Zehnter Direktvermarktertag in Pfofeld

28.2.2016, 09:00 Uhr
Zehnter Direktvermarktertag in Pfofeld

© Jürgen Leykamm

Recht anschaulich, wenn auch unfreiwillig, bot die Veranstaltung im Vorfeld genau zu diesem Punkt recht gutes Anschauungsmaterial. Denn diesmal habe sich das Anmeldeverfahren „etwas holprig“ erwiesen, so der Leiter des Weißenburger Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Hans Walter, in seinen begrüßenden Worten. Den Grund dafür habe ausgerechnet die diesmal angebotene Online-Anmeldung gebildet. Sie sei zudem recht personalintensiv gewesen. Beim nächsten Mal müsse man darauf achten, dass Ertrag und Aufwand wieder in einem besseren Verhältnis stehen.

Auch vor dieser Herausforderung können diejenigen ein Lied singen, die Direktvermarktung betreiben. Denn obwohl sie den Nerv der Zeit trifft, sei sie „kein Selbstläufer“, so Walter. Am Marketing gilt es zu feilen. Wohin die Reise gehen könnte, machte eine Umfrage deutlich, die Birgit Köhler von der Fachhochschule Weihenstephan-Triesdorf durchführte und ausarbeitete. Das Projekt stellte zugleich die Masterarbeit der Absolventin dar. Sie verwies in Pfofeld auf einen Trend, nach dem immer mehr Männer immer öfter den Lebensmitteleinkauf besorgten. Dem komme insofern Bedeutung zu, als dass auch sie es seien, die im Internet sich bei den Direktvermarktern über das Angebot informierten, während Frauen allenfalls den Anfahrtsweg übers Netz ausfindig machten.

Bedenkenswert vor diesem Hintergrund: „Ausnahmslos alle Männer“, so Köhler, hätten den Internetauftritt der entsprechenden Anbieter „mindestens für verbesserungswürdig“ erachtet. Zumindest sollten grundsätzliche Infos wie etwa die Öffnungszeiten im Netz zu finden sein, regte Köhler an. Auch sei es für das Marketing sinnvoll, für alle Direktvermarkter einer Region verlässliche Kernöffnungszeiten einzuführen. Eine Homepage solle vor allem gehaltvoll, aber nicht überladen sein. Ein Hinweis auf einen wie auch immer gearteten Wettbewerb verleite vor allem junge Nutzer dazu, eben nicht gleich weiterzuklicken, sondern auf den Seiten zu bleiben. Die Beteiligung bei der „RegioApp“ sei ebenso zu empfehlen.

Die Absolventin gab aber auch Tipps für das Agieren außerhalb der virtuellen Wirklichkeit. So könnten die Vermarkter heimisch erzeugter Lebensmittel etwa überlegen, gemeinsam in den Innenstädten Markthallen zu betreiben. Denn oft breche in den Stadtkernen die Versorgung einfach weg, Ansbach nannte sie als Beispiel. Mit Hoffesten oder einem „After-Work-Bauernmarkt“ könne man auf sich aufmerksam machen, ebenso wie durch das Beilegen von Rezepten zum Produkt, das Bereitstellen eines Lieferdienstes oder das Anbieten von Kochkursen. Da gelte es auch zu kombinieren. „Lassen Sie auch mal aus zwei Produkten ein Kocherlebnis werden!“, forderte Köhler auf.

Entsprechende Veranstaltungen sollten aber auf Qualität setzen und deswegen nicht unbedingt tiefpreisig sein. Im gehobenen Segment erreiche man nämlich die „trendige junge Kundengruppe“, erklärte Ingrid Bär vom Netzwerk Diversifizierung: „Sie müssen einfach hipp werden!“ Vieles lasse sich wiederum in einer Online-Kommunikationsplattform sinnvoll bündeln, ergänzte Köhler.

Einkaufen auf dem Bauernhof

Doch genau eine solche Fördergemeinschaft gibt es bereits, die zugleich ein Marketinginstrument ist: Sie nennt sich „Einkaufen auf dem Bauernhof“ und wurde in Pfofeld von Ottmar Braun von der Bezirksstelle des Bayerischen Bauernverbands (BBV) vorgestellt. 82 Teilnehmer gibt es immerhin schon in Mittelfranken. Wie Direktvermarktung gelingen kann, demonstrierte Norbert Metz vom Landschaftspflegeverband, der sich des Projekts „Manufaktur Gelbe Bürg“ angenommen hat. Sie setzt auf der Verwertung der Walnüsse. Im vergangenen Jahr allein wurden 5000 Flaschen Nussöl hergestellt. Dazu gibt es Fruchtaufstriche, bei denen auch Kirschen zum Einsatz kommen — auch von „weiter weg“ aus Kalbensteinberg.

Über zwei Tonnen Nüsse wurden vergangenen November zur Verarbeitung angeliefert. Den Baumbesitzern „können wir damit Perspektiven bieten“, so Metz. Denn es solle vermieden werden, dass die Walnuss- als die mächtigsten Bäume aus den Dorfbildern verschwinden, was im wahrsten Sinn des Wortes „einschneidende“ Veränderungen mit sich bringen würde. Es gebe schon einige „nette Kooperationen“ mit Direktvermarktern.

Die wiederum müssen sich Investitionen gut überlegen. Denn breit gestreut sind die Förderprogramme. Je nach Verarbeitungsstufe und Produktvielfalt gibt es 15 oder 25 Prozent, wie Johann Prell als Leiter des beim AELF Kulmbach angesiedelten Fachzentrums für Einzelbetriebliche Investitionsförderung (EIF) verschiedene Programme erläuterte. Bei der Zuordnung „hätten es auch die Behörden schwer“, räumte er ein. Gemischt genutzte Gebäude machten alles noch komplizierter.

Bis zu 80 Prozent gibt es sogar bei EU-Förderung über den Leadertopf, wie Carolin Tischner von der Leader-Aktionsgruppe Altmühlfranken in Aussicht stellte. Entsprechend hoch seien aber die Anforderungen. Jenen Weg geht etwa das Projekt „Erlebnismosterei Nennslingen“.

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