Urlauberzahlen in der Türkei kräftig eingebrochen

4.7.2016, 06:00 Uhr
Leere Strände, wenig Besucher bei der Garten-Expo. Der Tourismus in der Türkei kämpft derzeit um Urlauber.

© Joachim Hauck Leere Strände, wenig Besucher bei der Garten-Expo. Der Tourismus in der Türkei kämpft derzeit um Urlauber.

Mitten in dieser Krise hat bei der Garten-Weltausstellung der deutsche Expo-Pavillon eröffnet – und bekommt die Auswirkungen ebenfalls zu spüren. Die großen "Almanya"-Tafeln und die Gartenzwerge weisen unübersehbar den Weg zum deutschen Expo-Pavillon und tatsächlich machen fast alle Gäste der riesigen Gartenschau Station am deutschen Stand - für sich genommen, ein schöner Erfolg der deutschen Ausstellungs-Macher. Doch die Besucherzahlen der Expo insgesamt sind unterirdisch: Höchstens zwei- bis dreitausend Menschen täglich lösen zur Zeit ein Ticket – wie da bis zum Expo-Ende im Oktober die acht Millionen Gäste zusammenkommen sollen, mit denen die Aussteller kalkuliert haben, ist fraglich.

Damit sich auf dem riesigen Expo-Gelände demnächst vielleicht doch ein wenig mehr Menschen drängeln, versuchen es die türkischen Veranstalter jetzt verstärkt mit Freikarten, die zu Tausenden unter die Leute gebracht werden. Und natürlich hoffen sie, wie die ganze Tourismusbranche, dass nach der Versöhnung zwischen Moskau und Ankara bald wieder der Urlauberstrom aus Russland an die türkische Riviera fließt.

Realistischere Zeitgenossen wie der Chef des türkischen Hotelier-Verbandes aber warnen vor voreiligem Optimismus: Für die traditionelle Russen-Hauptsaison im Juli und August kommt die Aufhebung der Sanktionen zu spät, russische Reiseveranstalter und potentielle Urlauber haben längst andere Pläne gemacht.

Auf türkischer Seite wiederum hat der Flughafen Antalya wegen der Flaute im Tourismus seine Kapazitäten stark heruntergefahren, ein ganzes Terminal dicht gemacht und, wie Hotels, Restaurants und Läden auch, viele Mitarbeiter entlassen. Die touristische Infrastruktur wieder hochzufahren wird dauern, und in diesem Sommer sicher nicht mehr funktionieren.

Um fast 40 Prozent sind auch die Buchungen aus Deutschland zurückgegangen, dem noch immer größten Markt für den türkischen Tourismus. Deutsche Urlauber scheuen das Land vor allem aus Angst vor Terroranschlägen, viele auch wegen ihres Unmuts über Erdogans politischen Kurs. Sie sind, anders als die meisten Russen, nicht durch ein simples Kommando aus der Regierungszentrale zur Rückkehr zu bewegen – und das wissen auch die Türken: Die Pragmatiker locken mit Schnäppchenpreisen und haben die Sicherheitsvorkehrungen am Flughafen Antalya sowie wichtigen Urlauberzielen massiv verstärkt.

Die Frommen suchen Hilfe ganz oben: In der deutschen Urlauber-Hochburg Alanya marschierten dieser Tage an die Hundert Hoteliers und Geschäftsleute zu einem gemeinsamen Bittgottesdienst in die Bacoglu-Moschee - manchmal hilft eben nur noch beten.
 

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