Siemens hält Schmiergeldstudie unter Verschluss

18.3.2017, 15:43 Uhr
Siemens hält Schmiergeldstudie unter Verschluss

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Die Autoren hätten ihre Erkenntnisse bereits in zahlreichen Vorträgen, Aufsätzen und Büchern veröffentlicht. Zudem entspreche das derzeitige Manuskript "nicht den Qualitätsansprüchen des Hauses". Auch Zitate aus internen Protokollen seien nicht für die Öffentlichkeit geeignet. Der Spiegel hatte unter Berufung auf die beiden Autoren berichtet, Siemens halte die 2011 in Auftrag gegebene Untersuchung seit 2014 unter Verschluss, obwohl den beiden Historikern eine Publikation als Buch zugesagt worden sei.

 "Siemens hat ohne Angabe von Gründen die geplante und uns verbindlich zugesagte Buchpublikation der Untersuchungsergebnisse auf unbestimmte Zeit zurückgestellt", hieß es  von den Autoren des 800-Seiten-Werks, Hartmut Berghoff und Cornelia Rauh. Der Konzern ging noch einen Schritt weiter und bestätigte, eine Veröffentlichung sei nicht mehr geplant.

Der renommierte Göttinger Historiker Berghoff hatte den Auftrag für die Untersuchung im Jahr 2011 von Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme bekommen. Gemeinsam mit seiner Hannoveraner Kollegin Rauh sollte er die Geschichte des Konzerns in der Zeit des Korruptionsskandals nachzeichnen, der 2006 aufgeflogen war. Die Historiker hatten dazu auch vertrauliche Vorstands- und Aufsichtsratsprotokolle einsehen dürfen. Konzern und Historiker konnten danach aber keine Einigkeit darüber erzielen, ob und wie aus diesen Protokollen in dem öffentlich angekündigten Buch zitiert werden kann. Darüber hinaus gibt es Stimmen, die der heutigen Siemens-Spitze unter Joe Kaeser kein Interesse mehr an einer neuerlichen Aufarbeitung des Skandals nachsagen.

Zwar zieht die Studie ein positives Urteil über Kaeser. Gegen den heutigen Konzernchef, der in den Jahren 2001 bis 2004 in der korruptionsanfälligen Mobilfunksparte als Finanzvorstand tätig war, wurde auch nie ermittelt; Hinweise, er habe von Bestechungen gewusst, wies er stets zurück. Die Studie kommt allerdings zu dem Schluss, dass sich nach der milliardenschweren Einigung des Konzerns mit den Strafverfolgungsbehörden "ein Schleier über tausende Vorwürfe gelegt" habe, die nicht weiter aufgeklärt worden seien.

 Der Konzern wies diese Darstellung zurück. Man habe die Affäre vor zehn Jahren umfassend aufgearbeitet und den Behörden vollen Zugang zu allen Informationen gewährt.

Die Strafverfolger hatten ab 2006 gegen Siemens ermittelt. Über Jahre hinweg sollen dort rund 1,3 Milliarden Euro in schwarze Kassen geflossen sein, um lukrative Aufträge im Ausland zu erhalten. Der Skandal führte zu einer Reihe von Prozessen gegen ehemalige Manager.

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