VW-Skandal: TÜV erhebt schwere Vorwürfe gegen Politik

23.11.2015, 13:26 Uhr
Laut Tüv-Nord-Chef Guido Rettig soll die Politik, die Manipulationen bei VW bewusst gedeckt haben.

© dpa Laut Tüv-Nord-Chef Guido Rettig soll die Politik, die Manipulationen bei VW bewusst gedeckt haben.

„Wir haben jahrelang darauf hingewiesen, dass die Motorsoftware Teil unseres Prüfauftrags werden muss. Ohne Erfolg“, sagte TÜV-Nord-Chef Guido Rettig. Die Autoindustrie habe auf den Schutz von Betriebsgeheimnissen verwiesen. Die zuständigen Bundesministerien hätten im Sinne der Autokonzerne entschieden.

„Wir haben leider gesetzlich keinerlei Möglichkeit, Einblicke in die Motorsteuerung und die dort verbaute Software der Fahrzeuge zu nehmen“, sagte Rettig. „Aus diesem Grund hatten unsere Sachverständigen keine Chance, die Manipulationen bei Stickoxiden von Dieselfahrzeugen zu erkennen.“ Ein Fehlverhalten des TÜV liege nicht vor.

Für die Zukunft empfahl Rettig, dass die Typenzulassungen nicht mehr von den Herstellern beauftragt werden, sondern vom Kraftfahrtbundesamt. „Dann hätten sich alle Spekulationen über eine angeblich zu große Nähe zwischen Prüfern und Fahrzeugherstellern erledigt.“

Zusätzlich sollte das Regelwerk so erweitert werden, dass die Prüforganisationen die Motorsoftware anschauen dürfen. „Auch der Fahrwiderstand des Fahrzeugs auf der Rolle darf in Zukunft kein Wert mehr sein, der von den Herstellern selbst ermittelt und dem TÜV lediglich mitgeteilt wird“, fordert Rettig. „Den wollen wir schon selber feststellen dürfen.“

Volkswagen hat eingestanden, weltweit mehrere Millionen Dieselfahrzeuge mit einer Software ausgestattet zu haben, die bei Abgastests die Ergebnisse so verfälscht, dass der Ausstoß von Stickstoff niedriger erscheint, als es tatsächlich der Fall ist. Zudem manipulierte der Wolfsburger Konzern auch bei 800.000 Autos die Angaben zum Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids.

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