VW-Skandal: US-Chef wusste schon 2014 von Verstößen

8.10.2015, 13:30 Uhr
Der US-Chef von VW muss sich vor dem Kongress für den Abgas-Skandal verantworten. Bei der Anhörung will sich Michael Horn entschuldigen.

© Chris Melzer/dpa Der US-Chef von VW muss sich vor dem Kongress für den Abgas-Skandal verantworten. Bei der Anhörung will sich Michael Horn entschuldigen.

„Im Namen unseres Unternehmens und meiner Kollegen in Deutschland möchte ich mich aufrichtig entschuldigen“, heißt es in der am Mittwoch in den USA veröffentlichten Erklärung Horns weiter. „Wir haben das Vertrauen unser Kunden, unserer Händler und unserer Angestellten genauso missbraucht wie das Vertrauen der Öffentlichkeit und der Aufsichtsbehörden.“

„Wir von Volkswagen übernehmen die volle Verantwortung für unser Handeln“, will Horn laut Redetext bei der Anhörung im Kongress weiter sagen. Der Konzern werde für die Aufklärung des Skandals mit allen zuständigen Behörden kooperieren. Horn muss um 16.00 Uhr MESZ im Washingtoner Kongress Rede und Antwort stehen.

Bei der Anhörung im Repräsentantenhaus werden neben Politikern auch Vertreter der US-Umweltschutzbehörde EPA vor Ort sein.

Die Menschen in den USA wollten wissen, warum Volkswagen Emissionswerte verfälscht und wer die Entscheidung zu verantworten habe, erklärte der Vorsitzende des zuständigen Unterausschusses, Tim Murphy, im Vorfeld. Nach Informationen des Rechercheverbands um die „Süddeutsche Zeitung“, NDR und WDR hat VW nicht nur in den USA, sondern auch in Europa systematisch manipuliert.

VW habe „die Abgasnachbehandlung“ in Europa „durch die Software offenbar gezielt zurückgefahren“, sagte ein VW-Sprecher der „SZ“. Dies sei „immer dann, wenn kein Prüfstand erkannt wurde“, passiert.

Die Abgasnachbehandlung bedeutet, dass Abgase durch ein Verfahren gereinigt werden. Auf Anfrage dementierte ein VW-Sprecher den Bericht am Donnerstagmorgen nicht, wollte aber zunächst keine weitere Stellung dazu nehmen.

Die „Wirtschaftswoche“ berichtete am Donnerstag unter Berufung auf ein internes Dokument von einer Sprachregelung, in der Volkswagen seine Händler anhalte, Halbwahrheiten zu verbreiten.

Demnach sollen Händler auf die Frage, welche Fehler von der Manipulations-Affäre betroffene Fahrzeuge aufweisen, antworten: „Das Fahrzeug weist keinen Fehler auf“. Es würden lediglich „die EU5-Zulassungswerte der Stickoxide nicht eingehalten“.

"Klarer Mangel"

Nach Ansicht von Verbraucherschützern sei dies aber nicht nur ein Fehler, sondern ein „klarer Mangel“. Zudem sollen Händler dem Bericht zufolge ausweichend auf die Frage antworten, ob die Autos nach der Reparatur im Rahmen eines Rückrufs andere Fahreigenschaften haben oder mehr Sprit verbrauchen. „Unser Ziel ist es, diesbezüglich keine Fahrverhaltensänderungen hervorzurufen“, soll die Sprachregelung lauten.

Tatsächlich könnten aber Dieselautos mit 1,2 und 1,6 Liter Hubraum, nach dem Rückruf ein anderes Fahrverhalten aufweisen. Mitte September war bekannt geworden, dass VW Abgaswerte von Dieselfahrzeugen durch eine Software manipuliert hatte, die bei Tests zu einem niedrigeren Schadstoffausstoß als im Normalbetrieb führte. Insgesamt elf Millionen Fahrzeuge sind weltweit betroffen - acht Millionen davon in Europa.

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