanz mit immer neuen Krediten eng mit dem Schicksal des damaligen KarstadtQuelle-Konzerns verband, dem Arcandor-Vorgänger.

Die Bank habe dabei darauf gesetzt, das Unternehmen von der Börse zu nehmen und die Immobilien der Karstadt-Warenhäuser unter Einbindung Eschs verwerten zu können. Diese Pläne hätten sich aber zerschlagen - wie auch die Hoffnung auf Kursgewinne der Arcandor-Aktien, mit denen Kredite der Bank besichert waren.

Urteil im Juni

Die Anklage beanstandet in dem 2013 begonnenen Prozess auch Immobiliengeschäfte zum Nachteil der Bank in Frankfurt, bei denen ein Millionenschaden entstanden sein soll. Als Arcandor im Frühjahr 2009 zusammenbrach, geriet auch die eng mit dem Konzern verbundene Bank Sal. Oppenheim in Schwierigkeiten.

Die Privatbank wurde letztlich von der Deutschen Bank aufgefangen. Richterin Sabine Grobecker hatte die Beweisaufnahme am Morgen geschlossen. Nach der Staatsanwaltschaft sollen die Verteidiger der Angeklagten ihre Plädoyers halten. Ein Urteil in dem Prozess könnte voraussichtlich im Juni verkündet werden.

Am 27. Februar 2013 begann das Verfahren. Damit startete einer der größten Wirtschaftsstrafprozesse der Nachkriegsgeschichte.

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