Zum 100. Geburtstag produziert Schuco wieder in der Heimat

4.2.2012, 00:00 Uhr
Zum 100. Geburtstag produziert Schuco wieder in der Heimat

© Stefan Hippel

Zurück zu den Wurzeln: Pünktlich zum 100. Geburtstag verlagert die fränkische Modellbau-Marke Schuco Teile der Produktion aus Fernost in die Heimat. Die Piccolo-Linie mit jährlich rund 40000 Blechautos im Maßstab 1:87 wird künftig wieder in Mittelfranken gefertigt, berichtet Schuco-Chef Oliver Naumann. Den Anfang machen in Knallrot und mit aufgedruckter Deutschlandfahne der VW T1 Kastenwagen und der Käfer Cabrio — Klassiker des deutschen Wirtschaftswunders.

Die wunderbaren Jahre für die Spielwarenproduktion in China sind unterdessen vorbei. Das hat Schuco im vergangenen Jahr schmerzlich zu spüren bekommen, erzählt Naumann. Denn der chinesische Hauptlieferant ist völlig überraschend abgesprungen – laut Naumann eine Folge der Konsolidierung unter den Modellbauern im Reich der Mitte.

Die Marke Schuco, die zur Fürther Simba Dickie Group gehört, reagiert darauf: mit der Teil-Rückkehr nach Deutschland, mit der Verlagerung in eine eigene Fabrik in Thailand, in der künftig einige Modelle im Maßstab 1:43 produziert werden, und mit Veränderungen in China selbst. Dort sollen die Aufträge gleichmäßiger auf die derzeit sechs Partner verteilt werden.

Als frisch entdeckter Absatzmarkt hat China die Erwartungen jedoch voll erfüllt. Besonders gefragt bei den chinesischen Modellauto-Liebhabern sind aktuelle deutsche Premium-Wagen. Die Kunden in Deutschland stellen dagegen eher historische Fahrzeuge in ihre Sammler-Schränke. Höhepunkt im Jubiläumsjahr ist das limitierte Modell des Silberpfeil Studio 1, dem meistproduzierten Fahrzeug der Firmengeschichte, im Maßstab 1:8. Nach einem Jahr mit stabilem Umsatz möchte Schuco wieder wachsen — im einstelligen Bereich.

Konvoi für Windkraft

Auch der Modellbauer Herpa aus Dietenhofen, der Fahrzeugmodelle aus Kunststoff fertigt, möchte zulegen. Um das zu schaffen, sei der richtige Riecher unerlässlich, sagt Herpa-Geschäftsführer Klaus Schindler. Den, so hofft er, hat er bei den über 100 neuen Modellen bewiesen, mit denen Herpa 2012 punkten will.

Dazu zählt ein Windkraftanlagen-Konvoi aus acht Schwerlastern und einem Begleitfahrzeug. Dazu zählen auch nostalgische Fahrzeuge wie der Fiat Panda oder der McCormick-Traktor, auf dessen Originalversion Schindler einst selbst über die elterlichen Äcker rumpelte. Seit Jahren im Trend liegen zudem historische Wagen aus Osteuropa. Ins Sortiment rollt hier erstmals der Skoda 1000 MB, der von 1964 bis 1969 gebaut wurde. Mit Details wie Schlauchrollen und Spritze ausgestattet ist das Tanklöschfahrzeug IFA G 5, das in der DDR zu Bränden ausrückte.

Nur noch wenig Spielraum nach oben hat der einst fränkische Rennbahn-Hersteller Carrera. Mit einem Marktanteil von 96,7 Prozent ist die Firma, die zur Salzburger Stadlbauer-Gruppe gehört, unangefochten der Platzhirsch in Deutschland. Beim Wachstum setzt Carrera daher auf die Länder außerhalb des deutschsprachigen Raums. Rund die Hälfte des Umsatzes in Höhe von 43 Mio. € wird derzeit dort erzielt. Vor allem in den USA — schon jetzt der größte Auslandsmarkt — sieht Carrera-Manager Hubertus Maleika noch viel Potenzial.

Nicht nur in Amerika soll in diesem Jahr die Spiderman-Lizenz für gute Geschäfte sorgen. Auch mit einer technischen Neuerung will Carrera auftrumpfen: Statt wie bisher mit Infrarot steuern die Hobby-Piloten ihre Flitzer künftig mit Funktechnik.

Insgesamt hat die Stadlbauer- Gruppe vergangenes Jahr mit 240 Mitarbeitern 150 Mio. € Umsatz erzielt. Dazu beigetragen hat erstmals auch der 2011 übernommene Seifenblasenhersteller Pustefix aus Tübingen. Mit einer Prognose für 2012 ist Andreas Stadlbauer vorsichtig: „Wachstum ist immer willkommen, aber die Rahmenbedingungen müssen passen.“

Auf preisbewusste Kunden zielt die Nürnberger Autec AG. Über ihre Cartronic-Rennbahn flitzen zum Beispiel Oldtimer wie der Mercedes Benz Silberpfeil.
 

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