Wenn der Wunschzettel zum Schuldschein wird

18.12.2018, 19:18 Uhr
Wenn der Wunschzettel zum Schuldschein wird

© Foto: Michael Matejka

Dass das Weihnachtsgeschäft die Kreditaufnahme auch in Nürnberg erhöht, kann Tina Koller von der Sparkasse Nürnberg auf Nachfrage zumindest zum Teil bestätigen: Zwar sei es dort im Dezember noch relativ ruhig, im Januar dagegen werden vermehrt Privatdarlehen vergeben. Das Weihnachtsgeld im November ermögliche es vielen Arbeitnehmern, die Geschenke zu finanzieren. Zu Jahresbeginn jedoch steige das Bedürfnis deutlich, Finanzgeschäfte zu regeln und Kontostände, die Ende Dezember überzogen waren, wieder auszugleichen. "Das lässt mutmaßen, dass sich manche bei Weihnachtsgeschenken übernommen haben. Im Januar werden dann zusätzlich die jährlichen Versicherungen abgebucht", sagt Koller.

In ganz Deutschland finanzieren 14 Millionen Verbraucher ihre Weihnachtseinkäufe per Dispokredit, zeigt eine Analyse des Kreditportals smava. Und laut der Nürnberger Stiftung "Deutschland im Plus" und dem Überschuldungsreport des Instituts für Finanzdienstleistungen gehört das Konsumverhalten sogar zu den "Big 6" der Überschuldungsauslöser.

Ein Fachmann kann helfen

Doch was, wenn man sich mit der Geldleihe übernommen hat? Nancy Schnellhardt, Schuldnerberaterin vom Zentrum Insolvenzberatung in Nürnberg, warnt vor einer zu schnellen Kreditaufnahme. Sie rät dazu, genau hinzusehen, ob man die Raten des Kredites überhaupt bezahlen kann. Und die Unterlagen am besten mit nach Hause zu nehmen, um sie in Ruhe durchzulesen. Wenn dabei etwas unklar ist, solle man auch nicht davor zurückschrecken, sich fachmännische Hilfe zu holen.

"Vor Weihnachten haben wir tatsächlich mehr Anfragen", sagt die Schuldnerberaterin. Ob sich diese alleine auf die Weihnachtseinkäufe begründen, kann sie nicht sagen. Fest stehe aber, dass gerade Bezieher von Hartz IV sich in puncto Geschenke schwertun.

Um nicht durch überteuerte Weihnachtsgeschenke in die Schuldenfalle zu rutschen, rät die Beraterin, offen zu seiner finanziellen Situation zu stehen. "Das Einkommen ändert sich auch nach dem Geschenkeinkauf nicht und die Schulden werden nur noch höher." Bei verschuldeten Personen sei auch die Privatinsolvenz oft nicht mehr weit. Und wenn dann noch ein Inkassounternehmen beteiligt ist, könnten sich die Kosten leicht verdoppeln und die Betroffenen fänden sich in einem Inkassodschungel wieder. Auch das bargeldlose Bezahlen sei nicht zu unterschätzen, denn einen Überblick über den Einkauf behalte man am besten mit Scheinen in der Hand.

Laut Schnellhardt gibt es mehrere Gruppen, die gefährdet sind, in die Schuldenfalle zu rutschen: Alleinerziehende und Jugendliche beispielsweise, aber auch Paare nach einer Trennung, wenn noch gemeinsame Finanzierungen laufen. Bei Menschen mit Migrationshintergrund liege es oft an der Sprachbarriere, dass es Probleme mit Rechnungen gibt oder sie nicht wissen, an welche Stellen sie sich wenden können. Auch junge Eltern hätten häufig finanzielle Engpässe. Schnellhardt rät ihnen deshalb, auf Sozialkaufhäuser mit gebrauchtem Spielzeug zurückzugreifen

Dass dort in der Weihnachtszeit besonders viel los ist, kann Marco Lindner, Einrichtungsleiter der "allerhand" Gebrauchtwarenläden der Stadtmission Nürnberg, nur bestätigen. Vor allem weihnachtliche Dekogegenstände und Spielsachen seien besonders gefragt. Zur gleichen Zeit gingen auch mehr Spenden bei den Secondhandläden ein. Dabei würden die Mitarbeiter penibel auf die Qualität achten und sogar bei Puzzles jedes einzelne Teil kontrollieren. Übrigens kauften längst nicht mehr nur Leute mit wenig Geld gebrauchte Ware: "Gerade bei Kindersachen ist vielen etwas Neuwertiges zu schade", sagt Lindner.

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