Training in einfühlender Kommunikation als Geschäftsidee

15.8.2007, 00:00 Uhr
Training in einfühlender Kommunikation als Geschäftsidee

© Karlheinz Daut

Die Gründerin ist Teil eines weltweiten Netzwerks von Trainern und Coachs, die  anderen Menschen die Vorteile von GFK näherbringen wollen. Wie kam sie auf dieses Kommunikationsmodell als Basis für ihren Neuanfang? «Entflammt hat mich eine Aussage Marshall Rosenbergs, die lautet: Menschen haben immer das Ziel, ihr Leben und das anderer zu bereichern. Nur haben sie nicht immer die passenden Strategien dazu parat», sagt Gabi Lindemann.

Die gelernte Bankkauffrau entwarf nach einem beruflichen Stillstand und langjähriger Routine zunächst ihre eigene Strategie. Mit dem Schluss, dass die Arbeit kreativer, sinnhaftiger und lebendiger sein darf. Es folgte eine Reihe von Ausbildungen in Kommunikation, Mediation, Coaching, Training und Konfliktmanagement. Vor fünf Jahren dann gründete sie als Trainerin und Businesscoach «Menschen und Ziele» und gab inzwischen das Angestelltendasein ganz auf.

Ein Riesenschritt, denn «mein Sicherheitsbedürfnis war groß», sagt Gabriele Lindemann. Zudem erinnerte sie sich dunkel daran, dass in einem Existenzgründerseminar der Satz gefallen war: In den ersten drei Jahren nach der Gründung kann man den Urlaub vergessen.

«Eine schreckliche Vorstellung.» Heute lächelt sie darüber: «Der Job gibt mir so viel Freude und Energie, dass ich gern jahrelang Freizeit investiert habe.»  Die Kommunikationstrainerin kooperiert mit verschiedenen internationalen Teams und kann so auch größere Projekte stemmen.

Die Nürnbergerin geht in Firmen vornehmlich der Dienstleistungsbranche, begleitet sie in Veränderungsprozessen oder berät Teams. Auch einzelne Ratsuchende werden vom Arbeitgeber geschickt oder sie melden sich privat zum Coaching. Mal geht es um Karriereentwicklung, mal um Konfliktlösung in Abteilungen oder um Führungsstile.

«Sehr wirkungsvoll»

Was kann die GFK-Trainerin dort anbieten? «Gerade in der Wirtschaft ist die Kraft der Einfühlung sehr wirkungsvoll, besonders wenn die dahinterstehende wertschätzende Haltung von der Führung mit getragen und vorgelebt wird.» Denn im Grunde erfüllen Menschen von Herzen gern die Anliegen anderer, sofern sie ihre eigenen Bedürfnisse ernst genommen sehen. Beide Seiten sollen sich als Gewinner fühlen. Dazu verhelfe die klare Sprache der GFK.

Das Ziel: Beziehungen verbessern und verantwortlich handeln. Das gilt in der Partnerschaft genauso wie in der Arbeitswelt. Ein Beispiel: Ein Mitarbeiter pflegt oft zu spät zu kommen. Wenn der Chef das Problem thematisiert, sollte er besser nicht so anfangen: «Sie sind unzuverlässig.»

Lindemann empfiehlt, auf die persönliche Verurteilung zu verzichten. Besser wäre die klare Beobachtung, dass der Mitarbeiter dreimal in der Woche zu spät gekommen sei, der Chef damit unzufrieden ist, weil er Verlässlichkeit braucht, und die einfühlende Frage, mit welcher Unterstützung dem abzuhelfen ist.

Rache ist süß - und teuer

Einfühlung ist überhaupt das Zauberwort. Denn wenn im Gegenteil  Mitarbeiter verächtlich oder gar feindselig behandelt werden, kann vieles schief laufen - auch zum Schaden des Arbeitgebers. Lindemann: «Beschäftigte haben vieles in der Hand, wenn sie mit ihrer Leistung nicht wahrgenommen werden.»

Schlechter Umgang mit Kunden, Krankenstand bis hin zur inneren Kündigung, all das kostet am Ende nicht nur Nerven, sondern auch knallhart Umsatz. Mehr Menschlichkeit in die Betriebe zu bringen, ist der Gegenentwurf zu diesem Szenario.