Zu teuer: Verkehrsübungsplatz in Altdorf sorgt für Diskussion

7.11.2018, 10:17 Uhr
Der neue Verkehrsübungsplatz muss her, darin sind sich alle einig. Ob er allerdings einen digitalen Unterrichtsraum braucht, darüber gehen die Meinungen auseinander.

© dpa Der neue Verkehrsübungsplatz muss her, darin sind sich alle einig. Ob er allerdings einen digitalen Unterrichtsraum braucht, darüber gehen die Meinungen auseinander.

Kritik an dem neuen Verkehrsübungsplatz südlich der Skateanlage in Altdorf kommt vor allem aus Feucht. Die Gemeinde ist der zweitgrößte Gebührenzahler des Gemeinschaftsprojekts (wir berichteten). Die Feuchter SPD-Gemeinderätin Ines Stelzer stellt den Neubau grundsätzlich nicht in Frage, rechnet aber vor, dass der Schulungsraum für nur 75 Stunden pro Jahr genutzt werden würde – für alle sechs Kommunen zusammen. Eine Toilette und ein Raum zum Aufwärmen seien in der kalten Jahreszeit zweifellos notwendig, ein digitales Klassenzimmer würde jedoch zu wenig genutzt werden und sei überflüssig.

Auch sei problematisch, dass vermutlich nicht alle vierten Klassen der betroffenen Gemeinden die theoretische Verkehrserziehung in Altdorf nutzen könnten. „Das würde in der Praxis bedeuten, dass jede einzelne Klasse über diese vier bis sechs Wochen Theorie für vier Stunden pro Woche mit dem Bus angefahren werden muss. Das ist nicht erfüllbar“, sagt Stelzer auf Facebook.

Altdorfer CSU verteidigt Pläne

Auch innerhalb Altdorfs gibt es Fragen zum Projekt Verkehrsübungsplatz. Christian Lamprecht, Ortsvorsitzender der Altdorfer FDP, kritisiert das Vorgehen des Altdorfer Stadtrates. Schulen und Lehrer hätten vor der Planung nach ihrer Meinung gefragt werden sollen. "Dieser Plan sollte unbedingt noch einmal mit allen relevanten Fachleuten diskutiert werden", fordert Lamprecht. "Die 275.000 Euro könnte man in unseren Schulen und für unsere Kinder sicher sinnvoller investieren." Auch er lehnt einen modernen Verkehrsübungsplatz nicht ab, sondern nur den Bau eines Schulungsraums, den der Feuchter Gemeinderat als "Luxuslösung" bezeichnet hat.

Thomas Kramer von der Altdorfer CSU verteidigt die Pläne des Altdorfer Stadtrates. Die Digitalisierung halte immer mehr Einzug in den Lebens- und Arbeitsalltag. "Wie man in diesem Zusammenhang einen PC und einen Beamer als Luxus bezeichnen kann, ist mir schleierhaft“, sagt der Fraktionsvorsitzende. Fast eine Million Euro seien zweifelsohne viel Geld für einen Verkehrsübungsplatz, gab er zu. Die Planung hätte sich ursprünglich auch auf rund 500.000 Euro belaufen. In der derzeitigen Bausituation seien Handwerker allerdings nur begrenzt verfügbar. Das führe zu höheren Ausgaben. „Mir ist die Sicherheit unserer Kinder den Anteil der Stadt Altdorf von 184.400 Euro wert", schreibt Kramer online.

Altdorfer Polizei wartet noch ab

Stadträtin Micha Tabor von der Altdorfer SPD stimmt dem zu. Sie versucht Konsens herzustellen. Dass man über die Art und Ausstattung eines Verkehrsübungsplatzes diskutiert, sei völlig richtig. Wichtig sei jedoch vor allem, dass Kinder richtiges Verhalten im Straßenverkehr kennenlernen, um sich im zunehmenden Verkehr sicher bewegen zu können. Am Ende sollte einem die Sicherheit der Kinder auch etwas wert sein. Wegen des herrschenden Unmuts schlug Tabor vor, noch einmal gemeinsam mit Lehrern, Polizei, Elternbeiräten und Stadträten über Lösungen, Wünsche, Vorschläge und Bedenken zu sprechen. "Ich hoffe auf einen baldigen guten Kompromiss", sagt sie.

Rainer Purucker von der Verkehrswacht Altdorf Feucht spricht sich für ein extra Gebäude beim Verkehrsübungsplatz aus, das Toiletten, Fahrradabstellplätze, Unterstellfläche und einen Aufenthaltsraum umfasst. Ein digitales Klassenzimmer hält er für unnötig. Die Altdorfer Polizei möchte weitere Besprechungen abwarten, bevor sie sich zu dem Thema äußert.