Wenn Mama und Papa wieder Nachtschicht haben

27.7.2015, 20:27 Uhr
Wenn Mama und Papa wieder Nachtschicht haben

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Der August naht und damit auch die Ferienzeit. Dann werden sich nicht wenige Elternpaare wieder einmal Gedanken darüber machen müssen, wo sie ihren Nachwuchs unterbringen, wenn die Kitas für einige Wochen schließen. Doch was diejenigen, die zu regulären Zeiten arbeiten in der Regel nur zu Urlaubszeiten oder Feiertagen betrifft, ist für Schichtarbeiter gewissermaßen ein Dauerproblem.

Sind keine rüstigen Großeltern in der Nähe, die sich um die Kleinen kümmern können wenn Mama und Papa zur Früh-oder Spätschicht aufbrechen, wird es kompliziert. Denn die meisten Tagesstätten schließen spätestens um circa 17 Uhr, freitags meist mittags. Anfang des Jahres wurden 694 500 Kinder unter drei Jahren in einer solchen Einrichtung oder in einer öffentlich geförderten Kindertagespflege betreut. Laut Statistischem Bundesamt ein Anstieg um knapp fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Davon ging der Großteil (rund 85 Prozent) in eine Kita. Betreuung außerhalb der Kernzeiten zwischen acht und sechzehn Uhr bieten aber bundesweit nur wenige städtische Tagesstätten an.

Dabei arbeiten immer mehr Eltern zu untypischen Zeiten. „Knapp 25 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten am Wochenende und sechs Prozent der Frauen sowie zwölf Prozent der Männer an mindestens der Hälfte ihrer monatlichen Arbeitstage zwischen 23 und sechs Uhr“, erklärt eine Sprecherin des Bundesfamilienministeriums.

Der Frauenanteil in der Gastronomie, im Einzelhandel oder im Pflegebereich sei besonders hoch. „Vor allem Alleinerziehende, die in diesen Bereichen tätig sind, stehen vor einer großen Herausforderung“.

Wenn Mama und Papa wieder Nachtschicht haben

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Der Plan der Ministerin: Wo es Bedarf für Betreuung zu den Randzeiten gibt, sollten Kitas flexiblere Öffnungszeiten anbieten. Das Schlagwort 24-Stunden-Kita ist laut Manuela Schwesig (SPD) aber irreführend. Eine Betreuung rund um die Uhr soll es nicht geben — nur eben zu anderen Zeiten. Auch ein flächendeckendes Angebot für die ganze Bundesrepublik ist nicht vorgesehen.

Doch wie groß ist der Bedarf, beispielsweise in einer Großstadt wie Nürnberg? „Wir brauchen ein flexibles Angebot“, sagt Kerstin Schröder, Leiterin des Jugendamtes, das für die städtischen Kitas zuständig ist.

Auch wenn sich bei der letzten Befragung 2013 nur ein geringer Teil der Eltern für eine Betreuung nach 18 Uhr ausgesprochen hat. „Der Bedarf ist in echt sicher größer als hier dargestellt“, ist sich Schröder sicher.

Bislang würden viele Paare die Randzeiten mit Hilfe von Bekannten oder Großeltern abdecken. Doch eine neue Befragung ist im Herbst geplant. „Für uns ist es wichtig zu wissen, in welcher Form und in welchem Umfang es so ein Angebot geben soll. Wir müssen es ja stemmen können.“

Denn mehr Personal wäre dann auf jeden Fall nötig — und das ist jetzt schon knapp auf dem Arbeitsmarkt. Auch organisationstechnisch würden längere Öffnungszeiten den Einrichtungen in Nürnberg einiges abverlangen. „Wir müssen genau feststellen, wo es Nachfrage gibt und wie wir die Kinder in nicht zu großen Gruppen unterbringen können“, so Schröder.

Denn die Kleinen von heute auf morgen in eine andere Kita zu stecken oder die Eltern um die halbe Welt fahren zu lassen, sei keine Option. Ab September machen die kommunalen Kitas bereits einen ersten Schritt hin zu längeren Betreuungszeiten. Dann sollen sie Freitagnachmittag bis 17 Uhr geöffnet sein.

Arbeitgeber im Blick

Wenn der Vorschlag aus Berlin konkreter wird, will das Jugendamt außerdem auf die Arbeitgeber in Nürnberg zugehen. „Vor allem in Branchen, in denen viel im Schichtdienst gearbeitet wird, könnten die Unternehmen eigene Angebote für Kinderbetreuung machen“, findet Schröder. Trotz positiver Beispiele gebe es hier viel Nachholbedarf.

Neben einigen privaten Trägern, die flexible Betreuungszeiten anbieten, gibt es in Nürnberg seit 2005 die Kita des Klinikums, die bis 20 Uhr geöffnet hat. Vor drei Jahren machte die „Schaukel“ eine zweite Kita am Nordklinikum auf. Zwar besuchen viele Kinder von Klinikmitarbeitern die Einrichtung, sie ist aber offen für alle. Beide schließen nur an Wochenenden und Feiertagen. Geöffnet sind beide Schaukeln von sechs bis 20 Uhr. „Diese Öffnungszeiten sind stark gefragt“, sagt Leiterin Tanja Jäger.

30 Krippenplätze gibt es im Nordklinikum, 24 im Südklinikum. An beiden sind je 14 Pädagogen im Einsatz. Bis zu neun Stunden können die Eltern ihre Kinder dort unterbringen - für 381 Euro.

Ob es auch einen Bedarf für Plätze bis 22 Uhr gäbe? „Geschrien hat noch keiner danach“, sagt Jäger. Ausschließen will sie das aber nicht. Sollte dem so sein, bräuchte es allerdings mehr Personal. Und das ist derzeit kaum in Sicht.

Zwei Vermittlungsstationen in Nürnberg helfen Eltern bei der Suche nach einem Krippen- oder Kindergartenplatz: FMF Familienbüro, Bahnhofstraße 1, 90547 Stein, Telefon: 09 11/2 55 22 90 oder info@fmf-familienbuero.de

Das Kinderhaus, Träger von mehr als 25 Einrichtungen und drei Beratungs- und Vermittlungsstellen im Bereich der Betreuung von 0–16 Jahren; Untere Mentergasse 2, 90443 Nürnberg, Telefon: 09 11/7 04 55 50 oder info@kinderhaus.de

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