Volle Auftragsbücher: Mittelfränkisches Handwerk boomt

21.7.2017, 06:00 Uhr
Volle Auftragsbücher: Mittelfränkisches Handwerk boomt

© Foto: Jan Woitas/dpa

Die Lage bringt Elmar Forster launig so auf den Punkt: "Wer zurzeit keinen Handwerker braucht, der hat Glück." Denn etliche Betriebe in der Region sind spitzenmäßig ausgelastet, wie der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Mittelfranken mit Verweis auf die jüngste Konjunkturumfrage seines Hauses begeistert erklärt, der Auftragsbestand reicht im Schnitt für 10,5 Wochen – im Bauhandwerk sogar für mehr als 14 Wochen. Bestwerte. "Was die wirtschaftliche Situation anbetrifft", resümiert Forster, "sind wir High-End."

Laut der Umfrage bezeichnen über alle Handwerksgruppen hinweg 65,2 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als gut, 28,5 Prozent als befriedigend und nur noch 6,3 Prozent als schlecht. Auch beim Blick nach vorn herrscht auf breiter Front Optimismus: Der Löwenanteil der Firmen (94,4 Prozent) geht davon aus, dass es auch weiterhin rundlaufen wird. "Am blauen Konjunkturhimmel des mittelfränkischen Handwerks ist derzeit kein Wölkchen zu erkennen", bilanziert Forster.

Dennoch ist nicht alles eitel Sonnenschein, wie der gebürtige Oberpfälzer berichtet. So habe sich das Finanzierungsklima erstmals seit längerer Zeit wieder verschlechtert, "die Firmen kommen nicht so leicht an Geld, wie man glauben könnte". Denn wer einen Kredit von der Bank möchte, müsse "ganze Aktenordner von Unterlagen vorlegen". Gerade für kleine und mittlere Betriebe sei das ein immenser Aufwand und damit eine unverhältnismäßig hohe Hürde — worunter letztlich auch die Investitionslust leide.

Den Geldhäusern macht Forster hier keinen Vorwurf: Die geübte Praxis sei Ausfluss einer schärferen Bankenaufsicht, die im Zuge der Finanzmarktkrise bei den Instituten "die Daumenschrauben angezogen hat", sagt der Jurist. Laut einer Befragung, die die bundeseigene Förderbank KfW mit führenden Wirtschaftsverbänden – darunter der Zentralverband des Deutschen Handwerks – unter knapp 2100 Firmen durchgeführt hat, hat sich der Anteil der Unternehmen, die von gestiegenen Schwierigkeiten beim Kreditzugang berichten, um zwei Punkte auf 16,7 Prozent erhöht. Eine Verbesserung des Finanzierungsklimas sehen demnach 12,5 Prozent – ein Plus von 0,8 Punkten. Von einer Verschlechterung des Kreditzugangs berichten insbesondere kleine Firmen, erläutert die KfW: "26,8 Prozent der Unternehmen mit bis zu einer Mio. Ã Umsatz melden gestiegene Schwierigkeiten. Das sind rund siebenmal so viele wie unter denen mit über 50 Mio. Ã Umsatz."

"Geld im Überfluss"

Für Forster ist die Entwicklung ein Stück weit absurd: "Banken haben Geld im Überfluss und kriegen es nicht los." Er setzt jetzt darauf, dass es in Deutschland zu einer Lockerung der Regulierung für kleinere Geldhäuser kommt (Stichwort "Small Banking Box"), so dass Mittelständler wieder leichter Kredite erhalten. Der Kammerchef baut hier nicht zuletzt auf Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble.

Was das regionale Handwerk weiter umtreibt, ist das Dauerthema Nachwuchsmangel. Aktuell gibt es HWK-Geschäftsführer Wolfgang Uhl zufolge 820 offene Lehrstellen. Wobei die Dunkelziffer deutlich höher liegen dürfte, so Forster: Nicht alle zu besetzenden Azubi-Plätze würden auch gemeldet. Sein Fazit: "Uns könnte es noch besser gehen, wenn wir mehr Fachkräfte hätten. Aber wir können sie nicht aus dem Zylinder zaubern."

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