Wie die Logistik am Hafen Nürnberg funktioniert

20.5.2017, 17:30 Uhr
Wie die Logistik am Hafen Nürnberg funktioniert

© Foto: Michael Matejka

Aus der Distanz betrachtet sind es überdimensionierte, farbenfrohe Bauklötze, die in den Himmel über dem Nürnberger Hafen ragen. Bis zu 20 Meter türmen sich die Container nach oben: Jeder mit rund 2,5 Meter Stauraum in die Höhe, sechs Meter lang, 2,4 Meter breit. Das Ganze bis zu achtmal übereinandergestapelt. Von den Büroräumen Kühne + Nagels in der Koperstraße kann der Besucher hinüber sehen zum Containerterminal, hinweg über den Verladehof, auf dem die Laster des Logistikunternehmens an einem der 95 Hallentore andocken.

2000 Positionen verlassen jeden Tag die Lagerhalle, berichtet Goran Susak, Leiter der Kühne + Nagel-Niederlassungen Nürnberg, Lichtenfels und Scheßlitz. Knapp 100 Mitarbeiter in der Halle mit ihren 9600 Palettenstellplätzen sorgen dafür, dass die Ware im jeweils richtigen Lastwagen verstaut wird.

Dazu zählen auch schwere Brocken wie Notstromaggregate für Kliniken und Gewächshäuser oder richtig große Kaliber wie zum Beispiel Gasturbinen. Damit die in der Halle keinen Schaden anrichten, müssen schon beim Bau entsprechend robuste Böden eingezogen werden - sie müssen der Belastung standhalten.

Mit Details wie diesen mögen sich viele Logistikunternehmen nicht befassen - sie halten nur von den eigentlichen Aufgaben ab: "Gebäude bauen ist nicht unser Kerngeschäft, sondern Logistik", sagt denn auch Goran Sisak.

Und an dieser Stelle kommt Kuno Neumeier ins Spiel. Der 48-Jährige ist Geschäftsführer des Münchner Unternehmens Logivest. Vor sechs Jahren hat der Betriebswirt Logivest gegründet, heute hat die Firma 39 Mitarbeiter. Was ist das Geschäftsmodell? "Wir arbeiten wie Immobilienmakler", erklärt Neumeier. Konkret gehört das Verkaufen und Vermieten von Hallen und Gewerbeflächen zum Angebot. Zudem beraten der Logistikexperte und sein Team, wenn es um einen Neubau geht. Neben dem Hauptsitz in München ist das Unternehmen in Stuttgart, Köln und Nürnberg vertreten.

Zu den vier Beschäftigten in Franken gehört Alexander Nehm, der die Tochterfirma Logivest Concept leitet. Nehm, der zehn Jahre lang bei der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services SCS beim Fraunhofer-Institut gearbeitet hat, bewertet mit seinem kleinen Team Standorte. Von einem Aspekt ist der 40-Jährige dabei überzeugt: In einem Güterverkehrszentrum stecke wirtschaftliche Relevanz. Dort, wo Logistikimmobilien gebaut werden, entstehen Arbeitsplätze. Diese Relevanz stehe aber in keinem Verhältnis zu dem, was die jeweiligen Kommunen für ihr GVZ tun oder eben nicht tun, beklagt Nehm.

Das lasse sich an vielen Orten zeigen, die Erweiterung der Logistikflächen sei oft ein Problem - wie eben auch in Nürnberg, wo der Stadtrat mit Verweis auf den Bannwald gegen den Ausbau des GVZ gestimmt hat. Aus Sicht des promovierten Betriebswirts hat das aber unerwünschte Folgen. Denn so werden an anderer Stelle Flächen geschaffen mit den entsprechenden Folgen für die Umwelt. Gleichzeitig nehme der Verkehr zwischen diesen Plätzen und dem GVZ zu. Zugleich könnte den Kommunen ein anderer Effekt drohen: Firmen ziehen weg. Denn schließlich seien sie auf Logistik angewiesen.

Das Kernproblem beschreibt Nehm so: Alle nehmen die Dienste der Logistiker gerne in Anspruch, die Branche "ist aber nicht gut gelitten, sie hat ein schlechtes Image". Ungeachtet dessen werde die Bedeutung der Logistik wachsen, glaubt Logivest-Chef Neumeier.

Und so wird auch ihm und seinen Mitarbeitern nicht langweilig. Im Nürnberger Hafen hat das Unternehmen zuletzt die Unitax Pharmalogistik GmbH beraten, die dort geeignete Flächen gesucht hat.

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