"Wir haben die Nase voll": Karstadt-Mitarbeiter im Streik

4.7.2015, 14:08 Uhr
Mit Fahnen und Bannern zogen sie durch die Nürnberger Innenstadt: Am Samstag wurde bei Karstadt gestreikt.

© Mark Johnston Mit Fahnen und Bannern zogen sie durch die Nürnberger Innenstadt: Am Samstag wurde bei Karstadt gestreikt.

Franz Knopp läuft auf Hochtouren: "Ich kenne das Warenhausgeschäft seit 38 Jahren, bin mit Leib und Seele Karstädter – aber auch Gewerkschafter", erklärt er mit blitzenden Augen. Vor allem in letzterer Funktion hat der Betriebsratsvorsitzende des Karstadt-Hauses an der Nürnberger Lorenzkirche, der auch Mitglied in der ver.di-Bundestarifkommission ist, einen dicken Hals.

Dass die angeschlagene Essener Warenhauskette sparen muss, ist Knopp vollkommen klar. Prozesse zu verschlanken und effizienter zu machen, dies sei "längst überfällig". Doch bei den Personalkosten anzusetzen, wie es die Karstadt-Führung tut, "das ist der absolut falsche Weg".

Noch arbeiten 14.000 Menschen in Karstadts Warenhäusern

Karstadt beschäftigt bundesweit in seinen Waren- und Sporthäusern laut ver.di noch rund 14.000 Frauen und Männer. Das Unternehmen ringt seit langem mit roten Zahlen und fährt ein Sanierungsprogramm, das auch Filialschließungen und Stellenabbau umfasst. Seit vergangenem Sommer gehört die Warenhauskette dem Tiroler Immobilien-Entwickler René Benko. Er hat sie von dem Investor Nicolas Berggruen übernommen, der ab Oktober 2010 Eigentümer von Karstadt war. Das Unternehmen hatte im Juni 2009 im Zuge der Pleite des Mutterkonzerns Arcandor Insolvenz anmelden müssen, ebenso die Fürther Schwesterfirma Quelle.

Im Mai 2013 hat Karstadt den Tarifvertrag auf Eis gelegt. In der normalen Tarifwelt des Einzelhandels lebte die Karstadt-Belegschaft damals gerade mal achteinhalb Monate: Im August 2012 war ein dreijähriger Sanierungstarifvertrag ausgelaufen, der noch unter der Ägide des Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg geschlossen worden war und mit dem die Beschäftigten auf insgesamt 150 Millionen Euro verzichteten.

"... und wieder geht es an unseren Geldbeutel"

Rückkehr in die Tarifbindung, Standort- und Beschäftigungssicherung, Investitionen in die Warenhäuser: Das fordern die Arbeitnehmervertreter von der Karstadt-Führung, an deren Spitze Stephan Fanderl steht. "Wir haben die Nase voll", sagt Knopp. Seit Jahren, schon vor der Insolvenz 2009, läuft bei Karstadt ein Sanierungsprogramm nach dem anderen, „und wieder geht es an unseren Geldbeutel“. Der ist angesichts der nicht üppigen Tarifgehälter im Einzelhandel eh alles andere als gut gefüllt.

Ihrem Unmut machten die hiesigen Karstädter am Samstag Luft: Das City-Haus und die Filiale im Franken-Center in Langwasser werden bestreikt, die Beschäftigten demonstrieren in der Innenstadt. Die Beiteiligung war relativ hoch, heißt es aus Gewerkschaftskreisen.

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