VW wendet Abgas-Prozess in USA ab

24.2.2018, 12:59 Uhr
VW führt in den USA hunderte von Prozessen mit Autobesitzern.

© Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa VW führt in den USA hunderte von Prozessen mit Autobesitzern.

Der Rechtsstreit von Volkswagen mit einem amerikanischen Jetta-Besitzer, der wegen manipulierter Abgastechnik auf 725.000 Dollar geklagt hatte, ist mit Zustimmung des zuständigen Richters beigelegt worden. Das geht aus Gerichtsunterlagen vor. Weder VW noch Klägeranwalt Michael Melkersen wollten sich auf Nachfrage zu der Einigung oder Einzelheiten eines Vergleichs äußern.

Der Prozess hätte eigentlich am Montag mit der Jury-Auswahl am Bezirksgericht in Fairfax im US-Bundesstaat Virginia beginnen sollen. Obwohl es dabei nur um einen einzigen Kläger und eine relativ geringe Streitsumme ging, sorgte der Fall für großes Aufsehen. Klägeranwalt Melkersen hatte eine Studie mit Abgasversuchen an Affen im Auftrag von VW aufgedeckt, die viel Empörung hervorrief. Zunächst sollten die Tests an Menschen durchgeführt werden, was Melkersen zu einem kontroversen Nazi-Vergleich verleitete – in einer TV-Dokumentation stellte er einen Bezug zur Juden-Vergasung im Zweiten Weltkrieg her.

Viele weitere Prozesse laufen noch

VW hatte daraufhin eine „Abkühlungsperiode“ und die Verschiebung des Prozesses um sechs Monate gefordert, weil die Klägerseite das Unternehmen öffentlich mit „Hitler, dem Holocaust und anderem Horror“ in Verbindung gebracht habe. Die VW-Anwälte sahen darin einen unlauteren Versuch, die Jury gegen den Konzern aufzubringen. Diesen Antrag hatte das Gericht jedoch am Dienstag abgewiesen. Ungeachtet dessen hat der Konzern seinen Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.

Trotz der Milliarden-Vergleiche, die VW im „Dieselgate“-Skandal mit zahlreichen Dieselbesitzern in Nordamerika geschlossen hat, streitet der Konzern immer noch mit vielen US-Kunden, die aus der Sammelklage ausscherten und auf eigene Faust Entschädigung durchsetzen wollen. Alleine Melkersen vertritt über 300 solcher Kläger, zwei weitere seiner Prozesse stehen in den nächsten Monaten an. Ob der Anwalt sich dabei erneut außergerichtlich mit VW einigt, ist unklar. VW hatte 2015 zugegeben, in großem Stil bei Abgastests betrogen zu haben. 

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