Wohnhäuser statt Umgehungsstraße in Stein?

30.8.2015, 13:00 Uhr
Wohnhäuser statt Umgehungsstraße in Stein?

© Foto: Winckler

Mit einem gemeinsamen Antrag machen Steiner Bürgergemeinschaft, Freie Wähler, Grüne und die FDP-Stadträtin Druck: Sie wollen, dass die Stadt die Flächen, die einst für den Straßenbau frei gehalten wurden, heute für die Wohnbebauung frei gibt. Wörtlich heißt es in dem Antrag, der zunächst zur Beratung in den Bauausschuss verwiesen wurde: „Für die Fläche der ehemaligen Verbindungsstraße West zwischen den beiden Baugebieten Fabergut ist ein Bebauungsplan aufzustellen. Das neue Baugebiet soll mit einer Erschließungsstraße direkt an den Oberasbacher Weg . . . angebunden werden.“

Die Stadt Stein hat einerseits die älteste Bevölkerung im Landkreis, andererseits gilt sie wegen ihrer günstigen Lage im Großraum Nürnberg-Fürth als attraktiv für junge Familien, die sich Wohneigentum schaffen möchten. Doch die Grundstücke in der Stadt sind rar. Bürgermeister Kurt Krömer klagt seit langem, dass rundum wie in Roßtal oder Anwanden Bauflächen ausgewiesen werden und Stein nicht mitziehen könne.

Nun gibt es eine erste Tendenz, die alte Straßentrasse aufzugeben. Ein Abschnitt wurde nämlich bereits herausgenommen, als der Bebauungsplan „Östlich von Oberweihersbuch“ aufgestellt wurde, der den Weg für den Bau eines Gartenfachmarktes frei machen wird.

1990 Pläne verworfen

In ihrem gemeinsamen Antrag weisen die vier Fraktionen darauf hin, dass in Folge dessen eine direkte Anbindung an die Bundesstraße 14 nicht mehr möglich sei. Außerdem erinnern sie daran, dass bereits 1990 durch einen Beschluss des Kreistages die komplette Planung der Verbindungsstraße West verworfen wurde. Bereits erworbene Grundstücke seien damals wieder zurückveräußert worden. Einer der Hauptgründe für das Freigeben der Flächen wird in dem Antrag allerdings nicht erwähnt. Die Steiner Trasse endet am Hainberg, der als Naturschutzgebiet mit dem höchsten Schutzstatus für Bebauung jeder Art tabu ist.

Auch die SPD hätte sich gerne dem Antrag angeschlossen. Wie Ortsvereins-Vorsitzender Daniel Stanin ausführt, sehe man in der Trasse im FNP keinen Sinn mehr, seitdem schon ein Teilstück geopfert worden sei.

Die Steiner SPD stellt sich aber auch vor, dass das Unternehmen Faber-Castell, das die Flächen vermarkten könnte, einen Ausgleich für die Stadt schafft. Entweder indem sie eine Streuobstwiese am Höllgarten pflegt und möglicherweise für das Ökoausgleichkonto, das für neue Bebauungen angelegt werden muss, frei gibt. Weitere Möglichkeit wäre, das Unternehmen würde günstig ein Grundstück für eine Kindertagesstätte zur Verfügung stellen.

Doch trotz dieser Argumente hält die Steiner CSU dagegen. Sie denkt dabei über die aktuelle Lage hinaus. Immer wieder hatte der Fraktionsvorsitzende Norbert Stark argumentiert, dass man künftigen Generationen jede Option einer Verkehrslösung an dieser Stelle verbaue, wenn man die Trasse freigebe. „Der Fraktion ist bewusst, dass die ursprüngliche Planung der Umgehung in der damaligen Form nicht umgesetzt werden wird“, sagt Stark. Doch er denkt einige Jahrzehnte weiter: „Die weitere Entwicklung kann uns aber zukünftig neue Möglichkeiten eröffnen, wie man ja bei der derzeitigen Planung in Richtung Eibach sieht.“ Es seien durchaus Situationen denkbar, in denen diese Trasse dringend benötigt werde, etwa wenn sich die Anbindung in Richtung Eibach als nicht realisierbar erweist. Würden sie jetzt aus dem FNP herausgenommen, könne sie die letzte Möglichkeit werden, über Straßenbau eine Entlastung der Hauptstraße zu erreichen.

Für eine Diskussion hierüber sei die CSU offen, sobald Planungssicherheit über die Umgehungen in Richtung Eibach bestehe. Diese Entscheidung soll zum Jahresende im Bundestag fallen. Dann ist klar, ob die Umgehung in den Verkehrswegplan des Bundes aufgenommen wird.

Sollte der Bund dazu Nein sagen und gleichzeitig die alte Trasse gestrichen werden, fürchtet Stark, „wird es für Stein ein für allemal keine Entlastungsstraße mehr geben“.

Brief an Dobrindt

Eine ganz anderen Aspekt bringt Steins Junge Union (JU) ins Spiel. Sie vertritt die Auffassung, man solle sich lieber auf die Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans konzentrieren. Dazu hat die JU an Verkehrsminister Alexander Dobrindt appelliert: „Seit der Beendigung der Planungen für den dritten und vierten Abschnitt der Weiterführung der Verbindungsstraße West in den 80er und 90er Jahren hat der Verkehr deutlich zugenommen. Das Projekt 14 Ansbach — Nürnberg ist eine der letzten Chancen für unsere Stadt auf wirkliche Entlastung ...“ schreibt der JU-Vorsitzende Bastian Gebhardt.

 

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