VAG-Pläne: Wo die Elektrobusse bereits im Einsatz sind

4.12.2017, 05:49 Uhr
VAG-Pläne: Wo die Elektrobusse bereits im Einsatz sind

© Foto: Ulrich Perrey/dpa

Wiesbaden ist etwas mehr als halb so groß wie Nürnberg, dafür aber doppelt so schnell bei der geplanten Einführung von Elektromobilität im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Seitdem die Taunus-Stadt in diesem Herbst ihren beeindruckenden Zeitplan zu E-Bussen bekanntgab, rufen viele Kommunen bei den Verkehrsbetrieben an mit der Frage: "Wie wollt ihr das schaffen?"

Die Planungen sehen einen Komplettaustausch der Busflotte vor, und zwar vergleichsweise rasant. Die Formel ist leicht zu merken: Bis zum Jahr 2022 sollen in der hessischen Landeshauptstadt 220 Elektrobusse fahren. Was nicht weniger bedeutet, als dass die gesamte städtische Flotte auf Elektroantrieb umgestellt sein wird. In einem Jahr rollen die ersten 55 Busse auf den Straßen.

Hamburg ist stolz auf "Innovationslinie" 

Hamburg dagegen geht ganz anders vor. Schon 2014 begann das Testen verschiedener neuer Technologien, darunter einer aus dem Hause Siemens. Die Megacity hat beinahe zwei Millionen Einwohner und ein extremes Luftverschmutzungsproblem. Denn zusätzlich zu dem dichten Verkehr verpesten auch Fracht- und Kreuzfahrschiffe die Luft.

Inzwischen sind Elektrobusse unterwegs. Streckenbetreiber Hamburger Hochbahn ist stolz auf seine "Innovationslinie 109“" Auf ihr rollt ein Mix: Hybridbusse von Volvo mit Diesel und Elektroantrieb und E-Busse des polnischen Herstellers Solaris. Beide Typen können an den von Siemens gelieferten Ladestationen Strom tanken. Noch liegt die Zahl in Hamburg bei unter zehn Fahrzeugen, doch Ausbau ist angesagt.

E-Busse in der Anschaffung teuer

Ansonsten ist es nicht weit her mit der E-Mobilität im Busverkehr deutscher Städte, die meisten experimentieren mit einem oder ein paar Bussen mehr. In Nürnberg hat die VAG einen E-Bus von Solaris gekauft, den sie Anfang 2018 auf die Straße bringt. Ab 2020 will der Verkehrsbetrieb nur noch Elektrobusse anschaffen. Bis 2030 soll dann die Hälfte der 176 VAG-Busse mit Strom fahren. Nur 50 Prozent also, erst in 13 Jahren.

Der recht lange Zeitraum orientiert sich an der Lebensdauer der Busse: 14 Jahre lang bleiben sie im Durchschnitt auf der Straße. "Derzeit ist ein E-Bus mehr als doppelt so teuer wie ein Dieselbus und ohne entsprechende Förderung nicht finanzierbar", erklärt Tim Dahlmann-Resing, VAG-Vorstand für Technik und Marketing. Und er hofft, dass die Preise fallen werden.

 "Aber die Wartungs- und Betriebskosten sind günstiger", sagt Andreas Laske, Systemexperte für E-Bus-Ladetechnik bei Siemens. Auch wenn dazu noch empirische Untersuchungen aus dem Alltagsbetrieb fehlen, liegt für ihn der Kostenvorteil auf lange Sicht auf der Hand: "Die höhere Effizienz von Elektro- gegenüber Verbrennungsmotoren ist der Schlüssel zur Einsparung der Betriebskosten. Mit jedem gefahrenen Kilometer wird der Effizienzvorteil spürbar. Und Busse fahren im Jahr bis zu 70.000 Kilometer", sagt Laske. Studien der TU Berlin und von Fraunhofer hätten ergeben, dass die Betriebskosten mehr als halbiert werden könnten.

Elektroantriebe aus Nürnberg

Die Fahrzeuge selbst liefert Siemens nicht, wohl aber Antrieb, den Netzanschluss an die Stromversorgung und eben die Ladetechnik. Die Elektroantriebe kommen aus dem Siemens-Motorenwerk in Nürnberg. In der Vogelweiherstraße betreibt Siemens ein "Kompetenzzentrum elektrische Antriebsysteme" für innerstädtische Nutzfahrzeuge wie Stadtbusse. Es handelt sich um ein modulares, elektrisches Antriebssystem, das bereits in der dritten Generation entwickelt wird.

Hier entstehen hocheffiziente Antriebsmotoren, die dazugehörige Leistungselektronik plus Software für das Energiemanagement. Siemens liefert dieses System weltweit an Fahrzeughersteller.

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