Zugpferd Energiewende: RWE spaltet Konzern auf

1.12.2015, 17:24 Uhr
Der Energieversorger RWE will das Geschäft mit den Kohlekraftwerken, wie hier in Niederaußem (Nordrhein-Westfalen), von den erneuerbaren Energien trennen.

© Federico Gambarini/dpa Der Energieversorger RWE will das Geschäft mit den Kohlekraftwerken, wie hier in Niederaußem (Nordrhein-Westfalen), von den erneuerbaren Energien trennen.

Unter dem Druck der Energiewende steht der angeschlagene RWE-Konzern mit der Aufteilung in zwei Bereiche vor dem größten Umbau seiner Geschichte. Künftig wollen die Essener die Zukunftsfelder erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb in einer neuen Tochterfirma bündeln und Teile davon an die Börse bringen. „Wir stellen den Konzern auf zwei zukunftsfähige Standbeine mit klarem strategischen Fokus“, sagte Vorstandschef Peter Terium am Dienstag. Zugleich wolle das Unternehmen eine zweites Tor zum Kapitalmarkt öffnen. Rund 10 Prozent der Anteile sollen voraussichtlich Ende kommenden Jahres im Wege einer Kapitalerhöhung platziert werden.

RWE werde langfristig Mehrheitseigentümer der neuen Tochterfirma bleiben, die mit einem Umsatz von 40 Milliarden Euro, einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 4 Milliarden Euro und 40 000 Beschäftigten den größten Teil des Unternehmens umfassen wird. Der Aufsichtsrat, der in der kommenden Woche tagt, muss den Vorstandsplänen noch zustimmen.

„Der Konzernumbau ist unsere Antwort auf den Umbau der europäischen Energielandschaft“, sagte Terium. Die RWE AG werde sich künftig ganz auf das konventionelle Kraftwerksgeschäft (Kohle, Gas Atomkraft) konzentrieren. „Wir schaffen unter einem Dach zwei unabhängig von einander handelnde Unternehmen“. Zudem erhöhe sich mit der neuen Struktur die finanzielle Flexibilität des Gesamtkonzerns. Mit weiteren Teilverkaufen bis zum maximal 39 Prozent an der neuen Gesellschaft könne RWE unter anderem auch Mittel zur Bedienung von Rückstellungen erlösen.

Strompreis-Verfall

Wie die anderen Energiekonzerne kämpft RWE mit den Folgen der Energiewende und einem anhaltenden Verfall der Strompreise im Großhandel infolge des Ökostrom-Booms. In den ersten neun Monaten 2015 waren die Gewinne im laufenden Geschäft erneut zurückgegangen.

RWE stehe weiter zu seiner Verantwortung für die Atom-Altlasten, sagte Terium. „Mit den Aktien der neuen Tochtergesellschaft haben wir in Zukunft sogar einen Vermögenswert, der uns noch besser in die Lage versetzt, bei Bedarf unsere Rückstellungen zu bedienen.“

Bereits vor einem Jahr hatte RWE-Rivale Eon seine Aufspaltung angekündigt. Allerdings unterscheiden sich die Pläne in einem wichtigen Punkt: So gliedert Eon die Großkraftwerke in die neue Gesellschaft Uniper aus und will diese ebenfalls im kommenden Jahr an die Börse bringen. Der Hauptkonzern selbst will sich auf die zukunftsträchtigeren Geschäfte rund um den Ökostrom, Netze und den Energievertrieb konzentrieren. Wegen des Ökostrombooms verdienen die Versorger mit ihren Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken immer weniger Geld, viele Anlagen lohnen sich schon jetzt kaum noch.

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