Sonderveröffentlichung Zeitarbeit – Sprungbrett in den Job

10.11.2012, 10:33 Uhr

 Wenn der Arbeitnehmer genügend Durchhaltevermögen zeigt, kann sich die Zeitarbeit für ihn tatsächlich zu einem "Sprungbrett in den" Job entwickeln. Manche kritisieren jedoch, die Beschäftigten würden deutlich schlechter bezahlt als Mitglieder der Stammbelegschaft.
Allerdings hat sich in der Branche in den letzten Jahren einiges geändert. Ganz aktuell dürfen sich Zeitarbeitskräfte in zahlreichen Branchen über kräftige Zuschläge freuen. Seit Anfang November kriegen Zeitarbeiter in der Metall- und Elektro- sowie der chemischen Industrie deutlich mehr. Ab Januar 2013 sind die Kunststoff und Kautschuk verarbeitende Industrie dran, ab April die Bereiche Schienenverkehr, Textil- und Bekleidungsindustrie sowie die Holz und Kunststoff be- und verarbeitende Industrie.

Gleiche Bezahlung angestrebt
Grundlage für die Lohnsteigerungen ist ein Stufenmodell, das die Betriebe zusammen mit den Gewerkschaften entwickelt haben. Es soll die Zeitarbeiter schrittweise an "Equal Pay", also gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit, heranführen. Grob gesagt sieht das so aus: Je länger ein Arbeitnehmer per Zeitarbeit im selben Betrieb beschäftigt ist, desto mehr bekommt er.
Am deutlichsten fallen die Zuschläge in der Metall- und Elektroindustrie aus, da hier die Tariflücke zwischen Zeitarbeitern und Stammbelegschaft bisher besonders hoch war. Nach sechs Wochen Beschäftigung im selben Betrieb erhält ein Zeitarbeiter in dieser Branche 15 Prozent mehr, nach drei Monaten 20 Prozent mehr. Arbeitet er neun Monate am Stück in der selben Firma, bekommt er schließlich 50 Prozent mehr als am Anfang.

Einarbeitung ist nötig
"Dieses Stufenmodell trägt der Tatsache Rechnung, dass Zeitarbeitskräfte nicht ab dem ersten Tag dieselbe Produktivität wie Stammmitarbeiter erbringen können", erklärt Stephan Giesbert, Regionalsprecher Süd-Ost des Bundesarbeitgeberverbands für Personaldienstleister (BAP). "Es schließt deshalb nach angemessener Einarbeitungszeit die in bestimmten Wirtschaftsbereichen bestehende Tariflücke."
Giesbert erklärt weiter, Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen habe die Zeitarbeitsbranche vor die Wahl gestellt: Entweder schaffen die Tarifvertragsparteien die Voraussetzungen für "Equal Pay", oder der Gesetzgeber wird aktiv. Das Stufenmodell, das die Firmen daraufhin mit den Gewerkschaften entwickelten hätten, sei wesentlich flexibler und besser an die Voraussetzungen der Branche angepasst als eine Gleichbezahlung, die per Gesetz verordnet würde.
Zeitarbeit heißt offiziell "Arbeitnehmerüberlassung". Manche Firmen beschäftigen Zeitarbeiter, die sie aus anderen Firmen "entliehen" haben, um bei besonders vielen Aufträgen personelle Engpässe zu überbrücken oder auch als Ersatz für kranke Mitarbeiter. Es gibt sowohl ungelernte als auch hochqualifizierte Zeitarbeitskräfte.

Rechte sind die selben
Die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg veröffentlichte im Juli 2012 eine Broschüre, die sich an Zeit- und Leiharbeiter richtet. Darin heißt es: "Als ... Zeitarbeitnehmer haben Sie hinsichtlich der Arbeitsbedingungen wie Entlohnung, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Urlaubsanspruch usw. die gleichen Rechte wie andere Beschäftigte". Einziger Unterschied sei, dass man nicht in "seiner" Firma arbeite. Stattdessen stelle der Arbeitgeber die Arbeitskraft des Beschäftigten einem Entleiher zur Verfügung.
Zu dieser rechtlichen Gleichstellung passen die aktuellen Lohnzuschläge. BAP-Sprecher Stephan Giesbert meint: "Von den Branchenzuschlägen profitieren in erster Linie die Zeitarbeitnehmer selbst. Die Attraktivität unserer Branche für die Arbeitnehmer steigt weiter. Wir gehen davon aus, dass Zeitarbeit zunehmend im Fachkräftebereich und zur passgenauen Personalrekrutierung genutzt wird."

 

 

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