Wolfram Weber: Vom Cineasten zum Kino-Mogul

25.10.2010, 18:15 Uhr
Wolfram Weber: Vom Cineasten zum Kino-Mogul

© Uwe Niklas

Angefangen hat seine Karriere als Kino-Betreiber vor 40 Jahren mit der Meisengeige am Laufer Schlagturm. Zusammen mit seinen Brüdern Eckart und Frank baute er die ehemalige Backstube der Familie Emmert zum Kinosaal um. Wolfram Weber war damals 23 Jahre alt, steckte mitten im Chemie-Studium und hatte mit Kino bis dato wenig Berührungspunkte. Das Studium brach er bald nach der Eröffnung ab. Gezeigt wurden die Filme anfangs mit einem 16-Millimeter-Projektor. Die Zuschauer nahmen Platz auf Sofas aus dem Sperrmüll und einer Sitzbadewanne. Nun spielt ein digitaler Filmprojektor die Filme ab, die Besucher nehmen in bequem gepolsterten Kinosesseln Platz.

Heute, mit 63 Jahren, gilt Wolfram Weber als der „Kino-Mogul“ von Nürnberg. Ihm gehört unter anderem das Cinecitta, der größte Kinokomplex Europas. In 21 Kinosälen finden fast 5.000 Menschen Platz. Auch das angrenzendeIMAXist in seinem Besitz. Kürzlich wurde es zum „Cinemagnum“ umbenannt. Die IMAX-Filme seien nicht mehr rentabel, die Filmauswahl zu begrenzt, lautete die Begründung. Nun werden im größten „IMAX“-Kino Europas, das komplett unter der Erde liegt, ausschließlich Filme in 3D gezeigt.

Das Cinecitta hat mit der Meisengeige nur noch das Wort „Kino“ gemein. Ins Filmkunstkino Meisengeige gehen Leute, die Klassiker sehen und Nostalgie spüren wollen. Ins Multiplexkino Cinecitta gehen die, die Unterhaltung wollen. Neben den 21 konventionellen Kinosälen, stehen den Besuchern auch noch ein Simulationskino, das 3D-Cinemagnum (ehemals IMAX), vier Restaurants und zwei Bars sowie ein DVD-Verleih zur Verfügung.

Neben der Meisengeige und dem „Cine“ 1995, eröffnete Weber vier weitere Kinos. 1976 das Casablanca am Kopernikusplatz, 1983 das Manhattan in Erlangen, 1984 das Atrium im Nürnberger Süden und 1988 das Metropolis am Stresemannplatz.

Das Atrium wurde Ende 2008 geschlossen, vom Casablanca trennte sich Weber 2009. Der Ausverkauf des 33 Jahre alten Casablancas verhinderte in letzter Minute eine Initiative, die die von Weber geforderte Ablöse in Höhe von 30.000 Euro zahlte. Der Kino-Mogul hatte bereits die drei Monate zuvor keine Miete mehr gezahlt. Die Gründe liegen weiter im Dunkeln. Dafür erntete er viel Kritik. Weber habe sich vom leidenschaftlichen Cineasten zum knallharten Unternehmer entwickelt, wurde ihm spätestens seit der Eröffnung des Cinecitta im Jahr 1995 nachgesagt.

Die Meisengeige und das Metropolis will Weber weiterhin als Programmkinos weiterführen. „Wenn es finanziell machbar ist“, sagte Weber anlässlich der 40-Jahr-Feier der Meisengeige im September 2010. Der lokale Kino-Mogul ist nicht unbedingt als sentimentaler Nostalgiker bekannt.

Diskutieren Sie im NZ-Blog Vip-Raum über die Umbenennung des IMAX.

Keine Kommentare